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haben. 314 Für die Inanspruchnahme von Rechten gilt entsprechendes. Die Prozessfähigkeit<br />
(§ 58 FGO) ist die Fähigkeit, Prozesshandlungen vorzunehmen. Die Prozessfähigkeit<br />
setzt die zivilrechtliche Geschäftsfähigkeit voraus. Insofern sind<br />
Prozesshandlungen für rechtsfähige und nichtrechtsfähige Personenvereinigungen<br />
und ähnliche Gebilde durch deren Organe wie gesetzliche Vertreter vorzunehmen.<br />
315 Zwar kommt es - anders als im Zivilrecht (§ 52 ZPO) - auf eine „Vertragsverpflichtungsfähigkeit”<br />
316 nicht an, ein Mindestmaß an körperschaftlicher<br />
oder gesellschaftlicher Struktur ist jedoch Voraussetzung. 317 Das Steuerprozessrecht<br />
trägt also dem Tatbestand Rechnung, dass die steuerliche Subjektfähigkeit<br />
nicht von der zivilrechtlichen Rechtsfähigkeit abhängt.<br />
Vor allem aber ist die vollstreckungsrechtliche Seite der Steuerpflicht zu<br />
berücksichtigen. Nach § 267 AO kommen als Vollstreckungsschuldner solche<br />
Gebilde in Betracht, die als solche Steuerpflichtiger und Steuerschuldner sein<br />
können. 318 Maßgebend ist auch hier das materielle Steuerrecht. Für die Vollstreckung<br />
in das Vermögen einer nicht rechtsfähigen Personenvereinigung genügt ein<br />
vollstreckbarer Verwaltungsakt gegen die Personenvereinigung als solche. Damit<br />
setzt § 267 AO aber zumindest ein Sondervermögen voraus, in das vollstreckt<br />
werden kann. Bei Bruchteilsgemeinschaften, welche nach gefestigter Rechtsprechung<br />
als Unternehmer anerkannt sind 319 , gibt es kein Sondervermögen der Gemeinschaft<br />
und auch keine Einbringung von Gegenständen in die Gemeinschaft.<br />
Die Bruchteilsgemeinschaft ist Vielheit, nicht Einheit. Es ist nicht der gemeinschaftliche<br />
Gegenstand geteilt, sondern nur die Rechtszuständigkeit. 320 Wenn die<br />
Umsatzsteuer jedoch nicht im Wege der Zwangsvollstreckung durchgesetzt werden<br />
kann, wird sie zu einer freiwilligen Abgabe. 321 Hier zeigt es sich deutlich,<br />
dass der Spagat zwischen Zivilrecht und Steuerrecht nicht überspannt werden<br />
darf. Aus vollstreckungsrechtlicher Sicht ist zumindest das Vorhandensein eines,<br />
wenn auch nicht rechtsfähigen, Sondervermögens zu fordern.<br />
Welche Gebilde erfüllen nun die geforderten Voraussetzungen? Zweifellos<br />
sind dies die juristischen Personen des Zivilrechts, die Personenhandelsgesellschaften<br />
(§§ 124, 161 HGB) und die BGB Gesellschaft in der Form der Gesamthandsgemeinschaft.<br />
322 BGB Gesellschaften können im Außenverhältnis unter<br />
314 Ziemer/Birkholz, FGO, § 57 Anm. 14; Spindler in: Hübschmann/Hepp/Spitaler, AO/FGO, § 57<br />
FGO Anm. 1, der auch “sehr lockere Gebilde” für beteiligtenfähig ansieht.<br />
315 Ziemer/Birkholz, FGO, § 58 Anm. 11; Tipke/Kruse, AO/FGO, § 58 FGO Anm. 11, 18 ff.<br />
316 Spindler in: Hübschmann/Hepp/Spitaler, AO/FGO, § 57 FGO Anm. 11, 19.<br />
317 Ebenso Schön, DStJG 13, 1990, S. 81 ff. (85).<br />
318 Hierzu Müller-Eiselt in: Hübschmann/Hepp/Spitaler, AO/FGO, § 267 AO, Anm. 10 ff.<br />
319 BFH v. 28.2.1991, BFHE 164, 485, BStBl. II 1991, 649; v. 29.4.1993, BFHE 172, 137, BStBl.<br />
II 1993, 734; v. 9.9.1993, BFH/NV 1994, 589; v. 27.4.1994, BFHE 174, 559, BStBl. II 1994,<br />
826; v. 12.10.1994, UR 1996, 151; v. 16.5.1995, BFH/NV 1996, 185; v. 27.6.1995, BFHE<br />
178, 249, BStBl. II 1995, 915.<br />
320 Zum Zivilrecht: MünchKomm-Ulmer, BGB, § 741 Anm. 2.<br />
321 Vgl. Ruban in Festschrift für Döllerer, S. 515 (518).<br />
322 Ständige Rechtsprechung von RFH und BFH; vgl. RFH v. 8.5.1936, RStBl. 1936, 598; BFH v.<br />
13.3.87, BFHE 149, 313, BStBl. II 1987, 524; v. 18.3.1988, BFHE 153, 166, BStBl. II 1988,<br />
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