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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Argentinien<br />

Förderaktivitäten direkt zu beteiligen, so dass die Vergabe<br />

von Konzessionen zwingend ist. Einheimische<br />

und ausländische Investitionen in diesem Sektor dürfen<br />

nicht unterschiedlich behandelt werden. Ausländischen<br />

(juristischen wie natürlichen) Personen,<br />

die investieren wollen, wird das Recht gewährt, den<br />

Nettogewinn der eigenen Investition ohne jegliche<br />

Restriktion ins Ausland zu transferieren. Es gilt freier<br />

Binnen- und Außenhandel für sämtliche Mineralien<br />

mit Ausnahme von Kernenergierohstoffen. Der Bergbau<br />

genießt zahlreiche Vorteile fiskalischer Art, beispielsweise<br />

beim Import von Maschinen(-teilen) <strong>oder</strong><br />

bei der Vorausplanung der steuerlichen Belastung,<br />

deren Stabilität für 30 Jahre gesichert ist. Die Regelung<br />

zur Finanzierung und Rückerstattung der Mehrwertsteuer<br />

(Régimen de Financiamiento y Devolución del<br />

IVA, Ley Nr. 24.402, 1994) etwa begünstigt die Bergbauaktivitäten<br />

beim Kauf von Kapitalgütern.<br />

Im Jahr 2012 gab es auf nationaler Ebene einige<br />

Initiativen, die darauf gerichtet waren, die Branchenpolitik<br />

zwischen den Provinzen unter Einbeziehung<br />

der Bundesregierung stärker zu harmonisieren. Zu<br />

den zentralen Themen, die dabei erörtert wurden,<br />

gehörten der Umgang mit den sich mehrenden Protesten<br />

gegen den Rohstoffabbau und die Forderung<br />

einer größeren ökonomischen Teilhabe der Provinzregierungen<br />

an den Bergbauaktivitäten. Vor dem<br />

Hintergrund einer zunehmenden Mobilisierung der<br />

Bevölkerung gegen Förderprojekte in verschiedenen<br />

Regionen des Landes bildeten im Februar neun regierungsfreundliche<br />

Gouverneure und eine Gouverneurin<br />

die Föderale Organisation der Bergbaustaaten<br />

(Organización Federal de Estados Mineros, OFEMI).<br />

Diese unterzeichneten im März 2012 die Föderale<br />

Vereinbarung zur Bergbauentwicklung (Acuerdo Federal<br />

para el Desarrollo Minero). 29 Darin beschließen sie im<br />

Einklang mit der Position der Bundesregierung, provinzeigene<br />

Unternehmen zu gründen, die sich am<br />

Rohstoffabbau (Erkundung und Förderung) und an<br />

dessen profitorientierter Verwertung beteiligen sollen,<br />

sowie Agenturen zur lokalen Entwicklung von Infrastrukturfonds<br />

aufzubauen.<br />

Internationale Ebene<br />

Die <strong>internationale</strong> Vernetzung und Koordination des<br />

Bergbausektors ist nur schwach entwickelt. Die Insti-<br />

29 Das Dokument wurde unterschrieben von den Gouverneuren<br />

der Provinzen Jujuy, Salta, La Rioja, San Juan, Mendoza,<br />

Neuquén, Rio Negro, Chubut und Santa Cruz sowie<br />

von der Gouverneurin von Catamarca.<br />

tutionen, die es in diesem Bereich gibt, haben kaum<br />

Governancefunktionen und dienen auch weniger als<br />

Konvergenzmechanismen denn als Austauschforen.<br />

Argentinien ist einer von 17 Mitgliedstaaten 30 der im<br />

gegründeten Lateinamerikanischen Bergbauorganisation<br />

(Organismo Latinoamericano de<br />

Minería, OLAMI), deren Generalsekretariat in der<br />

Provinz Buenos Aires angesiedelt ist. 31 Der Verband<br />

setzt sich aus nationalen Koordinierungseinheiten<br />

zusammen, in denen wiederum verschiedene Akteure<br />

des Sektors (Gewerkschaften, Unternehmen, Behörden,<br />

Universitäten etc.) vertreten sind. Im Rahmen des<br />

Gemeinsamen Marktes des Südens (Mercado Común<br />

del Sur, Mercosur) beschäftigt sich die Unterarbeitsgruppe<br />

Bergbau und Geologie (Subgrupo de Trabajo<br />

Nr. 15) des Mercosur-Rats (Consejo Mercado Común)<br />

mit Fragen des Rohstoffabbaus.<br />

Argentinien ist Partner des ersten binationalen<br />

Bergbauprojekts der Welt. Im andinen Grenzgebiet<br />

zwischen der argentinischen Provinz San Juan und der<br />

chilenischen Region Atacama sollen Rohstoffe an zwei<br />

Standorten unter einer gemeinsamen Koordination<br />

abgebaut werden. In El Pachón geht es um die Förderung<br />

von Kupfer und Molybdän, in Pascua-Lama um<br />

Gold und Silber. Beide Regierungen haben zu diesem<br />

Zweck 1997 und 1999 ein Abkommen über Integration<br />

und Komplementierung der Bergbauaktivitäten unterzeichnet,<br />

das im Jahr 2000 in Kraft trat.<br />

32 Internationalen<br />

Initiativen wie der Extractive Industries Transparency<br />

Initiative (EITI) schenkt Argentinien kaum<br />

Aufmerksamkeit. 33 Die Regierung Kirchner steht der-<br />

30 Mitgliedsländer der OLAMI sind Argentinien, Bolivien,<br />

Brasilien, Chile, Costa Rica, Dominikanische Republik, Ecuador,<br />

El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Kuba,<br />

Mexiko, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela.<br />

31 Vgl. die Website von OLAMI, (ein-<br />

<br />

32 Der Tratado de integración y complementación minera entre<br />

Argentina y Chile flexibilisierte eine Reihe von Regelungen: Es<br />

sicherte die Freizügigkeit von Personen und Gütern zwischen<br />

den Ländern, die nun nicht mehr den Außenhandelsnormen<br />

unterliegen. Argentinien und Chile können weiterhin ihre<br />

eigene Gesetzgebung in Sachen Umwelt, Arbeit, Gesundheit<br />

etc. anwenden. Das Personal zahlt nur in dem Land Steuern,<br />

in dem es eingestellt ist. Die Investoren können auf allerlei<br />

Naturressourcen (etwa Wasserreserven) zurückgreifen, die für<br />

die Bergbauförderung benötigt werden. Auch die Errichtung<br />

eines binationalen Verwaltungsausschusses für die Schlichtung<br />

von Streitfällen wurde beschlossen; Estarelles, Situación<br />

actual de la minería en la Argentina [wie Fn. 11], S. 13f.<br />

33 Unter den Staaten Lateinamerikas ist nur Peru Mitglied<br />

von EITI, Guatemala ist Beitrittskandidat; siehe die Website<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

30

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