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Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

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GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Zehnter Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

weniger Rücksicht nimmt auf diese Hinorientierung nach dem<br />

Therapeutischen.<br />

So sehen Sie, handelt es sich ja für den, der die äußere Entstehung,<br />

sagen wir zum Beispiel der Syphilis kennenlernen will, ja<br />

ganz gewiß darum, darauf hinzuschauen, inwiefern jedesmal<br />

eine Ansteckung da sein muß, wenigstens annähernd eine Ansteckung<br />

da sein muß, damit die Syphilis richtig auftrete. Wenn<br />

man das bloß konstatiert, dann wird man eben im weiteren<br />

Verlauf eines solchen Konstatierens dazu geführt, die Pathologie<br />

gewissermaßen zu emanzipieren. Denn - verzeihen Sie, wenn<br />

ich einen etwas groben Vergleich gebrauche - dieses Anstecken<br />

ist ja auch bei der Syphilis nicht eigentlich wichtiger als das,<br />

daß man jedesmal, wenn einem eine Beule in den Kopf geschlagen<br />

werden soll, von einem Stein getroffen werden muß oder<br />

von irgend etwas, daß einem ein Schlag versetzt werden muß.<br />

Es ist selbstverständlich ganz richtig: es wird nicht eine Beule<br />

entstehen, wenn man nicht einen Schlag kriegt oder wenn einem<br />

nicht ein Ziegelstein auf den Kopf fliegt, aber wenn man<br />

das besonders charakterisiert, so kommt man ja zu keiner Charakteristik,<br />

die für den Heilungsprozeß fruchtbar ist. Denn<br />

schließlich, nicht wahr, das mag sozial sehr bedeutsam sein, wie<br />

das geschieht, daß einem Steine auf den Kopf fliegen oder dergleichen,<br />

aber für die Untersuchung des Organismus, so daß<br />

man zur Heilung hinkommt, hat das nicht die allergeringste Bedeutung.<br />

Man muß den menschlichen Organismus so untersuchen,<br />

daß man die Dinge in ihm aufsucht, die dann bei der Therapeutik<br />

eine Rolle spielen. Nun, bei der Therapeutik auch der<br />

Syphilis spielen die Dinge eine große Rolle, von denen ich gesprochen<br />

habe. Der Heilungsprozeß wird eben aufgeklärt dadurch.<br />

Und die Dinge, die hier gesagt werden, werden weniger<br />

gesagt, um pathologisch vorzugehen, sondern um eben gerade<br />

die Brücke zwischen den beiden zu schlagen.<br />

Ich sage dieses aus dem Gr<strong>und</strong>e, weil ich damit charakterisieren<br />

möchte, daß aus einem gewissen Geist heraus - <strong>und</strong> das wird<br />

mit jedem Tage mehr hervortreten - diese Auseinandersetzungen<br />

hier gepflogen werden. Und weil heute die Tendenz besteht,<br />

die Pathologie immer mehr <strong>und</strong> mehr zu emanzipieren<br />

<strong>und</strong> nicht nach der Therapie hin zu lenken, deshalb wird auch<br />

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