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144<br />

nach nicht in die Leistungskette einbezogen. 695 Demgegenüber geht die<br />

Zweiunternehmertheorie davon aus, dass die Leistung an Dritte grundsätzlich dem<br />

im eigenen Namen auftretenden Treuhänder zuzurechnen ist. 696 Die Vertreter<br />

dieser Theorie gehen zu recht allesamt davon aus, dass es für die Zurechnung von<br />

Leistungen lediglich auf das Außenverhältnis ankommt. 697<br />

Eng verbunden mit der Frage nach der Zurechnung von Umsätzen im Außenverhältnis<br />

ist die Frage nach der umsatzsteuerlichen Beurteilung der Begründung<br />

eines Treuhandverhältnisses. Betrachtet man den Treuhänder als umsatzsteuerlich<br />

relevantes Rechtssubjekt, so liegt die Frage nahe, ob eine Übertragung<br />

des Treugutes vom Treugeber auf den Treuhänder eine Lieferung im Sinne des §<br />

3 Abs. 1 UStG ist. Zu dieser Problematik werden sämtliche denkbaren Lösungen<br />

vertreten. Heidner 698 unterscheidet danach, ob der Treuhänder schuldrechtlich zur<br />

Verfügung (im zivilrechtlichen Sinne) über das Treugut berechtigt ist, oder ob das<br />

Treugut mit der Maßgabe übertragen wird, es nur zu verwalten (Verwaltungstreuhand).<br />

Schön 699 geht unter Hinweis auf das Kommissionärsgutachten des RFH 700<br />

aus dem Jahre 1919 davon aus, dass jede Verschaffung von Verfügungsmacht,<br />

also selbst die Ermächtigung nach § 185 BGB, eine Lieferung im Sinne des § 3<br />

Abs. 1 UStG darstellt. Giesberts 701 sieht in der Übertragung des Treugutes in jedem<br />

Fall eine Verschaffung von Verfügungsmacht, da er hierfür schon eine<br />

rechtsgeschäftslose Besitzüberlassung für ausreichend hält. Da dem Treuhänder<br />

aber nicht Substanz, Wert und Ertrag zukämen, sei die Übertragung von Treugut<br />

keine Leistung und damit auch keine Lieferung im Sinne des § 3 Abs. 1 UStG.<br />

Tamme 702 sieht bei Treuhandverhältnissen gar die Notwendigkeit, die Regelung<br />

695 BFH v. 14.1.1954, BStBl. III 1954, 120; Martin in: Sölch/Ringleb/List, UStG, § 3 Rz. 58;<br />

Giesberts in: Rau/Dürrwächter, UStG, § 3 Rz. 271 ff.; Lohmeyer, StuW 1970, Sp. 244 (253);<br />

Beker, DStR 1972, 618 f.; von Wallis, UR 1957, 45 f.; ders. NJW 1957, 321 (323); Stadie, Das<br />

Recht des Vorsteuerabzuges, S. 47; Wachweger, DStR 1973, 233 (234); Rosenau, DB 1966,<br />

Beilage 18, S. 10.<br />

696 BFH v. 15.6.1965, UR 1966, 113; v. 22.3.1973, V R 7/69, nicht veröffentlichtes Urteil, zitiert<br />

nach Eggesiecker, UR 1975, 269 (279); v. 11.10.1990, BStBl. II 1991, 191; jüngst auch BGH<br />

v. 12.12.1996, UR 1997, 427; Schön, Umsatzsteuerkongreß-Bericht 1991/92, 117 (123 ff.);<br />

Eggesiecker, UR 1975, 269 f.; Eggesiecker/Hofmeister, DStZ/A 1974, 37 (39); ebenso Tamme,<br />

UR 1974, 25 (30), allerdings in Analogie zu § 3 Abs. 3 UStG; Heidner, Treuhandverhältnisse<br />

im Steuerrecht, Rz. 706 ff.; ders. UR 1995, 122 (126); Kirsten/Matheja, Treuhand und<br />

Treuhänder im Steuerrecht, S. 99 ff.; Heuermann in: Hartmann/Metzenmacher, UStG, § 3 Abs.<br />

1 Rz. 376 ff.; Reiß, UR 1988, 76 ff.; ders., StuW 1987, 351 (360); Wagner, StuW 1995, 154<br />

(161); Georgy in: Plückebaum/Malitzky, UStG, Bd. II/2, § 3 Abs. 1 Rz. 324.<br />

697 BFH v. 24.9.1987, BFHE 151, 90 = BStBl. II 1988, 29; v. 26.11.1987, BFHE 151, 479 =<br />

BStBl. II 1988, 158; v. 1.6.1989, BFHE 157, 255 = BStBl. II 1989, 677; v. 1.8.1985, BFH/NV<br />

1986, 121; v. 19.12.1991, BFH/NV 1992, 569; v. 16.5.1995, BFH/NV 1996, 185. Vgl. zum<br />

Primat des Außenverhältnisses § 5.A. und B.<br />

698 Heidner, Treuhandverhältnisse im Steuerrecht, Rdn. 675 ff.; ders. UR 1995, 122 (122 f.).<br />

699 Schön, Umsatzsteuerkongreß-Bericht, 1991/92, 117 (146); ders., UR 1988, 1; vgl. hierzu ausführlich<br />

§ 4.C.2.b.<br />

700 RFH v. 7.2.1919, RFHE 1, Teil B, 40.<br />

701 Giesberts in: Rau/Dürrwächter, UStG, § 3 Rz. 271 ff.; ders., UR 88, 137 (139 f.); ders. UR<br />

1976, 61 (62 f.); vgl. hierzu die Kritik unter § 4.C.2.c.<br />

702 Tamme, UR 1974, 25 (30); ähnlich Georgy in: Plückebaum/Malitzky, UStG, Bd. II/2, § 3 Abs.<br />

1 Rz. 327; zur Fiktion des § 3 Abs. 3 UStG und deren Reichweite vgl. § 4.B.3. und 4.; zur<br />

Leistungskommission vgl. § 4.D.

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