Dokument_1.pdf (1165 KB) - OPUS4
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Umsatzsteuerrechts ist, ergibt sich im allgemeinen aus den dem Leistungsaustausch<br />
zugrundeliegenden schuldrechtlichen Vereinbarungen. Leistender ist danach<br />
regelmäßig der zivilrechtlich zur Leistung Verpflichtete, der die Leistung<br />
auch tatsächlich erbracht hat. Die Vereinbarung kann ausdrücklich oder schlüssig<br />
zustande kommen.” Sämtliche Stellungnahmen in der Rechtsprechung oder Literatur<br />
unterscheiden sich nur marginal von obiger. 11 Auch der BFH 12 stellt in erster<br />
Linie auf die zivilrechtlichen Zusammenhänge ab, indem er grundsätzlich für entscheidend<br />
erachtet, „ob der Handelnde im Außenverhältnis gegenüber Dritten im<br />
eigenen Namen oder berechtigterweise in fremdem Namen aufgetreten ist.” Im<br />
Umsatzsteuerrecht gelte der Zurechnungsgrundsatz des § 164 BGB, wonach eine<br />
Willenserklärung, die jemand innerhalb der ihm zustehenden Vertretungsmacht<br />
im Namen des Vertretenen abgibt, unmittelbar für und gegen den Vertretenen<br />
wirkt. 13 Dies soll aber ausnahmsweise nicht gelten, wenn das Handeln im fremden<br />
Namen lediglich verdeckt, dass der Vertreter und nicht der Vertretene die Leistung<br />
erbringt. 14 Dieser Grundsatz machte insbesondere beim Verkauf in Zahlung<br />
genommener Gebrauchtwagen durch Kraftfahrzeughändler große Probleme. 15<br />
Nach einem Urteil 16 des Finanzgerichts Köln liege ein solches Scheingeschäft<br />
insbesondere dann vor, wenn das volle wirtschaftliche Risiko beim Vertreter<br />
bleibt und dem Vertretenen Substanz, Wert und Ertrag des Geschäfts nicht zugeordnet<br />
werden können.<br />
Eine weitere Ausnahme bestehe, wenn eine Zwischenperson zwar im Außenverhältnis<br />
in eigenem Namen auftritt, diese aber - im ansonsten unbeachtlichen<br />
Innenverhältnis - als unselbständig im Sinne des § 2 Abs. 2 UStG gelte. Hier<br />
werden die Umsätze dem Geschäftsherren bzw. Organträger zugerechnet. 17 Der<br />
dogmatische Hintergrund dieser vielseits akzeptierten Zurechnungsformel scheint<br />
bislang jedoch nur ungenügend beleuchtet. Zwar wird das zweistufige Vorgehen<br />
der Rechtsprechung, welche in einem ersten Schritt die sachliche Steuerpflicht<br />
feststellt, um den objektiven Tatbestand in einem zweiten Schritt der „richtigen”<br />
11 Vgl. z.B. Zeuner in: Bunjes/Geist, UStG, § 1 Rz. 63, “Die Zuordnung der von diesen Personen<br />
getätigten Umsätze richtet sich entscheidend nach dem Außenverhältnis, dem Auftreten im<br />
Wirtschaftsleben nach außen hin. Das Innenverhältnis kann lediglich als Beweisanzeichen für<br />
die Zuordnung dienen.”; ebenso Husmann in: Rau/Dürrwächter, UStG, § 1 Anm. 92; vgl. auch<br />
BFH v. 24.9.1987, BFHE 151, 90 = BStBl. II 1988, 29; v. 16.12.1987, UR 1989, 87; v.<br />
21.2.1991, UR 1991, 255; v. 28.11.1990, BFHE 164, 134 = BStBl. II 1991, 381; v.<br />
11.10.1990, BFHE 162, 497 = BStBl. II 1991, 191. Lediglich Fischer möchte die Zurechnungsfragen<br />
durch Auslegung des § 2 UStG beantwortet wissen. Was er dabei allerdings auslegen<br />
möchte, bleibt unerfindlich; vgl. Fischer in: Hübschmann/Hepp/Spitaler, AO/FGO, § 42<br />
AO Anm. 262.<br />
12 BFH v. 28.11.1990, BFHE 164, 134 = BStBl. II 1991, 381.<br />
13 BFH v. 29.9.1987, BFH/NV 1988, 330; v. 29.9.1987, BFHE 151, 469 = BStBl. II 1988, 153.<br />
14 Vgl. zur sog. unechten Agentur BFH v. 25.6.1987, BFHE 150, 205 = BStBl. II 1987, 657; v.<br />
29.9.1987, BFHE 151, 469 = BStBl. II 1988, 153; v. 20.2.1986, BFH/NV 1986, 311.<br />
15 Siehe hierzu Mößlang, DStR 1990, 67. Durch die Einführung der Differenzbesteuerung (§ 25a<br />
UStG) wurden Agentur- und Eigengeschäft im Ergebnis gleichgestellt. Die Frage, ob Eigengeschäft<br />
oder Vermittlung spielt nur noch mittelbar für die Ermittlung des Ortes der Leistung o-<br />
der die Anwendbarkeit sachlicher Befreiungsvorschriften eine Rolle.<br />
16 Urteil v. 15.3.1994, EFG 1994, 1025 (rkr).<br />
17 BFH v. 15.7.1987, BFHE 150, 459 = BStBl. II 1987, 746.