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Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

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GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Achter Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

besteht zwischen jenem Prozeß, der sich im Auge abspielt, <strong>und</strong><br />

dem Prozeß, der sich im Geruch <strong>und</strong> namentlich im Geschmack<br />

abspielt, in dem Ausbreiten des Geschmacksnervs in der übrigen<br />

Organsubstanz <strong>und</strong> in dem Ausbreiten des Augennervs im Auge.<br />

Da besteht eine so nahe Verwandtschaft, daß man eigentlich<br />

fast nicht umhin kann, wenn man das Innerliche des Sehvorganges<br />

charakterisiert, Analogien zum Geschmacksvorgang zu<br />

suchen. Natürlich, da beim Ausbreiten des Geschmacksnervs in<br />

der organischen Substanz sich nicht dasjenige anschließt, was<br />

die kunstvolle Bildung des Auges ist, die der Ausbreitung des<br />

Sehnervs in der organischen Substanz vorgelagert ist, so ist das<br />

Sehen etwas ganz anderes. Aber dasjenige, was gewissermaßen<br />

als Sehvorgang beginnt hinter dem kunstvollen Ausbau des physischen<br />

Auges, das ist schon sehr innerlich verwandt mit dem<br />

Geschmacksvorgang. Ich möchte sagen: Wir vollziehen im Sehen<br />

ein metamorphosiertes Schmecken, meta-morphosiert dadurch,<br />

daß wir eben den Organvorgängen, die sich im Schmecken<br />

abspielen, all dasjenige vorgelagert haben, was durch den<br />

kunstvollen Bau des Auges bedingt ist.<br />

Nun müssen wir natürlich bei jedem Sinn unterscheiden zwischen<br />

dem, was unser Organismus der Außenwelt entgegenbringt,<br />

<strong>und</strong> dem, was die Außenwelt unserem Organismus entgegenbringt.<br />

Wir müssen also auf dasjenige hinschauen, was von<br />

innen als Vorgänge geschieht dadurch, daß das Blut ins Auge<br />

hineinstößt, daß also der Organismus ins Auge hineinwirkt. Das<br />

ist noch stärker bei gewissen Tieren, die zu unseren Organen<br />

hinzu noch im Auge den Fächer <strong>und</strong> den Schwertfortsatz haben,<br />

also Blutorgane, wodurch das Ego mehr hineingetrieben wird in<br />

den Augapfel, während bei uns sich das Ego zurückzieht <strong>und</strong><br />

den Augapfel innerlich freiläßt. Aber es wirkt da hinein die<br />

ganze Organisation auf dem Umwege des Blutes durch das Auge<br />

in den ganzen Sinnenvorgang, <strong>und</strong> da drinnen im Sehvorgang<br />

ist gewissermaßen metamorpho-siert der Geschmacksvorgang,<br />

so daß wir das Sehen ein metamorphosiertes Schmecken nennen<br />

können. Wir würden also gewissermaßen oberhalb des<br />

Schmeckens <strong>und</strong> Riechens das Sehen gelagert haben als metamorphosiertes<br />

Schmecken (siehe Zeichnung Seite 162).<br />

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