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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Die Rohstoffpolitik<br />

Darüber hinaus haben sich unlängst beide Kammern<br />

des Parlaments, Senat und Nationalversammlung,<br />

eingehend mit dem Thema Rohstoffe beschäftigt.<br />

Im Senat hat der Ausschuss für Auswärtiges und<br />

Verteidigung im März 2011 einen Bericht über die Versorgungsrisiken<br />

veröffentlicht, die der französischen<br />

Verteidigungsindustrie aus der Abhängigkeit von<br />

Metallimporten erwachsen. 12 Darin wird unter anderem<br />

die Renaissance einer staatlichen Industriepolitik<br />

gefordert, etwa in Form öffentlicher Investitionen in<br />

neue Förder- und Recyclingtechnologien. 13 Auch das<br />

dem Premierminister unterstellte Generalsekretariat<br />

für Verteidigung und nationale Sicherheit (Secrétariat<br />

Général de la Défense et de la Sécurité <strong>Nationale</strong>,<br />

SGDSN) leitete eine Untersuchung zu strategischen<br />

Metallen ein. Ein interparlamentarisches Gremium<br />

des Senats und der Nationalversammlung hat ebenfalls<br />

im März 2011 eine öffentliche Anhörung mit<br />

Fokus auf den Seltenen Erden durchgeführt, an der<br />

zentrale Regierungs- und Industrievertreter beteiligt<br />

waren. 15<br />

Konzeptionen und Strategien<br />

Die französische Rohstoffstrategie für nicht-energetische<br />

mineralische Rohstoffe ist im Entstehen<br />

begriffen, ein zentrales Referenzdokument existiert<br />

bislang nicht. 16 Einen ersten vorläufigen Maßnahmenkatalog<br />

stellte der Aktionsplan auf, den die französische<br />

Regierung im April 2010 verabschiedete. Ein<br />

zentraler Punkt darin war die Erstellung einer Liste<br />

jener Metalle, die aus französischer Sicht als strategisch<br />

zu bewerten sind. Darüber hinaus sah der Plan<br />

folgende Maßnahmen vor: die Erweiterung geologischer<br />

Kenntnisse durch neue Explorationskampagnen,<br />

die Entwicklung neuer Explorationsinstrumente, die<br />

Entwicklung einer Recyclingpolitik für strategische<br />

Metalle sowie die Verstärkung der Regierungsaktivitäten,<br />

namentlich durch die Einrichtung eines stän-<br />

digen Dialogs zwischen Staat und Industrie über<br />

Fragen der Versorgungssicherheit. 17 Das letztgenannte<br />

Vorhaben wurde mit der Gründung des COMES in<br />

die Tat umgesetzt, das nun mit der weiteren Ausarbeitung<br />

und Umsetzung einer Strategie für die Versorgung<br />

mit metallischen Rohstoffen betraut ist.<br />

Zum Thema mineralische Rohstoffe und Entwicklungszusammenarbeit<br />

gibt es schon <br />

ausgearbeitetes Strategiedokument. Dieses legte<br />

der Interministerielle Ausschuss für <strong>internationale</strong><br />

Zusammenarbeit und Entwicklung ( Comité Interministériel<br />

de la Coopération Internationale et du<br />

Développement<br />

es jedoch nicht in erster Linie um die Versorgungssicherheit<br />

Frankreichs, sondern darum, den Beitrag<br />

mineralischer Rohstoffe zur wirtschaftlichen und<br />

sozialen Entwicklung der Produzentenländer zu<br />

verbessern. Als wesentliche Schritte auf dem Weg<br />

dorthin identifiziert das CICID (1) die Bereitstellung<br />

relevanter Daten für die Exploration und die Gewinnung<br />

von Rohstoffen, (2) die Verbesserung der Regierungsführung<br />

und der Transparenz sowie (3) den<br />

Übergang zu einer Wirtschaft, die auf breiteres Wachstum<br />

statt nur auf Rohstoffeinnahmen setzt. Aus dem<br />

Kreis der Empfänger französischer Entwicklungshilfe<br />

19 benennt der CICID in dem Dokument insgesamt<br />

13 Länder in Zentral-, West- und Südafrika, die im<br />

Mittelpunkt der französischen Entwicklungszusammenarbeit<br />

im Rohstoffsektor stehen sollen.<br />

Maßnahmen und Instrumente<br />

Die COMES-Teilnehmer bestimmten in ihren ersten<br />

Sitzungen vier wesentliche Handlungsfelder: (1) die<br />

Identifizierung der Versorgungsrisiken, (2) die Erfassung<br />

des eigenen Rohstoffpotenzials, (3) Recycling,<br />

Effinale<br />

Zusammenarbeit. 20 Vier Arbeitsgruppen mit<br />

unterschiedlicher Zusammensetzung beschäftigen<br />

12 Vgl. Sénat (Hg.), Rapport d’information fait au nom de la commission<br />

des affaires étrangères, de la defense et des forces armées<br />

sur la sécurité des approvisionnements stratégiques de la France par<br />

M. Jacques Blanc, Senateur, 10.3.2011.<br />

13 Vgl. ebd., S. 33.<br />

14 Vgl. ebd., S. 36.<br />

15 Vgl. Office parlementaire d’évaluation des choix scientifiques<br />

et technologiques (Hg.), Rapport sur les enjeux des<br />

metaux strategiques: le cas des terres rares, <br />

16 Nach Auskunft eines leitenden Regierungsbeamten ist<br />

ein solches Dokument auch nicht geplant.<br />

17 Vgl. Communiqué du Conseil des ministres du 27 avril 2010<br />

[wie Fn. 9].<br />

18 Comité Interministériel de la Coopération Internationale<br />

et du Développement (CICID) (Hg.), Ressources minérales et développement<br />

en Afrique. Documentation d’orientation stratégique, Mai<br />

15.<br />

19 Die französische Zone de solidarité prioritaire umfasst mehr<br />

als 50 Staaten weltweit, die Mehrheit davon liegt in der Sub-<br />

Sahara.<br />

20 Vgl. Besson, Installation du Comité pour les Métaux Stratégiques<br />

[wie Fn. 10].<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

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