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Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion – Konzeption ...

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98 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Freiraum tatsächlich e<strong>in</strong> abgeschlossenes Vorhaben bearbeitet werden kann. Der Nachteil<br />

ist, dass e<strong>in</strong> Projekt ke<strong>in</strong>e dauerhafte F<strong>in</strong>anzierung und damit kaum Kont<strong>in</strong>uität <strong>der</strong> Arbeit<br />

erlaubt. Schwierig wird es, wenn die kont<strong>in</strong>uierliche Kernaufgabe nunmehr projektmäßig<br />

geför<strong>der</strong>t wird, weil sich die Arbeitslogik und die Projekttöpfe wi<strong>der</strong>sprechen. An sich sollte<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Rahmen e<strong>in</strong>es Modellprojektes, <strong>in</strong> dem beispielsweise neue Methoden <strong>der</strong><br />

Kulturvermittlung erprobt werden, auch das Scheitern möglich se<strong>in</strong>, denn es handelt sich<br />

eben um e<strong>in</strong>e Erprobung. In <strong>der</strong> Realität sieht es jedoch bereits seit Jahren so aus, dass e<strong>in</strong><br />

Scheitern tunlichst vermieden wird, denn e<strong>in</strong> gescheiterter Projektnehmer hat kaum die<br />

Möglichkeit neue Projekte zu akquirieren.<br />

In dem Moment, <strong>in</strong> dem die Projektför<strong>der</strong>ung zur Regel wird, wird die Idee e<strong>in</strong>es Projektes,<br />

nämlich die zeitliche und <strong>in</strong>haltliche Befristung, <strong>in</strong> das Gegenteil verkehrt. Projekte dienen<br />

dann zur dauerhaften För<strong>der</strong>ung von Institutionen mit dem Nachteil, dass e<strong>in</strong>e Kont<strong>in</strong>uität<br />

<strong>der</strong> Arbeit kaum möglich ist, denn dauernd muss auf die Genehmigung e<strong>in</strong>es Projektes<br />

gewartet werden. E<strong>in</strong>e Organisations- und Personalentwicklung über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum<br />

h<strong>in</strong>weg ist so kaum möglich. Bei öffentlich geför<strong>der</strong>ten E<strong>in</strong>richtungen wirken sich<br />

Jahre <strong>–</strong> wie bereits an an<strong>der</strong>er Stelle angesprochen <strong>–</strong> nach Parlamentswahlen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e<br />

vorläufige Haushaltsführung üblich ist, die die Genehmigung neuer Projekte nicht zulässt,<br />

gerade zu verheerend aus. Zeiträume vom Januar e<strong>in</strong>es Jahres, <strong>in</strong> dem die Restmittel aus<br />

dem Vorjahr verbraucht se<strong>in</strong> müssen, bis zum Juni, <strong>in</strong> dem im schlimmsten Fall neue Projekte<br />

genehmigt werden, bis h<strong>in</strong> zum Juli, wenn die ersten Mittel fließen, können von<br />

Institutionen, <strong>der</strong>en Etat vornehmlich aus Zuwendungen <strong>der</strong> öffentlichen Hand bestehen,<br />

kaum überbrückt werden. Zumal, wie bereits beschrieben, das Zuwendungsrecht vorgibt,<br />

dass eigene Mittel stets <strong>in</strong> die För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>gestellt werden müssen, so dass die Institutionen<br />

auch über ke<strong>in</strong>e Rücklagen verfügen können. Wenn diese För<strong>der</strong>praxis dann noch mit<br />

<strong>der</strong> Nutzung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen wie beispielsweise Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

verbunden ist, potenziert sich das Problem.<br />

In <strong>der</strong> Praxis ist es traurige Realität, dass gerade im Bereich <strong>der</strong> kulturellen <strong>Bildung</strong> die<br />

skizzierte Projektför<strong>der</strong>ung mit all ihren Nachteilen eher die Regel als die Ausnahme ist.<br />

Selbst <strong>in</strong> Institutionen, die über e<strong>in</strong>e <strong>–</strong> relativ <strong>–</strong> gesicherte F<strong>in</strong>anzierung verfügen, wie Theater<br />

o<strong>der</strong> Museen, gehören Vorhaben <strong>der</strong> kulturellen <strong>Bildung</strong> oftmals zum Projektbereich<br />

mit den geschil<strong>der</strong>ten Problemen. Der teilweise beklagte ungesicherte Status <strong>der</strong> außerschulischen<br />

kulturellen <strong>Bildung</strong> hängt mit diesen F<strong>in</strong>anzierungsformen zusammen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus führt die <strong>–</strong> teilweise erzwungene <strong>–</strong> Projektorientierung von Institutionen<br />

dazu, dass Künstler<strong>in</strong>nen und Künstler als genu<strong>in</strong>e und echte Projektrealisierer oftmals das<br />

Nachsehen haben. Bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> 80er Jahren wurden mit Hilfe des damaligen Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

für <strong>Bildung</strong> und Wissenschaft Modellvorhaben unterstützt, <strong>in</strong> denen Künstler<strong>in</strong>nen<br />

und Künstler <strong>in</strong> <strong>der</strong> kulturellen <strong>Bildung</strong> neben ihrer künstlerischen Tätigkeit arbeiteten.<br />

Neben <strong>der</strong> sehr <strong>in</strong>teressanten und produktiven Zusammenarbeit, die zwischen Künstlern<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen entstand, boten die Projekte auch den Künstler<strong>in</strong>nen<br />

und Künstlern die Möglichkeit aus kunstnaher Tätigkeit E<strong>in</strong>kommen zu erzielen. Diese<br />

Künstler<strong>in</strong>itiativen bereichern die kulturelle <strong>Bildung</strong>slandschaft. Sie s<strong>in</strong>d unmittelbar und<br />

ohne pädagogischen Impetus. Im Gesamtspektrum <strong>der</strong> Infrastruktur kultureller <strong>Bildung</strong><br />

dürfen sie nicht weiter an Boden verlieren.

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