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Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

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GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Dreizehnter Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

seiner Art, oftmals nur andeutend zu wirken, liegt außerordentlich<br />

viel, <strong>und</strong> da muß man sich eine richtige Beobachtungsmöglichkeit<br />

wirklich allmählich aneignen. Ich kann das durch ein<br />

Beispiel erläutern: einfach deshalb, weil es beim Menschen gar<br />

nicht so steht, daß er in bezug auf seine Fähigkeiten - womit ich<br />

jetzt alles dasjenige meine, was auch in den Befähigungen liegt<br />

durch das körperliche Organisiertsein, das ja das Werkzeug wird<br />

für das geistige Organisiertsein - nicht einfach geartet ist, nicht<br />

einfach gestaltet ist. So sonderbar das klingt, es ist durchaus<br />

möglich, daß irgend jemand Eigenschaften an sich hat, durch<br />

die man gezwungen ist, ihn als einen Schwachkopf zu bezeichnen,<br />

als einen schwachsinnigen Menschen, daß er aber Dinge<br />

von sich gibt, die geistreich <strong>und</strong> genial sind. Das ist durchaus<br />

möglich. Das ist aus dem Gr<strong>und</strong>e möglich, weil jemand durch<br />

seinen Schwachsinn sehr suggerierfähig sein kann, sehr leicht<br />

die geheimnisvollen Einflüsse der Umgebung in sich spiegeln<br />

kann. Kulturhistorisch-pathologisch kann man da die interessantesten<br />

Beobachtungen machen. Man braucht ja selbstverständlich<br />

bei den Ergebnissen solcher Untersuchungen nicht<br />

Namen zu nennen; dadurch wird natürlich auch der Glaube etwas<br />

erschüttert, aber es geht nicht gut, Namen zu nennen. Es ist<br />

insbesondere im Journalismus die Eigentümlichkeit vorhanden,<br />

daß eigentlich schwachsinnige Köpfe deshalb gute Journalisten<br />

werden können, weil sie imstande sind, durch ihren Schwachsinn<br />

nicht ihre eigensinnige Meinung zu geben, sondern dasjenige,<br />

was Meinung der Zeit ist. Die spiegelt sich durch sie, so<br />

daß zum Beispiel die Ausführungen schwachsinniger Journalisten<br />

viel interessanter sind als die Ausführungen eigensinniger,<br />

starksinniger Journalisten. Man erfährt viel mehr dasjenige, was<br />

die Menschheit denkt, durch schwachsinnige Journalisten als<br />

durch starksinnige Journalisten, die immer darauf aus sind, ihre<br />

eigene Meinung zu bilden. Da kommt - es ist nur ein extremer<br />

Fall, der aber im Leben immer wieder eintritt - das zustande,<br />

was man im höchsten Maße eine Maskierung des eigentlichen<br />

Falles nennen kann. Man merkt aus dem Gr<strong>und</strong>e einen bestehenden<br />

Schwachsinn nicht, weil zunächst etwas auftritt, was<br />

sogar eine sehr genialische Äußerung sein kann. Nun natürlich,<br />

im gewöhnlichen Leben macht das nicht viel, denn schließlich<br />

schadet es ja nicht, wenn unsere Zeitungen durch Schwachsin-<br />

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