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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Die Rohstoffpolitik<br />

die XXIX. Internationale Bergbaukonferenz in Acapulco<br />

abgehalten. 29<br />

Unter Schlüsselakteuren in Regierung, Unternehmen<br />

und Nichtregierungsorganisationen wird eine<br />

Reihe von Themen diskutiert, die als Herausforderungen<br />

für den Bergbausektor gelten:<br />

Auf staatlicher Seite denkt man über die Einführung<br />

von Lizenzabgaben für den Bergbau nach. In<br />

diesem Zusammenhang wird seit einigen Jahren über<br />

eine sektorspezifische Steuerreform debattiert. Rohstoffunternehmen<br />

beklagen dabei die herrschende<br />

fiskalische Unsicherheit.<br />

Arbeitskonflikte und Streiks führen immer wieder<br />

dazu, dass Bergbauaktivitäten auf unbestimmte Zeit<br />

eingestellt werden. Dies erlebte etwa das kanadische<br />

Unternehmen Gammon Gold mit seiner »El Cubo«-<br />

Mine in Guanajuato, deren Betrieb 2010 für acht<br />

Monate ausgesetzt wurde. Ein weiteres Beispiel ist die<br />

von Grupo México betriebene Mine »Cananea« (heute<br />

»Buenavista del Cobre«) in Sonora. Sie blieb wegen<br />

eines für illegal erklärten Streiks 35 Monate lang<br />

geschlossen. 30 Gleichzeitig ist in Mexiko allgemein<br />

bekannt, dass die arbeitsrechtliche Gesundheits- und<br />

Sicherheitsnorm 023 in den seltensten Fällen vollständig<br />

eingehalten wird. 31 Während CAMIMEX eine<br />

Reform des Arbeitsrechts fordert, 32 wollen zivilgesellschaftliche<br />

Akteure erreichen, dass dessen Bestimmungen<br />

effektiv durchgesetzt werden. Auch der Mangel an<br />

qualifizierten Arbeitskräften wird von vielen Seiten<br />

beklagt. Zu dieser konfliktträchtigen Situation kommt<br />

der Umstand hinzu<br />

Amtszeit wiedergewählte Generalsekretär der Gewerkschaft<br />

SNTMMSRM seit sechs Jahren im kanadischen<br />

Exil lebt, um der Strafverfolgung in Mexiko zu entgehen.<br />

Er wird beschuldigt, Gelder des Bergbau-Fideikommisses<br />

unterschlagen zu haben. Der von Mexiko<br />

gestellte Auslieferungsantrag blieb bislang erfolglos. 33<br />

29 Vgl. ebd., S. 290.<br />

30 Vgl. CAMIMEX (Hg.), Informe Anual 2011 [wie Fn. 2], S. 15.<br />

31 Vgl. Secretaría del Trabajo y Previsión Social, NORMA Oficial<br />

Mexicana NOM-023-STPS-2003. Trabajos en minas – Condiciones de<br />

seguridad y salud en el trabajo, (eingesehen am 1.10.2012).<br />

32 Vgl. CAMIMEX (Hg.), Informe Anual 2011 [wie Fn. 2], S. 11.<br />

33 Vgl. Mariana Hernández, »El mandamiento judicial está<br />

solicitando a elementos de la Policía Federal Ministerial de la<br />

PGR procedan a la localización y captura de los dirigentes<br />

mineros«, in: El Financiero, 30.9.2012, <br />

(eingesehen am 1.10.2012).<br />

Im Rahmen der Entwicklung von Gemeinden<br />

(»desarrollo comunitario«) gilt es als dringende Notwendigkeit,<br />

lokale Gemeinschaften – vor allem von<br />

Indigenen und Bauern – in Bergbauprojekte einzubinden.<br />

Die soziale Akzeptanz der Projekte setzt das Vertrauen<br />

der Gemeinschaften vor Ort voraus. Dieses wiederum<br />

basiert auf der Erwartung der Bevölkerung,<br />

von höheren Einkommen, neuen Arbeitsplätzen sowie<br />

Aus- und Fortbildungsprogrammen zu profitieren.<br />

Freiwillige Maßnahmen der Unternehmensverantwortung<br />

(Corporate Social Responsibility) können dabei<br />

nur eine ergänzende Rolle spielen. In vielen Fällen<br />

herrscht jedoch der Eindruck vor, dass Bergbaufirmen<br />

auf Kosten der lokalen Bevölkerung exorbitante<br />

Gewinne erzielen und die staatlichen Instanzen vor<br />

allem die ökonomische Entwicklung im Auge haben. <br />

Der Umgang mit Kollektiveigentum – »ejidos« – ist<br />

daher ein höchst sensibles Thema. Nach dem »Censo<br />

Ejidal 2007« gibt es 35 »ejidos« und landwirtschaftliche<br />

Gemeinschaften (»comunidades agrarias«)<br />

auf einer Fläche von 105,9 Millionen Hektar, was<br />

gebietes<br />

entspricht. 35 Beratungsunternehmen empfehlen<br />

Bergbaufirmen, mit den offiziellen und informellen<br />

Führern der »ejidos« zu verhandeln. Diese<br />

gewähren den Besitz von Land bzw. den Zugang dazu<br />

in der Regel gegen soziale Maßnahmen und Entwicklungsprojekte.<br />

Die entsprechenden Verträge und Kompromisslösungen<br />

verursachen in Mexiko zahlreiche<br />

Konflikte.<br />

Auch Umweltfragen werden im Kontext von Bergbauprojekten<br />

problematisiert. Untertagebau gehört<br />

eher der Vergangenheit an; heute dominiert Tagebau<br />

in Mega-Dimensionen. Diese Abbaumethode fordert<br />

den Umweltschutz besonders heraus. Im Goldbergbau<br />

etwa bereitet der Umgang mit Zyanid große Schwierigkeiten.<br />

Es fehlt zudem an einer effektiven Regulierung<br />

zur Minenschließung. Gleichzeitig befürchten<br />

viele Akteure, dass Umweltargumente zur »Bergbaubremse«<br />

werden.<br />

34 Zu einer kritischen Analyse der negativen Effekte des<br />

Bergbaus auf Bauerngemeinschaften in Mexiko siehe zum<br />

Beispiel Claudia Garibay/Andrew Boni/Francesco Panico/Pedro<br />

Urquijo/Dan Klooster, »Unequal Partners, Unequal Exchange:<br />

Goldcorp, the Mexican State, and Campesino Dispossession<br />

at the Peñasquito Goldmine«, in: Journal of Latin American Geography,<br />

10 (2011) 2, S. 153–176; Matthew Fry, »From Crops to<br />

Concrete: Urbanization, Deagriculturalization, and Construction<br />

Material Mining in Central Mexico«, in: Annals of the Association<br />

of American Geographers, 101 (2011) 6, S. –1306.<br />

35 E&MJ (Hg.), Mexican Mining [wie Fn. 26], S. 56.<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

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