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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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China<br />

Diese für industrielle Investitionen vorteilhaften<br />

Bedingungen bilden einen fruchtbaren Nährboden<br />

für eine rohstoffbasierte Industriepolitik. Um die<br />

heimische Wertschöpfung und die inländischen Beschäftigungsgewinne<br />

in den nachgelagerten Produktionsstufen<br />

zu maximieren, nehmen zentrale und<br />

regionale Stellen vielfältigen Einfluss auf Investitionen,<br />

Produktion, Außenhandel und Technologietransfer.<br />

Sie vergeben zum Beispiel zinsgünstige Kredite,<br />

betreiben eine high-tech-bezogene Ansiedlungsund<br />

Förderpolitik und regulieren die Binnenwirtschaft<br />

in einer Art und Weise, die heimische Unternehmen<br />

begünstigt. 23 Aufgrund niedriger Produktionskosten,<br />

praktisch unbegrenzter heimischer<br />

Nachfrage und intensiven marktwirtschaftlichen<br />

Wettbewerbs konnten viele chinesische Rohstoff- und<br />

Grundstoffindustrien rasch zu dominanten Größen<br />

auf dem Weltmarkt werden und ausländische Wettbewerber<br />

durch Preisdruck aus dem Markt drängen.<br />

Gut dokumentiert sind derartige Entwicklungen bei<br />

Stahl, Aluminium 25 und Seltenen Erden. 26 Weniger<br />

bekannt sind Chinas führende Positionen bei Magnesium,<br />

Molybdän, Flussspat, Graphit und Wolfram.<br />

Exportbeschränkungen<br />

China reguliert den Außenhandel mit Rohstoffen,<br />

Raffinaden und Halbwaren, um die Versorgungssicherheit<br />

im Land zu verbessern <strong>oder</strong> die inländische<br />

Wertschöpfung zu stärken – sowohl in der Rohstoffverarbeitung<br />

selbst als auch in den nachgelagerten<br />

Produktionsstufen. Die Maßnahmen setzen vornehmlich<br />

beim Export an: Exportzölle, Exportquoten, obligatorische<br />

Exportlizenzen, verpflichtende Mindestpreise,<br />

Verbote des Veredelungsverkehrs und die Aussetzung<br />

der Mehrwertsteuerrückerstattung beschränken<br />

<strong>oder</strong> verteuern Chinas Rohstoffausfuhren. Dies<br />

betrifft sowohl Massenmetalle als auch Metalle und<br />

Mineralien, bei denen China aufgrund heimischer<br />

23 Vgl. Hanns Günther Hilpert, Chinas globale wirtschaftliche<br />

Herausforderung. Für eine kohärente Außenwirtschaftspolitik Europas,<br />

Berlin: <strong>Stiftung</strong> Wissenschaft und Politik, Dezember 2010<br />

(SWP-Studie 29/2010), S. 23.<br />

24 Vgl. in der Heiden, Chinese Sectoral Industrial Policy Shaping<br />

International Trade and Investment Patterns [wie Fn. ].<br />

25 Komesaroff, »Smelters Away« [wie Fn. ]; Komesaroff,<br />

»Off to Desert Pastures« [wie Fn. 17].<br />

26 Vgl. Hanns Günther Hilpert/Antje Elisabeth Kröger, »Seltene<br />

Erden – Die Vitamine der Industrie«, in: Stormy-Annika<br />

Mildner (Hg.), Konfliktrisiko Rohstoffe? Herausforderungen und<br />

Chancen im Umgang mit knappen Ressourcen, Berlin: <strong>Stiftung</strong><br />

Wissenschaft und Politik, Februar 2011 (SWP-Studie 5/2011),<br />

S. 163–167.<br />

Vorkommen und Produktion ein dominierender Weltmarktanbieter<br />

ist (Antimon, Flussspat, Gold, Graphit,<br />

Indium, Magnesium, Molybdän, Seltene Erden, Silikon,<br />

Silber und Wolfram). 27 Zuständig für die Umsetzung<br />

der Maßnahmen sind die Ministerien MOFTEC<br />

und MOEP, die Zollverwaltung (General Administration<br />

of Customs, GAC) sowie die Chinesische Handelskammer<br />

für Ex- und Import von Metallen, Mineralien<br />

und Chemie (China Chamber of Commerce of Metals,<br />

Minerals and Chemicals Importers and Exporters,<br />

CCCMC). Konfrontiert mit ausländischer Kritik und<br />

Klagen der Europäischen Union, der USA und Japans<br />

bei der World Trade Organization (WTO), werden die<br />

Exportbeschränkungen offiziell mit dem Umweltund<br />

Ressourcenschutz begründet.<br />

Durch die Kumulation der genannten Maßnahmen<br />

kann eine Preisdifferenz von über 30 Prozent<br />

<br />

zwischen China und dem Weltmarkt entstehen.<br />

Während sich die Marktversorgung in China bessert,<br />

erleiden ausländische Rohstoffverbraucher einen<br />

preislichen Wettbewerbsnachteil. Zwar werden<br />

Exportrestriktionen von zahlreichen Ländern als<br />

rohstoffwirtschaftliches Steuerungsinstrument eingesetzt,<br />

doch sind vor allem Chinas Exportbeschränkungen<br />

Ursache für größere Marktstörungen und<br />

Wettbewerbsverzerrungen. Denn die Restriktionen<br />

entfalten ihre marktschädliche Wirkung insbesondere<br />

dann, wenn das Exportland für das Weltangebot größenrelevant<br />

ist. Da China über eine beträchtliche<br />

Marktmacht auf den <strong>internationale</strong>n Rohstoffmärkten<br />

verfügt und die Nachfrage meist preisunelastisch ist,<br />

führen die chinesischen Exportrestriktionen zum Teil<br />

zu erheblichen Preissteigerungen am Weltmarkt und<br />

können Angebotsengpässe auslösen. 29<br />

27 Für einen aktuellen Überblick vgl. Bundesverband der<br />

Deutschen Industrie e.V. (BDI), Übersicht über bestehende Handelsund<br />

Wettbewerbsverzerrungen auf den Rohstoffmärkten, unveröffentlichtes<br />

Manuskript, Berlin 2012, S. 7–<br />

Delegation to China and Mongolia, Summary Note on Recent<br />

Developments on China’s Export Quotas on Raw Materials, Peking<br />

2012; für das illustrative Beispiel Koks: in der Heiden, Chinese<br />

Sectoral Industrial Policy Shaping International Trade and Investment<br />

Patterns [wie Fn. ], S. 11–19.<br />

28 So zum Beispiel bei Seltenen Erden; vgl. Jane Korinek/<br />

Jeonghoi Kim, Export Restrictions on Strategic Raw Materials and<br />

Their Impact on Trade, Paris: OECD, 29.3.2010 (OECD Trade<br />

Policy Working Papers Nr. 95), S. 16.<br />

29 Vgl. Hilpert, Chinas globale wirtschaftliche Herausforderung<br />

[wie Fn. 23], S. 22.<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

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