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Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

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GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Erster Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

ber stammen, wurde eben nach <strong>und</strong> nach nicht mehr die geringste<br />

Rücksicht genommen. Dennoch hat man aufgebaut das<br />

medizinische Denken bis ins fünfzehnte Jahrh<strong>und</strong>ert hinein auf<br />

dasjenige, was gewissermaßen übriggeblieben war von der filtrierten<br />

Anschauung, die bei Hippokrates uns entgegentritt.<br />

Und daher ist es so schwierig für den heutigen Wissenschafter,<br />

überhaupt zu verstehen ältere Werke der <strong>Medizin</strong>, die vor dem<br />

fünfzehnten Jahrh<strong>und</strong>ert liegen, denn es muß schon gesagt<br />

werden: die meisten der Menschen, die da geschrieben haben,<br />

haben selbst gar nicht einmal ordentlich verstanden, was sie geschrieben<br />

haben. Sie haben geredet über die vier Gr<strong>und</strong>bestandteile<br />

des menschlichen Organismus, aber warum sie sie in dieser<br />

oder jener Weise charakterisierten, das führte zurück auf ein<br />

Wissen, das eigentlich mit Hippokrates schon untergegangen<br />

war. Man sprach noch über die Nachwirkungen dieses Wissens,<br />

über die Eigenschaften der Flüssigkeiten, die den menschlichen<br />

Organismus zusammengesetzt haben. Daher ist im Gr<strong>und</strong>e genommen<br />

dasjenige, was entstanden ist durch Galen <strong>und</strong> dann<br />

bis ins fünfzehnte Jahrh<strong>und</strong>ert nachgewirkt hat, ein Zusammenstellen<br />

von alten Erbschaften, die unverständlicher <strong>und</strong> unverständlicher<br />

geworden sind. Aber einzelne Menschen gab es immer,<br />

welche eben einfach aus dem, was da war, noch erkennen<br />

konnten: da ist auf irgend etwas hinzuweisen, was nicht sich<br />

erschöpft in dem chemisch Feststellbaren oder in dem physisch<br />

Feststellbaren, in dem rein Irdischen. Und zu diesen Menschen,<br />

die wußten: da ist auf etwas hinzuweisen im menschlichen Organismus,<br />

wodurch die flüssigen Substanzen in ihm anders wirken,<br />

als man es chemisch konstatieren kann, zu diesen<br />

Bekämpfern also der landläufigen Humoralpathologie gehören<br />

vorzugsweise - ich könnte auch andere Namen nennen -<br />

Paracelsus <strong>und</strong> van Helmont, die gerade um die Wende des<br />

fünfzehnten, sechzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts ins siebzehnte Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

hinein einen neuen Zug gebracht haben in das medizinische<br />

Denken, indem sie einfach, könnte man sagen, etwas versuchten<br />

zu formulieren, was die anderen schon nicht mehr formuliert<br />

haben. Aber in der Formulierung war etwas enthalten,<br />

was man eigentlich nur noch verfolgen konnte, wenn man etwas<br />

hellseherisch war, wie es ja Paracelsus <strong>und</strong> van Helmont<br />

ganz entschieden waren. Wir müssen uns schon alle diese Dinge<br />

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