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Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion – Konzeption ...

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86 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Diskussion um e<strong>in</strong>e adäquate kulturelle Infrastruktur die<br />

lokalen Gegebenheiten vor Ort. In se<strong>in</strong>er Stellungnahme „Kultur als Dase<strong>in</strong>svorsorge“ hat<br />

<strong>der</strong> Deutsche Kulturrat verdeutlicht, dass solche Aushandlungsprozesse vor Ort unabd<strong>in</strong>gbar<br />

s<strong>in</strong>d. Die Bundeslän<strong>der</strong> unterscheiden sich h<strong>in</strong>sichtlich ihrer geografischen, sozialräumlichen,<br />

wirtschaftlichen und demografischen Struktur sowie den Traditionen des kulturellen<br />

Lebens. Dieses trifft ebenfalls auf die Städte und Geme<strong>in</strong>den zu, die durchaus unterschiedliche<br />

Stadtteile und Bezirke mit sehr verschiedener Infrastruktur haben. Dieses betrifft<br />

neben <strong>der</strong> sozialräumlichen vor allem die ethnische Zusammensetzung <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

Was für die e<strong>in</strong>e Kommune sich als <strong>der</strong> richtige, zukunftsweisende Weg erweisen<br />

mag, kann für die an<strong>der</strong>e e<strong>in</strong> Holzweg se<strong>in</strong>.<br />

Angesichts <strong>der</strong> demografischen Entwicklung, <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung und <strong>der</strong><br />

damit e<strong>in</strong>hergehenden verän<strong>der</strong>ten Bevölkerungszusammensetzung verän<strong>der</strong>n sich die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Infrastruktur kultureller <strong>Bildung</strong>.<br />

3.1.1 Herausfor<strong>der</strong>ung demografischer Wandel<br />

In Deutschland liegen die Geburtenraten unter dem Wert, <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lich wäre, um die<br />

Bevölkerungszahl stabil zu halten. Wie an<strong>der</strong>e westeuropäische Industrienationen auch ist<br />

Deutschland von e<strong>in</strong>em tiefgreifenden demografischen Wandel betroffen. Der Anteil <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung s<strong>in</strong>kt, <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> aus Altersgründen<br />

aus dem Erwerbsleben Ausgeschiedenen steigt. Dank des mediz<strong>in</strong>ischen Fortschritts<br />

und <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeitswelt haben die Menschen heute e<strong>in</strong>e höhere Lebenserwartung<br />

als es noch vor 20 Jahren <strong>der</strong> Fall war. Die Bevölkerungswissenschaftler prognostizieren,<br />

dass die Zahl <strong>der</strong> älteren Menschen weiter wachsen und die Zahl <strong>der</strong> jungen weiter<br />

s<strong>in</strong>ken wird.<br />

In <strong>der</strong> Studie „Deutschland 2020 <strong>–</strong> Die demografische Zukunft <strong>der</strong> Nation“ (im Folgenden<br />

Deutschland 2020), die das Berl<strong>in</strong>-Institut für Bevölkerung und Entwicklung im Auftrag<br />

<strong>der</strong> Robert-Bosch-Stiftung erarbeitet hat, wird herausgearbeitet, dass alle Regionen <strong>in</strong><br />

Deutschland von <strong>der</strong> o.g. Bevölkerungsentwicklung im Großen und Ganzen betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

Bevölkerungszuwächse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Kreisen gehen v.a. auf Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

Deutschlands sowie Migration zurück.<br />

Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie Deutschland 2020 nachzulesen ist, ist die Bevölkerungsentwicklung eng<br />

mit wirtschaftlicher Entwicklung verknüpft o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s ausgedrückt, die Menschen ziehen<br />

dorth<strong>in</strong>, wo es Arbeit gibt und verlassen jene Regionen und Städte, die von Arbeitslosigkeit<br />

geprägt s<strong>in</strong>d. Geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> werden letztere als „schrumpfende Städte“ bezeichnet. Die Kulturstiftung<br />

des Bundes för<strong>der</strong>t zur Zeit e<strong>in</strong> Projekt, <strong>in</strong> welchem sich mit künstlerischen<br />

Mitteln mit schrumpfenden Städten ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt wird. Am stärksten s<strong>in</strong>d von dieser<br />

Entwicklung die ostdeutschen Bundeslän<strong>der</strong> betroffen. Insbeson<strong>der</strong>e Frauen im Alter zwischen<br />

18 und 29 Jahre verlassen die ostdeutschen Bundeslän<strong>der</strong>. Es bleibt e<strong>in</strong>e männerlastige<br />

Bevölkerungsstruktur zurück, die laut Deutschland 2020 zusätzlich oftmals durch Arbeitslosigkeit,<br />

schlechte Ausbildung und mith<strong>in</strong> sozialer Unterprivilegierung zu kennzeichnen<br />

ist. Es erwächst daraus die Frage, wie e<strong>in</strong>e Region mit e<strong>in</strong>er so ungünstigen Bevölkerungsstruktur<br />

wie<strong>der</strong> Attraktivität gew<strong>in</strong>nen kann.<br />

Als beson<strong>der</strong>s gravierend wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie Deutschland 2020 die sich entleerende Mitte<br />

Deutschlands beschrieben. Die noch im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t gewachsenen Industriestandorte<br />

von Sachsen über Thür<strong>in</strong>gen bis <strong>in</strong> das Ruhrgebiet s<strong>in</strong>d massiv von Bevölke-

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