03.11.2012 Aufrufe

Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Erster Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

durch diese oder jene scheinbar sachlichen Einschiebsel -, daß<br />

der Krankheitsprozeß eine Abweichung ist vom normalen Lebensprozeß,<br />

daß durch gewisse Tatsachen, die auf den Menschen<br />

wirken <strong>und</strong> für die der Mensch in seinem normalen Lebensprozeß<br />

zunächst nicht angepaßt ist, Veränderungen in dem<br />

normalen Lebensprozeß <strong>und</strong> in der Organisation hervorgerufen<br />

werden <strong>und</strong> daß die Krankheit in diesen mit den Veränderungen<br />

verb<strong>und</strong>enen, funktionellen Beeinträchtigungen der Körperteile<br />

besteht. Nun werden Sie sich aber zugestehen müssen,<br />

daß dies nichts weiter ist als eine negative Bestimmung der<br />

Krankheit. Es ist ja nicht irgend etwas, was einem helfen kann,<br />

wenn man es mit Krankheiten zu tun hat, <strong>und</strong> auf dieses Praktische<br />

möchte ich hier vor allen Dingen hinarbeiten, was einem<br />

helfen kann, wenn man es mit Krankheiten zu tun hat. Um auf<br />

das auf diesem Gebiete Maßgebliche zu kommen, scheint es mir<br />

doch gut zu sein, auf gewisse Ansichten hinzuweisen, welche im<br />

Laufe der Zeit über das Kranksein entstanden sind, nicht so sehr<br />

deshalb, weil ich das unbedingt für nötig halte für die gegenwärtige<br />

Erfassung der Krankheitserscheinungen, sondern weil<br />

es möglich ist, sich leichter zu orientieren, wenn man ältere Anschauungen,<br />

die ja doch zu den gegenwärtigen geführt haben,<br />

über das Kranksein berücksichtigen kann.<br />

Sie alle wissen, daß man gewöhnlich, wenn man die Geschichte<br />

der <strong>Medizin</strong> betrachtet, hinweist auf die Entstehung der <strong>Medizin</strong><br />

im alten Griechenland im fünften <strong>und</strong> vierten Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />

daß man auf Hippokrates hinweist, <strong>und</strong> man kann sagen, wenigstens<br />

das Gefühl wird dann hervorgerufen, als ob mit demjenigen,<br />

was bei Hippokrates als Anschauung auftritt <strong>und</strong> dann<br />

zur sogenannten Humoralpathologie geführt hat, die im Gr<strong>und</strong>e<br />

genommen bis ins neunzehnte Jahrh<strong>und</strong>ert herein noch eine<br />

Rolle gespielt hat, ein Erstes für die Entwickelung des medizinischen<br />

Wesens im Abendlande gegeben sei. Das ist aber schon<br />

der erste F<strong>und</strong>amentalirrtum, den man begeht <strong>und</strong> der eigentlich<br />

im Gr<strong>und</strong>e genommen nachwirkt so, daß er verhindert,<br />

heute noch zu einer unbefangenen Anschauung über das<br />

Krankheitswesen zu kommen. Mit diesem F<strong>und</strong>amentalirrtum<br />

sollte zunächst aufgeräumt werden. Für den, der unbefangen<br />

gerade auf die Anschauungen des Hippokrates hinschaut, die,<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!