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Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

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GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Zweiter Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

daß, wenn die nötigen Voraussetzungen dazu da sind, so etwas<br />

wie die Tuberkulose ansteckend ist. Natürlich müssen die nötigen<br />

Voraussetzungen dazu dasein. Aber es ist schon so, daß bei<br />

einem furchtbar großen Teile der heutigen Menschheit dieses<br />

Prädominierende der unteren organischen Tätigkeit leider vorliegt,<br />

so daß die Disposition zur Tuberkulose in einer erschrekkenden<br />

Weise heute eigentlich ausgebreitet ist.<br />

Nun, Ansteckung ist deshalb doch ein gültiger Begriff auf diesem<br />

Gebiete, denn derjenige, der in einem höheren Grade tuberkulosekrank<br />

ist, wirkt schon auf seine Mitmenschen. Und<br />

wenn man dem ausgesetzt ist, in dem der Tuberkulosekranke<br />

drinnen lebt, so tritt eben das ein, daß, was sonst bloß Wirkung<br />

ist, wiederum zur Ursache werden kann. Ich versuche immer<br />

mit einem Vergleich, mit einer Analogie diese Beziehung zwischen<br />

dem primären Entstehen einer Krankheit <strong>und</strong> der Ansteckung<br />

klarzumachen, indem ich etwa sage: Nehmen wir an, ich<br />

treffe auf der Straße einen Fre<strong>und</strong>, dessen menschliche Beziehungen<br />

mir sonst nicht naheliegen. Er kommt traurig, er hat<br />

einen Gr<strong>und</strong>, traurig zu sein, denn es ist ihm ein Fre<strong>und</strong> gestorben.<br />

Ich habe keine direkten Beziehungen zu dem Fre<strong>und</strong>e, der<br />

ihm gestorben ist. Indem ich ihm aber begegne <strong>und</strong> er mir seine<br />

Traurigkeit meldet, werde ich mit ihm traurig. Er wird traurig<br />

durch die direkte Ursache, ich durch eine Ansteckung. Aber dabei<br />

bleibt es doch richtig, daß nur die gegenseitige Beziehung<br />

zwischen mir <strong>und</strong> ihm die Voraussetzung zu dieser Ansteckung<br />

ist.<br />

Also die beiden Begriffe: primäres Entstehen <strong>und</strong> Ansteckung,<br />

haben durchaus ihre Berechtigung, <strong>und</strong> sie haben insbesondere<br />

bei der Tuberkulose eine starke Berechtigung. Nur sollte man<br />

sie im rationellen Sinne wirklich verwenden. Die Tuberkuloseanstalten<br />

sind ja manchmal gerade Brutanstalten für die Tuberkulose.<br />

Wenn man die Tuberkulösen schon zusammenpfercht in<br />

Tuberkuloseanstalten, so sollte man diese Tuberkuloseanstalten,<br />

soviel man kann, immer wiederum abbrechen <strong>und</strong> durch andere<br />

ersetzen. Nach einer bestimmten Zeit sollten Tuberkuloseanstalten<br />

eigentlich immer entfernt werden. Denn das ist das Eigentümliche,<br />

daß die Tuberkulösen selber die allergrößte Anlage<br />

haben, angesteckt zu werden, das heißt, daß ihre vielleicht<br />

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