03.11.2012 Aufrufe

Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Dritter Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

Nervensystem wird nicht irgendein Wille in Szene gesetzt, sondern<br />

dasjenige, was durch den Willen geschieht in uns, wird<br />

wahrgenommen. Alles dasjenige, was da von mir geltend gemacht<br />

worden ist, kann durchaus belegt werden mit den entsprechenden<br />

Tatsachen der Biologie, währenddem die entgegengesetzte<br />

Anschauung von der alleinigen Zuordnung des<br />

Nervensystems zum Seelenleben eben gar nicht belegt werden<br />

kann. Ich möchte nur einmal sehen, wie bei völlig ges<strong>und</strong>er<br />

Vernunft die Tatsache, daß man einen sogenannten motorischen<br />

Nerv durchschneidet, einen sensitiven Nerv durchschneidet,<br />

sie dann zusammenwachsen lassen kann <strong>und</strong> daß dann daraus<br />

wiederum ein einheitlicher Nerv entsteht, in Zusammenhang<br />

gebracht werden sollte mit der anderen Annahme, daß es<br />

sensitive <strong>und</strong> motorische Nerven gebe. Die gibt es eben nicht,<br />

sondern dasjenige, was man motorische Nerven nennt, sind<br />

nichts anderes als sensitive Nerven, die die Bewegungen unserer<br />

Glieder wahrnehmen, also dasjenige, was im Stoffwechsel unserer<br />

Glieder vor sich geht, wenn wir wollen. Wir haben also<br />

auch in den motorischen Nerven in Wahrheit sensitive Nerven,<br />

die nur in uns selber wahrnehmen, während die eigentlich sensitiv<br />

genannten Nerven die Außenwelt wahrnehmen.<br />

In dieser Richtung liegt etwas, was für die <strong>Medizin</strong> von ungeheurer<br />

Bedeutung ist, was aber erst gewürdigt werden kann,<br />

wenn man den Tatbestand selbst ordentlich ins Auge fassen<br />

wird. Denn gerade den Krankheitserscheinungen gegenüber,<br />

von denen ich gestern zur Gewinnung des Beispiels der Tuberkulose<br />

ausgegangen bin, ist es ja schwer, mit der Teilung in sensitive<br />

<strong>und</strong> motorische Nerven auszukommen. Vernünftige Naturforscher<br />

haben daher schon angenommen, daß jeder Nerv<br />

eine Leitung habe nicht nur von der Peripherie nach innen oder<br />

umgekehrt, sondern immer auch eine Leitung von der Peripherie<br />

nach dem Zentrum, beziehungsweise von dem Zentrum<br />

nach der Peripherie. Ebenso würde dann jeder motorische Nerv<br />

zwei Leitungen haben, das heißt: wenn man vom Nervensystem<br />

aus irgend etwas erklären will, wie zum Beispiel die Hysterie, so<br />

hat man schon nötig, zwei Leitungen, die zueinander im entgegengesetzten<br />

Sinne laufen, anzunehmen. Also man hat, sobald<br />

man auf Tatsachen eingeht, durchaus schon nötig, solche Eigen-<br />

42

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!