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Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion – Konzeption ...

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314 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Wie wichtig Vorlesen als Mittel zur Sprachentwicklung und elementaren Leseerziehung ist,<br />

zeigen alle neueren Untersuchungen zum Leseverhalten. Fragt man, welche verschiedenen<br />

Faktoren E<strong>in</strong>fluss darauf haben, ob e<strong>in</strong>e Person e<strong>in</strong> Vielleser geworden ist, steht die Leseför<strong>der</strong>ung<br />

im Elternhaus mit regelmäßigem Vorlesen an <strong>der</strong> Spitze, gefolgt vom <strong>Bildung</strong>sstand.<br />

Je höher dieser ist, um so mehr wird auch gelesen. Bemerkenswert ist dabei, dass<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Leseför<strong>der</strong>ung im Elternhaus e<strong>in</strong>en niedrigeren <strong>Bildung</strong>sstand ausgleichen<br />

kann.<br />

Angesichts <strong>der</strong> zentralen Bedeutung, die Vorlesen und Erzählen als Zentrum <strong>der</strong> Leseför<strong>der</strong>ung<br />

im Elternhaus hat, ist es bedenklich, dass laut neuen Studien die Lesesozialisation<br />

im vergangenen Jahrzehnt rückläufig ist. Und schon <strong>in</strong> den achtziger Jahren wurde <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Studie festgestellt, dass Leseför<strong>der</strong>ung im Elternhaus von den Befragten unter 20<br />

Erziehungszielen gerade mal auf dem 16. Platz rangierte. Die Konsequenz daraus muss <strong>–</strong><br />

neben <strong>der</strong> Verstärkung <strong>der</strong> Elternbildung <strong>–</strong> deshalb se<strong>in</strong>, beson<strong>der</strong>s die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten als<br />

Orte <strong>der</strong> Leseför<strong>der</strong>ung zu entwickeln. Dies hat die Stiftung Lesen mit ihrem Fortbildungsprogramm<br />

zum Vorlesen und Erzählen schon vor Jahren <strong>in</strong> Angriff genommen.<br />

Die Stiftung Lesen hat jüngst ihre Ziele <strong>in</strong> 10 Punkten zusammengefasst; das erste lautet:<br />

„Wir wollen, dass frühk<strong>in</strong>dliche Leseerziehung <strong>in</strong> allen Elternhäusern stattf<strong>in</strong>det.“ E<strong>in</strong>e<br />

Umfrage ergab, dass 70% <strong>der</strong> Eltern sich Orientierungshilfe auf dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>medienmarkt<br />

wünschen. Die Stiftung Lesen hat dafür die Broschüre Die besten Medien für ihr K<strong>in</strong>d herausgegeben.<br />

Als überregionale Aktion werden alle K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

Deutschlands zum Wettbewerb Der goldene Vorlesebär e<strong>in</strong>geladen. Siebenhun<strong>der</strong>t E<strong>in</strong>richtungen<br />

haben sich im vergangenen Jahr daran beteiligt.<br />

Ob junge Eltern o<strong>der</strong> Senioren: Die Mitglie<strong>der</strong> im Vorleseclub, e<strong>in</strong> weiteres bundesweites<br />

Projekt <strong>der</strong> Stiftung Lesen, s<strong>in</strong>d Bücherfans und hochmotiviert, diese Begeisterung weiter<br />

zu geben. Das tun sie durch Vorlesestunden <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten o<strong>der</strong> Bibliotheken. Knapp<br />

5.000 Vorlesepaten werden z. Zt. von <strong>der</strong> Stiftung Lesen betreut.<br />

Das zweite def<strong>in</strong>ierte Ziel <strong>der</strong> Stiftung lautet „Wir wollen mehr Lesefreude <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

und Schulen ermöglichen.“<br />

Bundesweit för<strong>der</strong>t die Stiftung Lesen die E<strong>in</strong>richtung von Vorlesebibliotheken <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten.<br />

Begleitet wird diese Aktion durch Fortbildungsveranstaltungen für Erzieher<strong>in</strong>nen,<br />

Eltern und Großeltern. Für die Schulen selbst gibt es e<strong>in</strong>e so breite Palette an Projekten,<br />

dass es hier unmöglich ist, sie alle aufzuführen. H<strong>in</strong>gewiesen sei nur auf die Aktionen:<br />

Meike <strong>der</strong> Sammeldrache, die Lesescouts, den Welttag des Buches und viele an<strong>der</strong>e mehr.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> neuesten Studien zum Leseverhalten <strong>der</strong> 6-13jährigen zeigt unter an<strong>der</strong>em auf,<br />

dass die Schule ke<strong>in</strong>en positiven E<strong>in</strong>fluss auf das private Leseverhalten <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

hat. Je<strong>der</strong> zweite sagt, Texte, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule gelesen werden, würde er privat niemals<br />

lesen. Und Leseempfehlungen des Lehrers werden von zwei Dritteln <strong>der</strong> Schüler nicht beachtet.<br />

Die Tatsache, dass die Schule <strong>in</strong> aller Regel nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, das Lesen für die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> zum Vergnügen zu machen, zeigen e<strong>in</strong>erseits die PISA-Ergebnisse: 42% aller Befragten<br />

sagen, dass sie nicht zum Vergnügen lesen. An<strong>der</strong>erseits ist die negative Wirkung<br />

<strong>der</strong> Schule auf die Lesefreude offenbar e<strong>in</strong> europaweites Phänomen.<br />

Das geschlechtsspezifisch unterschiedliche Leseverhalten von Jungen und Mädchen ist<br />

neuerd<strong>in</strong>gs wie<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>em heftig diskutierten Thema geworden. Tatsache ist, dass die<br />

Mädchen offenbar zu erzählen<strong>der</strong> Literatur e<strong>in</strong>en direkteren Zugang haben als die Jungen,<br />

die ihrerseits stärker von Sachbüchern und e<strong>in</strong>schlägigen Zeitschriften angesprochen werden,<br />

<strong>in</strong> denen sie Lesestoff zu ihren spezifischen Interessen f<strong>in</strong>den. Da <strong>der</strong> Deutschunter-

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