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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Indien<br />

in der Frage des Rechtsanspruchs auf die Rohstoffe:<br />

Im eigenen Territorium fallen sie dem jeweiligen Bundesstaat<br />

und in den Offshore-Gebieten der Zentralregierung<br />

zu. 17 Die Parlamente auf Bundes- und Länderebene<br />

gelten geheimhin als schwach und haben<br />

nur geringe Kontrollkompetenzen.<br />

Der Privatsektor ist bis auf die genannten Großunternehmen<br />

fragmentiert und wenig entwickelt.<br />

Zurückgeführt wird dies darauf, dass die Staatsunternehmen<br />

generell bevorzugt werden, eine geringe<br />

Investitionssicherheit herrscht, die Regulierungen<br />

unklar sind und sich überschneiden, das GSI nur<br />

unzureichende Explorationen durchführt und die<br />

Genehmigungsprozesse unabsehbar lange dauern. So<br />

ist es nicht verwunderlich, dass <strong>internationale</strong> Unternehmen<br />

bisher hauptsächlich im Handel operieren.<br />

In der Exploration sind vorwiegend große indische<br />

<br />

Konzerne wie Tata, Essar und die O. P. Jindal aktiv.<br />

Ein großes Problem bildet der illegale Bergbau.<br />

Allein im Jahr 2010 wurden hier 000 illegale Aktivitäten<br />

gezählt, was einer Quote von dreißig gesetzeswidrigen<br />

Aktivitäten gegenüber einer legalen Aktivität<br />

entsprach. 19 Immerhin ist die Gesamtzahl der illegalen<br />

Minen rückläufig und konzentriert sich auf elf<br />

eher unterentwickelte Bundesstaaten. 20 Angesichts<br />

der Umweltzerstörungen, Vertreibungen, Korruption<br />

und Patronage stoßen Bergbauunternehmen häufig<br />

auf lokalen Widerstand. Dieser wird von den Firmen<br />

und den staatlichen Stellen oft ignoriert, so dass<br />

lokale Protestbewegungen entstehen und teilweise<br />

Aufstandsbewegungen wie die maoistischen Naxaliten<br />

Zulauf erhalten. 21<br />

17 Vgl. MoM (Hg.), Annual Report 2011–12 [wie Fn. 16], S. 69.<br />

18 Vgl. Ministry of Steel (Hg.), Annual Report 2011–12, Neu-<br />

Delhi 2012, S. 27ff, (eingesehen am 10.10.2012); Ernst & Young Pvt.<br />

Ltd., Exploring India: Mining the Opportunities [wie Fn. 15], S. 7;<br />

Keith Campbell, »India Seeks Natural Resources in Africa<br />

But Recognises Continent’s Development Needs«, in: Mining<br />

Weekly, 25.3.2011, <br />

(eingesehen am 10.10.2012).<br />

19 Vgl. Human Rights Watch (Hg.), Out of Control. Mining,<br />

Regulatory Failure, and Human Rights in India, 2012, S. 1, <br />

(eingesehen am 10.10.2012).<br />

20 Vgl. Ernst & Young Pvt. Ltd. (Hg.), Exploring India: Mining the<br />

Opportunities [wie Fn. 15], S. 7; MoM (Hg.), Annual Report 2011–12<br />

[wie Fn. 16], S. 21; MoM (Hg.), Unlocking the Potential of the Indian<br />

Minerals Sector [wie Fn. 1], S. 12.<br />

21 Vgl. Human Rights Watch (Hg.), Out of Control. Mining,<br />

Regulatory Failure, and Human Rights in India [wie Fn. 19];<br />

Konzeptionen und Strategien<br />

Das MoM sieht mehrere Herausforderungen für<br />

Indien. 22 Die steigende <strong>internationale</strong> Nachfrage hat<br />

für Indiens rohstoffverbrauchende Industrie höhere<br />

Kosten zur Folge. Zugleich sinkt die Produktivität<br />

bestehender Vorkommen, so dass die Exploration<br />

intensiviert werden muss. Dennoch sieht das MoM<br />

gute Perspektiven für die indische Rohstoffindustrie –<br />

einerseits wegen der großen Rohstoffreserven des Landes,<br />

andererseits durch die bereits eingeleiteten und<br />

angestrebten Reformen. In einem Szenario für 2025<br />

wird erwartet, dass der Bergbau einen Wachstumsbeitrag<br />

in Höhe von 250 Milliarden US-Dollar leisten<br />

sowie 2,5 Millionen neue Arbeitsplätze im Sektor<br />

selbst und mittelbar weitere 13 Millionen Arbeitsplätze<br />

schaffen wird.<br />

Um den Rohstoffsektor in Indien nachhaltig zu entwickeln,<br />

sieht das MoM Maßnahmen in sechs Bereichen<br />

vor: Erstens sollen die nationale Rohstoffbasis<br />

vergrößert und bei als selten definierten Rohstoffen<br />

der Zugang zu ausländischen Rohstoffquellen verbessert<br />

werden. Auf nationaler Ebene ist geplant, dass<br />

das GSI in Zusammenarbeit mit dem Privatsektor in<br />

den nächsten fünf Jahren geophysikalische und geochemische<br />

Daten von bis zu dreißig Prozent des indischen<br />

Territoriums erhebt. Bislang sind lediglich rund<br />

vier Prozent der Fläche erfasst. Gemeinsam mit dem<br />

Ministerium für Geowissenschaften (Ministry of Earth<br />

Sciences) sollen Strategien für den Abbau in Offshore-<br />

Gebieten entwickelt werden. Ziel ist, die Bereitstellung<br />

von Daten durch das GSI auch auf digitaler Basis<br />

erheblich zu verbessern, um dem Privatsektor, beispielsweise<br />

über Geoinformationssysteme, Investitionsmöglichkeiten<br />

aufzuzeigen. Die Aktivitäten des<br />

Privatsektors sollen gefördert werden, indem Genehmigungsprozesse<br />

beschleunigt, die Rechtssicherheit<br />

gesteigert, die Übertragbarkeit von Lizenzen erleichtert<br />

und finanzielle Anreizsysteme geschaffen werden.<br />

Insbesondere bei Rohstoffen, die nach aktuellem<br />

Kenntnisstand national kaum vorhanden und nur in<br />

wenigen Ländern verfügbar sind, setzt das MoM auch<br />

auf staatlich geförderte Projekte im Ausland. Dies<br />

betrifft unter anderem Kalisalz, Kobalt, metallurgische<br />

»Stop Mining in Naxal-hit Areas: V Kishore Chandra Deo«,<br />

in: The Economic Times, 1.6.2012, <br />

(eingesehen am<br />

10.10.2012).<br />

22 Vgl. MoM (Hg.), Unlocking the Potential of the Indian Minerals<br />

Sector [wie Fn. 1].<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

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