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Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

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GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Dritter Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

hereingefallen ist auf alles mögliche, was solche Leute den Ärzten<br />

vorgemacht haben, <strong>und</strong> nicht hat eingehen können auf dasjenige,<br />

was eigentlich im Organismus vorliegt. Es ist doch vielleicht<br />

nicht uninteressant, in diesem Zusammenhange darauf<br />

hinzuweisen - obwohl es sich dabei nicht um eine hysterische<br />

Dame, sondern um einen hysterischen Mann handelt -, in welchen<br />

Irrtum Schleich verfallen ist, verfallen mußte, der über<br />

solche Dinge ja eigentlich ganz gut nachzudenken gewöhnt war,<br />

als zu ihm als Arzt ein Mann kam, der sich mit der tintigen Feder<br />

in den Finger gestochen hatte <strong>und</strong> sagte, das werde ganz<br />

gewiß in der nächsten Nacht zum Tode führen, eine Blutvergiftung<br />

werde eintreten <strong>und</strong> der Arm müsse amputiert werden. Es<br />

ist selbstverständlich, daß Schleich als Chirurg die Amputation<br />

nicht vornehmen konnte. Er konnte den Mann nur beruhigen<br />

<strong>und</strong> die nötigen Dinge machen, die da gemacht werden:<br />

Aussaugung der W<strong>und</strong>e <strong>und</strong> so weiter, aber er konnte selbstverständlich<br />

ihm den Arm nicht abschneiden auf dessen bloße<br />

Aussage hin, daß er in der nächsten Nacht eine Blutvergiftung<br />

haben werde. Der betreffende Patient ging dann noch zu einer<br />

Autorität, die ihm selbstverständlich den Arm auch nicht abschnitt.<br />

Aber Schleich wurde die Sache etwas unheimlich.<br />

Gleich am Morgen erk<strong>und</strong>igte er sich - der Patient war in der<br />

Nacht wirklich gestorben. Und Schleich konstatierte: Tod durch<br />

Suggestion.<br />

Es liegt so nahe, es liegt so furchtbar nahe, zu konstatieren: Tod<br />

durch Suggestion. Aber bei einer Einsicht in die menschliche<br />

Wesenheit geht es einfach nicht, diesen Tod durch Suggestion<br />

in dieser Weise zu denken, sondern es handelt sich darum, daß<br />

hier, wenn man Tod durch Suggestion diagnostiziert, sofort eine<br />

gründliche Verwechslung von Ursache <strong>und</strong> Wirkung eintritt. Es<br />

trat auch keine Blutvergiftung ein - das hat die Sektion ergeben<br />

-, sondern der Betreifende starb, wie es schien, an einer Ursache,<br />

die den Ärzten nicht bekanntgeworden ist, aber für jemanden,<br />

der die Sache durchschauen kann, ganz unbedingt an einer<br />

Ursache, die tief im Organismus begründet war. Und diese Ursache,<br />

die tief im Organismus begründet war, hat diesen Menschen<br />

schon am vorhergehenden Tag etwas tapperig <strong>und</strong> unsicher<br />

gemacht, so daß er sich, was man sonst nicht tut, mit der<br />

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