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Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

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GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Erster Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

Stahlsche <strong>Medizin</strong>, welche nichts mehr versteht von diesem<br />

Hereinwirken des Kosmischen in das Terrestrische. Die<br />

Stahlsche <strong>Medizin</strong> nimmt alle möglichen Begriffe zu Hilfe, die<br />

rein in der Luft schweben, Begriffe von Lebenskraft, Begriffe<br />

von Lebensgeistern. Während noch Para-celsus <strong>und</strong> van Helmont<br />

mit einer gewissen Bewußtheit sprachen von etwas, was<br />

zwischen dem eigentlich Geistig-Seelischen des Menschen <strong>und</strong><br />

der physischen Organisation liegt, reden Stahl <strong>und</strong> seine Anhänger<br />

so, als ob das Bewußt-Seelische nur in einer anderen Form<br />

hineinspiele in die Strukturgebung des menschlichen Leibes.<br />

Dadurch riefen sie natürlich eine starke Reaktion hervor. Denn<br />

wenn man in dieser Weise vorgeht <strong>und</strong> eine Art von hypothetischem<br />

Vitalismus begründet, dann kommt man eigentlich in<br />

rein willkürliche Aufstellungen hinein. Gegen diese willkürlichen<br />

Aufstellungen ist namentlich das neunzehnte Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

dann angegangen. Man kann sagen: Nur so große Geister wie<br />

zum Beispiel Johannes Müller, der 1858 gestorben ist, der Lehrer<br />

von Ernst Haeckel, kamen darüber hinaus, all die<br />

Schädlichkeiten einigermaßen zu überwinden, die von dieser<br />

unklaren Sprechweise über den menschlichen Organismus herrührten,<br />

die darin bestand, daß man einfach wie von seelischen<br />

Kräften von Lebenskräften gesprochen hat, die wirken sollen im<br />

menschlichen Organismus, ohne daß man sich deutlich vorzustellen<br />

hätte, wie sie wirken sollen.<br />

Nun kam aber, während all das geschah, eine ganz andere Strömung<br />

herauf. Wir haben gewissermaßen jetzt die auslaufende<br />

Strömung verfolgt bis in ihre letzten Ausläufer hinein. Aber mit<br />

der neueren Zeit kam eben dasjenige herauf, was nun in einer<br />

anderen Weise ausschlaggebend geworden ist für die medizinische<br />

Begriffsbildung namentlich des neunzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Das fällt im Gr<strong>und</strong>e zurück auf ein einziges ungemein stark ausschlaggebendes<br />

Werk des achtzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts erst, das<br />

«De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis» von<br />

Morgagni, dem Arzt in Padua, mit dem etwas ganz Neues heraufgekommen<br />

ist, etwas, das im wesentlichen den materialistischen<br />

Zug in der <strong>Medizin</strong> eingeleitet hat. Man muß diese Dinge<br />

ganz objektiv charakterisieren, nicht mit Sympathien <strong>und</strong> Antipathien.<br />

Denn dasjenige, was mit diesem Werk heraufkam, das<br />

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