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Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

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GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Erster Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

thologie die nach der Zukunft hinweisenden Versuche, mit umfassenderen<br />

Krankheitsvorstellungen zu rechnen, wie zum Beispiel<br />

der Versuch von Hahnemann, davon wollen wir dann in<br />

den nächsten Tagen sprechen, denn das ist zu wichtig, um es<br />

bloß in einer Einleitung darzustellen. Ähnliche Versuche müssen<br />

im Zusammenhang besprochen werden, dann in den Einzelheiten.<br />

Jetzt will ich aber darauf aufmerksam machen, daß<br />

nun die zwei nächsten Jahrzehnte nach dem Erscheinen der<br />

«Pathologischen Anatomie» von Rokitansky die eigentlich<br />

gr<strong>und</strong>legenden Jahrzehnte geworden sind für die atomistischmaterialistische<br />

Betrachtung des medizinischen Wesens. Es<br />

spielt das Alte noch ganz merkwürdig in die Vorstellungen, die<br />

in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts sich gebildet<br />

haben, hinein. Da ist es interessant, zu beobachten, wie zum<br />

Beispiel Schwann, der ja, man könnte sagen, der Entdecker der<br />

Pflanzenzelle ist, noch die Ansicht hat, daß zugr<strong>und</strong>e liegt der<br />

Zellbildung eine Art ungeformter Flüssigkeitsbildung, was er als<br />

Blastem bezeichnet, wie sich da aus dieser Flüssigkeitsbildung<br />

heraus verhärtet der Zellkern <strong>und</strong> herumgliedert das Zellprotoplasma.<br />

Es ist interessant zu beobachten, wie Schwann noch zugr<strong>und</strong>e<br />

legt ein flüssiges Element, das in sich Eigenschaften hat,<br />

die darauf hinauslaufen, sich zu differenzieren, <strong>und</strong> wie durch<br />

dieses Differenzieren dann das Zellige entsteht. Es ist interessant,<br />

zu verfolgen, wie später dann die Anschauung sich nach<br />

<strong>und</strong> nach allmählich herausbildet, die man zusammenfassen<br />

kann in die Worte: Der menschliche Organismus baut sich aus<br />

Zellen auf. Das ist ja eine Anschauung, die heute ungefähr gang<br />

<strong>und</strong> gäbe ist, daß die Zelle eine Art Elementarorganismus ist<br />

<strong>und</strong> daß sich der menschliche Organismus aus Zellen aufbaut.<br />

Nun, diese Anschauung, die noch Schwann, ich möchte sagen,<br />

ganz gut zwischen den Zeilen hat, sogar mehr als zwischen den<br />

Zeilen, ist im Gr<strong>und</strong>e genommen der letzte Rest des alten medizinischen<br />

Wesens, denn sie geht nicht auf das Atomistische. Sie<br />

betrachtet dasjenige, was atomistisch auftritt, das Zellenwesen,<br />

als hervorgehend aus etwas, das man niemals, wenn man es ordentlich<br />

betrachtet, atomistisch betrachten kann, aus einem<br />

flüssigen Wesen, das Kräfte in sich hat <strong>und</strong> das Atomistische<br />

erst aus sich heraus differenziert. Also in diesen zwei Jahrzehn-<br />

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