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Geisteswissenschaft und Medizin - Rudolf Steiner Online Archiv

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GEISTESWISSENSCHAFT UND MEDIZIN<br />

Achter Vortrag<br />

__________________________________________________________<br />

der Sehvorstellungen, Sie brauchen ja nur das seelische Leben<br />

des Blindgeborenen, des Taubgeborenen zu vergleichen. Wir<br />

haben eine Fortsetzung des Sehens nach dem Inneren im Denken.<br />

Und wir kommen so dazu, uns zu sagen, daß auch ein Licht<br />

geworfen wird auf das merkwürdige Wechselwirken, das ja zwischen<br />

der Anatomie des Kopfes, des Gehirnes <strong>und</strong> dem Denkvorgang<br />

selber besteht. Es ist ja zum Beispiel sehr eigentümlich,<br />

daß, wenn man ordentlich zu Leibe geht unseren Denkvorgängen<br />

- ein schönes Kapitel für eine medizinische Dissertation übrigens<br />

- <strong>und</strong> untersuchen will, wie mit dem zusammenfassenden<br />

Denken die Organisation des Gehirnes zusammenhängt, man<br />

sonderbarerweise auf Strukturen kommt, die sich wie eine Umbildung<br />

des Riechnervs ausnehmen. So daß man sagen könnte:<br />

unser zerstreutes, analytisches Denken ist, innerlich angesehen,<br />

in seinem Gegenbilde sehr ähnlich dem Sehen. Aber das Zusammenfassen<br />

des Gesehenen, das Assoziieren der Vorstellungen,<br />

ist eigentlich, innerlich organisch angesehen, sehr ähnlich<br />

dem Riechen. Das drückt sich nämlich in der anatomischen<br />

Struktur des Gehirnes sogar in einer sehr bemerkenswerten<br />

Weise aus. Wir kommen also jedenfalls da zum Vorstellen, zum<br />

Denken nach der einen Seite.<br />

Wohin kommen wir nun, wenn wir wiederum den innerlichen<br />

Prozeß suchen? Nicht wahr, im Vorstellen haben wir vom Sehen<br />

aus dasjenige, was veräußerlicht ist im Sehen, was wiederum<br />

gewissermaßen nach dem Inneren zurückstrahlt im Denken.<br />

Man bemüht sich, den Sehprozeß gewissermaßen umzukehren,<br />

nach dem Organismus wiederum zu leiten. Sein polarisch<br />

entgegengesetzter Prozeß wird daher darinnen bestehen,<br />

daß man sich nicht bemüht, dasjenige, was da Prozeß ist, nach<br />

dem Innern, sondern nach dem Äußeren zu leiten. Und das ist:<br />

der Verdauungsprozeß setzt sich fort in den Ausscheidungsprozeß<br />

(siehe Zeichnung Seite 162), der damit zum Gegenbilde des<br />

Vorstellens wird. Da haben Sie von einem anderen, intimeren<br />

Standpunkte aus das gesehen, was ich Ihnen mehr durch die<br />

vergleichende Anatomie gezeigt habe vor ein paar Tagen, wo<br />

ich Sie auch darauf hingewiesen habe, wie einfach der Bau des<br />

Menschen <strong>und</strong> namentlich das Auftreten der Darmflora in einer<br />

gewissen Weise darauf hindeuten, welch innige Verwandtschaft<br />

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