Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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China<br />
China<br />
Hanns Günther Hilpert<br />
Seit der Jahrtausendwende prägt der epochale wirtschaftliche<br />
Aufstieg Chinas die globalen Rohstoffmärkte.<br />
Der dynamisch wachsende Rohstoffverbrauch<br />
der Volksrepublik und die daraus abgeleitete stark<br />
steigende Importnachfrage sind der wesentliche<br />
Grund für den weltweiten Ausbau des Bergbaus und<br />
der Rohstoffproduktion. Im Mittelpunkt der ausdifferenzierten<br />
Rohstoffpolitik Chinas steht die Sorge um<br />
die eigene Versorgungssicherheit. Das Ziel, wirtschaftliches<br />
Wachstum, Industrialisierung und M<strong>oder</strong>nisierung<br />
durch eine hinreichende Rohstoffbevorratung zu<br />
gewährleisten, genießt Priorität vor Überlegungen, die<br />
sich auf eine globale Rohstoffgovernance richten.<br />
Die rohstoffwirtschaftliche Lage<br />
Mineralische Rohstoffe sind die materielle Basis für<br />
Chinas dynamische wirtschaftliche Entwicklung mit<br />
Wachstumsraten von zehn Prozent im Durchschnitt<br />
der vergangenen 32 Jahre. Der Aufbau der Infrastruktur<br />
des drittgrößten Flächenstaats der Erde, die Urbanisierung<br />
in dem mit rund 1,3 Milliarden Menschen<br />
bevölkerungsreichsten Land, die Entwicklung zum<br />
inzwischen größten industriellen Produzenten und<br />
die Deckung des Konsumbedarfs einer wachsenden<br />
Mittelschicht wären ohne eine verlässliche Rohstoffwirtschaft<br />
nicht möglich. Es ist zu erwarten, dass<br />
Chinas Rohstoff- und Metallverbrauch noch geraume<br />
Zeit zunehmen wird, und zwar sowohl absolut als<br />
auch relativ pro Kopf <strong>oder</strong> pro Einheit Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP). 1<br />
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, wie<br />
dominant der Einfluss der Volksrepublik auf die glo-<br />
1 Für eine Erörterung des Zusammenhangs zwischen Wirtschaftswachstum<br />
und Metallverbrauch und für eine Projektion<br />
des Metallverbrauchs Chinas vgl. Huw McKay/Yu Sheng/<br />
Ligang Song, »China’s Metal Intensity in Comparative Perspective«,<br />
in: Ross Garnaut/Jane Golley/Ligang Song (Hg.),<br />
China the Next Twenty Years of Reform and Development, Canberra:<br />
ANU E. Press, 2010, S. 73–bei Orientierung an den Entwicklungsverläufen<br />
von Chinas Nachbarstaaten (Japan, Südkorea,<br />
Taiwan) und unter Berücksichtigung der Besonderheiten<br />
Chinas wird ein maximaler Stahlverbrauch von<br />
700 Kilogramm pro Kopf und Jahr prognostiziert.<br />
bale Rohstoffproduktion, den globalen Rohstoffverbrauch,<br />
den <strong>internationale</strong>n Rohstoffhandel und<br />
die Entwicklung der Weltmarktpreise ist. Gegenwärtig<br />
findet die Produktion von Massenmetallen<br />
überwiegend in China statt, wie die Weltmarktanteile<br />
<br />
(33,9%), Nickel (5,2%), R<br />
<br />
<br />
Produktion nicht-energetischer Rohstoffe (nach Gewicht)<br />
lag China 2010 im <strong>internationale</strong>n Vergleich<br />
auf Rang eins. 2 Wie sehr die Entwicklung von der<br />
Nachfrage getrieben ist, zeigt sich an den nochmals<br />
höheren Anteilswerten der Volksrepublik beim Rohstoff<br />
<br />
3 Auch bei der Produktion<br />
einiger Stahlveredler, Edelmetalle, seltener Metalle<br />
und Industriemineralien belegt das Land vordere<br />
Plätze. <br />
China hat das Glück, einen großen Teil der heimischen<br />
Nachfrage aus eigenen Rohstoffquellen decken<br />
zu können. Es ist mit sehr reichhaltigen Metall- und<br />
Minerallagerstätten ausgestattet, deren Dimensionen<br />
bestenfalls mit Australien vergleichbar sind. Soweit<br />
derzeit bekannt, hält China die weltweit größten<br />
Reserven an Antimon, Baryt, Bismut, Gips, Graphit,<br />
Indium, Molybdän, Seltenen Erden, Silikon, Strontium,<br />
Titan, Vanadium, Wolfram und Zinn, die zweitgrößten<br />
Reserven an Blei, Diatomit, Kadmium, Lithium,<br />
Magnesium und Zink. Bei Eisenerz, Flussspat,<br />
2 Vgl. Österreichisches Bundesministerium für Wirtschaft,<br />
Familie und Jugend (BMWFJ) (Hg.), World Mining Data, Wien<br />
2012, (eingesehen am<br />
31.1.2013).<br />
3 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)/<br />
Deutsche Rohstoffagentur (DERA) (Hg.), Deutschland – Rohstoffsituation<br />
2010, Hannover, Dezember 2011 (DERA Rohstoffinformationen),<br />
S. 117–136, <br />
(eingesehen am 15.10.2012).<br />
4 Vgl. BMWFJ (Hg.), World Mining Data [wie Fn. 2]. Keine<br />
Angaben für Indium.<br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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