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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Länderauswahl und Ergebnisse<br />

bilaterale Vereinbarungen wie Memoranda of Understanding<br />

<strong>oder</strong> Rohstoffpartnerschaften fungieren als<br />

Instrumente einer Ressourcendiplomatie. Einige Länder<br />

nutzen ihre Botschaften und rohstoffpolitischen<br />

Institutionen, um ihrer Wirtschaft Türen in den ausländischen<br />

Produzentenstaaten zu öffnen.<br />

Günstige Finanzierungen und Investitionsversicherungen<br />

bieten die Außenwirtschaftsförderungen Chinas,<br />

Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Japans, Südkoreas<br />

und des Vereinigten Königreichs.<br />

Exportrestriktionen<br />

Exportrestriktionen, zumeist in Form von Exportzöllen,<br />

sind Bestandteil der Rohstoffpolitiken Argentiniens,<br />

Chinas, Indonesiens und Russlands. Besonders<br />

China bedient sich einer breiten Palette an Maßnahmen,<br />

um seine Rohstoffausfuhren zu beschränken<br />

bzw. zu verteuern. Neben Exportzöllen zählen dazu<br />

Exportquoten, obligatorische Exportlizenzen, verpflichtende<br />

Mindestpreise, Verbote des Veredelungsverkehrs<br />

und die Aussetzung der Mehrwertsteuerrückerstattung.<br />

In Indonesien dürfen Exportunternehmen,<br />

die über keine eigene Raffinerie <strong>oder</strong> keine<br />

Weiterverarbeitung im Land vereiche<br />

Mineralien und Metalle nicht mehr ausführen.<br />

Eher vereinzelt werden Exportrestriktionen von<br />

Indien (Exportzoll auf Eisenerz) und Südafrika (Exportlizenzpflicht<br />

für einige Metalle) erlassen. Begründet<br />

werden sie mit Ressourcenschutz, Umweltschutz, Förderung<br />

der heimischen Wertschöpfung <strong>oder</strong> schlicht<br />

mit der Notwendigkeit, staatliche Einnahmen zu<br />

erzielen. Die EU (auch als Vertreter von Deutschland,<br />

Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich)<br />

sowie Japan, Mexiko, die Türkei und die USA versuchen<br />

die Praxis der Exportrestriktion einzudämmen,<br />

indem sie bilaterale und multilaterale handelspolitische<br />

Maßnahmen ergreifen.<br />

Entwicklungspolitik<br />

Sowohl die OECD-Mitgliedstaaten innerhalb der G20-<br />

Gruppe als auch China sind zunehmend <strong>oder</strong> mit<br />

erneutem Engagement in Bezug auf Rohstoffe entwicklungspolitisch<br />

aktiv, in noch sehr geringem Maße<br />

auch Indien. Die Geberländer möchten damit erstens<br />

einen entwicklungs- und wirtschaftspolitisch erwünschten<br />

Mittel- und Wissenstransfer komplementär<br />

zur Rohstofferschließung im Empfängerland gewährleisten.<br />

Zweitens soll eine nachhaltige rohstoffbasierte<br />

Entwicklungsstrategie des Empfängerlandes gefördert<br />

werden. Drittens geht es darum, die Auslandsinvestitionen<br />

der heimischen Bergbauindustrie zu unterstützen.<br />

Nicht selten treten diese drei Motive zusammen<br />

auf.<br />

Vor allem die drei ostasiatischen Staaten China,<br />

Japan und Südkorea setzen auf den Dreiklang von<br />

Exportförderung, Direktinvestitionen und Entwicklungszusammenarbeit,<br />

insbesondere um eine physische<br />

Infrastruktur aufzubauen. Auf diese Weise<br />

sollen marktwirtschaftliche Entwicklungsprozesse im<br />

Empfängerland in Gang gebracht werden. Zumindest<br />

in Japan und Südkorea sind Entwicklungs- und Rohstoffpolitik<br />

institutionell getrennt, so dass Konzeption<br />

und Ausführung der rohstoffbezogenen Entwicklungshilfe<br />

durchaus eine eigenständige Rolle einnehmen.<br />

Das Ziel der Nachhaltigkeit ist am stärksten in den<br />

Entwicklungspolitiken der europäischen G20-Länder<br />

(Deutschland, Frankreich, Vereinigtes Königreich) sowie<br />

der USA verankert. Die rohstoffbasierte Entwicklungszusammenarbeit<br />

Australiens und Kanadas unterstützt<br />

und ergänzt das Engagement der nationalen<br />

Bergbauindustrie in Afrika, Lateinamerika und in der<br />

asiatisch-pazifischen Region.<br />

Global Governance<br />

Die meisten G20-Länder gehören einer <strong>oder</strong> mehreren<br />

der im Rohstoffsektor aktiven <strong>internationale</strong>n Governance-Institutionen<br />

an. Bislang hat sich jedoch keines<br />

von ihnen ausdrücklich dafür eingesetzt, diese auszubauen,<br />

zusammenzuführen und zu stärken, geschweige<br />

denn eine neue multilaterale Institution zu<br />

schaffen. Nicht nur die Schwellen- und Entwicklungsländer<br />

stehen solchen Ambitionen kritisch gegenüber,<br />

unterliegen diese doch schnell dem Verdacht, westliche<br />

Interessen zu befördern. Auch die großen Rohstoffproduzenten<br />

Kanada und Australien sehen keine<br />

Notwendigkeit für eine Reform der Governance-Architektur.<br />

Auf Widerstand trifft überdies der deutsche<br />

Vorstoß, das Thema Mineralien und Metalle intensiver<br />

in der G20 zu behandeln. Es ist unwahrscheinlich,<br />

dass es unter russischem <strong>oder</strong> australischem Vorsitz<br />

(2013 bzw. <br />

finden wird. Für Russland ist die Frage aufgrund der<br />

zahlreichen Exportzölle und -quoten heikel, und<br />

Australien macht sich dafür stark, dass sich die G20<br />

weiterhin vor allem makroökonomischen Fragen<br />

widmet. Größter Gegner des Ansinnens, das Thema<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

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