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Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

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GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Erster Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

wie Sie ja vielleicht schon bemerkt haben werden, bis zu Rokitansky<br />

herauf, also ins neunzehnte Jahrh<strong>und</strong>ert hinein, eine<br />

Rolle spielen, sind diese Anschauungen nicht ein bloßer Anfang,<br />

sondern sie sind zugleich, <strong>und</strong> zwar in einem sehr bedeutenden<br />

Maße, ein Ende alter medizinischer Anschauungen. Es<br />

tritt uns in dem, was von Hippokrates ausgeht, ich möchte sagen,<br />

ein letzter filtrierter Rest von uralten medizinischen Anschauungen<br />

entgegen, von Anschauungen, die nicht gewonnen<br />

worden sind auf den Wegen, auf denen man heute sucht, auf<br />

dem Wege der Anatomie, sondern die gewonnen worden sind<br />

auf dem Wege des alten atavistischen Schauens. Und man würde,<br />

wenn man zunächst abstrakt charakterisieren sollte die Stellung<br />

der Hippokratischen <strong>Medizin</strong>, eigentlich am besten sagen:<br />

mit ihr vollzieht sich das Aufhören der alten, auf einem atavistischen<br />

Schauen beruhenden <strong>Medizin</strong>. Äußerlich gesprochen -<br />

aber es ist eben nur äußerlich gesprochen -, kann man sagen:<br />

die Hippokraten suchten alles Kranksein in einer nicht gehörigen<br />

Mischung derjenigen Flüssigkeitskörper, die im menschlichen<br />

Organismus zusammenwirken. Sie wiesen darauf hin, daß<br />

in einem normalen Organismus die Flüssigkeitskörper in einem<br />

bestimmten Verhältnisse stehen müssen, daß sie in dem kranken<br />

Körper eine Abweichung von diesen ihren Mischungsverhältnissen<br />

erleiden. Als Krasis bezeichnete man die richtige Mischung,<br />

als Dyskrasis die unrichtige Mischung. Nun suchte man<br />

selbstverständlich dann einzuwirken auf die unrichtige Mischung,<br />

um sie wieder zurückzuführen in die richtige Mischung.<br />

Die vier Bestandteile, die man in der Außenwelt sah als<br />

konstituierend alles physische Sein, das waren ja Erde, Wasser,<br />

Luft <strong>und</strong> Feuer - Feuer aber war dasselbe, was wir heute einfach<br />

Wärme nennen. Für den menschlichen Organismus - auch für<br />

den tierischen - sah man spezialisiert diese vier Elemente als<br />

schwarze Galle, gelbe Galle, Schleim <strong>und</strong> Blut. Und man dachte<br />

sich, daß aus Blut, Schleim, schwarzer <strong>und</strong> gelber Galle in der<br />

richtigen Mischung der menschliche Organismus funktionieren<br />

müsse.<br />

Nun, wenn der heutige Mensch, so, wie man es sein kann, wissenschaftlich<br />

vorbereitet an so etwas herantritt, so denkt er sich<br />

zunächst: indem sich Blut, Schleim, gelbe <strong>und</strong> schwarze Galle<br />

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