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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Einleitung: Globale Rohstoffmärkte – <strong>Nationale</strong> Rohstoffpolitiken<br />

Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) zu<br />

steigern. Sie verpflichteten sich auch »zur Einführung<br />

von Gesetzen und sonstigen Vorschriften für Transparenz<br />

<strong>oder</strong> zur Förderung freiwilliger Standards, die<br />

Unternehmen im Öl-, Gas- <strong>oder</strong> Bergbausektor auffordern<br />

<strong>oder</strong> ermutigen, ihre Zahlungen an Regierungen<br />

offenzulegen«. Ziel ist, in den rohstoffreichen Entwicklungsländern<br />

wirtschaftliches Wachstum und<br />

Entwicklung durch mehr Transparenz und gute Regierungsführung<br />

zu fördern. 15<br />

<strong>Kooperation</strong>shindernisse<br />

Auch wenn das Bewusstsein dafür geschärft worden<br />

ist, dass die Herausforderungen auf den Rohstoffmärkten<br />

nicht im nationalen Alleingang, sondern<br />

nur in <strong>internationale</strong>r Zusammenarbeit gemeistert<br />

werden können, ist das Thema sowohl unter den<br />

G20<br />

kontrovers. Während einige G20-Staaten das Problem<br />

vor allem in Spekulationsgeschäften und Rohstoffkartellen<br />

sehen, prangern andere die staatlichen<br />

Interventionen in die Märkte an. Sosehr die Problemwahrnehmungen<br />

divergieren, so sehr unterscheiden<br />

sich auch die Sorgen und Interessen der G20-Mitglieder.<br />

Stark importabhängige Industrieländer wie<br />

Deutschland, Frankreich, Italien und Japan sorgen<br />

sich angesichts der steigenden Preise und zunehmender<br />

Knappheit darum, dass ihre Industrien sicher<br />

versorgt werden und wettbewerbsfähig bleiben. Das<br />

trotz großer Bergbauproduktion rohstoffabhängige<br />

China fürchtet, dass der heimische Entwicklungs- und<br />

Industrialisierungsprozess aufgrund von Versorgungsengpässen<br />

<strong>oder</strong> gar -unterbrechungen ins Stocken<br />

geraten könnte. Produzentenstaaten wie Australien,<br />

Brasilien, Kanada, Russland und Südafrika wiederum<br />

begrüßen die steigenden Preise und sehen darin eine<br />

Chance für Wohlstand und Entwicklung.<br />

Die <strong>Kooperation</strong> der G20-Staaten wird darüber<br />

hinaus durch Unterschiede zwischen den Ordnungsvorstellungen<br />

und rohstoffwirtschaftlichen Traditionen<br />

erschwert. Während Politik und Wirtschaft in den<br />

angelsächsischen Ländern im Allgemeinen der Steuerungsfunktion<br />

freier Märkte vertrauen, ist in Kontinentaleuropa<br />

und in Ostasien die Furcht vor einer<br />

15 Vgl. G8 Declaration: Renewed Commitment for Freedom and<br />

Democracy<br />

<br />

2011deauville/2011-declaration-en.html> (eingesehen<br />

am 2.5.2012).<br />

Erschöpfung mineralischer Reserven, einer Fehlsteuerung<br />

der Märkte <strong>oder</strong> einer Unterbrechung der Seewege<br />

verbreitet. Generell besteht Uneinigkeit über die<br />

Rolle von Staat und Wirtschaft sowie über den Einsatz<br />

diverser Instrumente, um die Probleme auf den Rohstoffmärkten<br />

anzugehen. Die deutsche Bundesregierung<br />

beispielsweise verpflichtet in ihrer Rohstoffstrategie<br />

die Unternehmen dazu, eine sichere Versorgung<br />

zu garantieren. Die Regierung will die Bemühungen<br />

der Wirtschaft lediglich durch flankierende Maßnahmen<br />

unterstützen und dort eingreifen, wo die<br />

Märkte nicht funktionieren. Staatliche Reservehaltung<br />

<strong>oder</strong> gar eine Staatsgesellschaft für Fragen der Exploration<br />

und Gewinnung von Rohstoffen ist für sie keine<br />

Option. In anderen Ländern, beispielsweise in Japan<br />

und Südkorea, spielt die Regierung eine deutlich aktivere<br />

Rolle. Dort erhalten Unternehmen Unterstützung<br />

durch die staatseigenen Rohstofffirmen JOGMEC<br />

(Japan Oil, Gas and Metals National Corp.) und KORES<br />

(Korea Resources Corp.). Sie sind nicht nur für die<br />

nationale Lagerhaltung von Öl, Gas und strategischen<br />

Metallen zuständig, sondern investieren auch in ausländische<br />

Rohstoffquellen. Noch weiter geht China,<br />

das die heimischen Verbrauchsindustrien über eine<br />

Regulierung der Rohstoffmärkte gezielt fördert, beispielsweise<br />

im Sektor der Seltenen Erden.<br />

Gravierende Unterschiede gibt es auch beim Einsatz<br />

des außenwirtschaftlichen Instrumentariums. Während<br />

beispielsweise die EU, USA, Japan und Mexiko<br />

etwa chinesische Restriktionen bei der Ausfuhr von<br />

Mineralien und Metallen als wettbewerbsverzerrend<br />

beklagen, verweist nicht allein China auf die nationale<br />

Souveränität über seine Rohstoffe, die Notwendigkeit<br />

des Ressourcenschutzes sowie den Schutz der Umwelt<br />

und der Gesundheit von Mensch und Tier. Uneinigkeit<br />

zwischen den G20-Ländern besteht schließlich<br />

auch über die Ziele und den Einsatz entwicklungspolitischer<br />

Instrumente. So nimmt Deutschland für<br />

sich in Anspruch, seine technischen und finanziellen<br />

Hilfen größtenteils an klare Bedingungen guter Regierungsführung<br />

zu koppeln, um eine bessere Rohstoffgovernance<br />

und nachhaltige Rohstoffwirtschaft in<br />

Entwicklungsländern zu fördern. China wiederum<br />

verzichtet auf solche Konditionen bei der Leistung<br />

von Hilfsmaßnahmen. Ähnlich verlaufen die Konfliktlinien<br />

beim Thema Transparenz in Zahlungsflüssen<br />

und der Pflicht zur Sorgfalt in den Lieferketten für<br />

mineralische Rohstoffe. Mit dem US-amerikanischen<br />

Dodd-Frank Act (2010) und der EU-Transparenzinitiative<br />

(2011) übernahmen die USA und die EU hier eine Vorreiterrolle<br />

– stoßen dabei aber auf den vehementen<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

16

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