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Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion – Konzeption ...

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TAGUNG KULTURELLE BILDUNG 349<br />

gen. Im Kontext <strong>der</strong> kulturellen <strong>Bildung</strong> und <strong>der</strong> Jugendarbeit sprechen wir hierbei von<br />

Lebenskompetenzen o<strong>der</strong> sogar von Lebenskunst, um zu präzisieren, was mit „<strong>Bildung</strong>“<br />

nur geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong> kann: die <strong>in</strong>dividuelle Befähigung nämlich, se<strong>in</strong> „Leben im aufrechten<br />

Gang“ (Ernst Bloch) führen zu können.<br />

In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt hätte man dann fragen können, welche unterschiedlichen <strong>Bildung</strong>sorte<br />

benötigt werden, um dieses weite Konzept von <strong>Bildung</strong> zu realisieren. Unter<br />

diesen <strong>Bildung</strong>sorten spielt selbstverständlich die Schule e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Doch<br />

kann ke<strong>in</strong> <strong>Bildung</strong>sort die Aufgabe übernehmen, für dieses weite Konzept von <strong>Bildung</strong><br />

alle<strong>in</strong>e verantwortlich zu se<strong>in</strong>. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die kulturelle <strong>Bildung</strong>, bei <strong>der</strong> es <strong>in</strong><br />

Zukunft darum gehen muss, präziser zu beschreiben, wie die Vielfalt kultureller <strong>Bildung</strong>sorte<br />

aussehen muss und welche spezifischen Aufgaben je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne <strong>Bildung</strong>sort übernehmen<br />

sollte.<br />

2. Ambivalenzen, Spannungen und Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Diskussion über kulturelle <strong>Bildung</strong><br />

Wer die Diskussion über kulturelle <strong>Bildung</strong>sarbeit verfolgt, wird feststellen, dass <strong>–</strong> oft <strong>in</strong><br />

denselben Argumentationen <strong>–</strong> eigenartig wi<strong>der</strong>sprüchliche Feststellungen getroffen werden.<br />

Dieses war auch bei <strong>der</strong> Fachtagung zu beobachten, so dass e<strong>in</strong>ige dieser wi<strong>der</strong>sprüchlichen<br />

Aussagen hier benannt werden sollen.<br />

Auf politischer Ebene hat kulturelle <strong>Bildung</strong> offenbar e<strong>in</strong> leichtes Spiel. Die Statements <strong>der</strong><br />

beiden M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>nen ließen ke<strong>in</strong>e Wünsche offen im H<strong>in</strong>blick auf die Unterstützung von<br />

Kulturarbeit <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb <strong>der</strong> Schule. Selbst dort, wo im Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> Schule von e<strong>in</strong>em „Primat des Kognitiven“ (so wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten PISA-Studie) gesprochen<br />

wird, ist gleichzeitig von e<strong>in</strong>em „ästhetisch gymnastischen Weltzugang“ (im Anschluss<br />

an W.v.Humboldt) die Rede. Trotz dieses Rückenw<strong>in</strong>des verspüren jedoch viele Akteure<br />

<strong>in</strong>nerhalb und außerhalb <strong>der</strong> Schule e<strong>in</strong>en starken Gegenw<strong>in</strong>d, so wie ihn Dieter Wun<strong>der</strong><br />

als Vertreter <strong>der</strong> Schule auch e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich beschrieben hat: Das Musische ist offensichtlich<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen <strong>Bildung</strong>sreform <strong>in</strong> stärkster Bedrängnis.<br />

Dieses Nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> von Gegen- und Rückenw<strong>in</strong>d ist auch spürbar <strong>in</strong> Positionen <strong>der</strong><br />

Fachkräfte und Fachorganisationen: Stärkste Relevanzbehauptungen e<strong>in</strong>er ästhetisch-kulturellen<br />

<strong>Bildung</strong>, dass nämlich we<strong>der</strong> Schule noch E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Jugendhilfe und <strong>der</strong><br />

Erwachsenenbildung eigentlich auf sie verzichten können, stehen ebenso e<strong>in</strong>drucksvollen<br />

Beschreibungen von Marg<strong>in</strong>alisierungsprozessen unverbundenen gegenüber.<br />

E<strong>in</strong>e schwierige Gemengelage ist auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Positionierung gegenüber <strong>der</strong> Ganztagsschule<br />

festzustellen: Fast alle Verbände haben <strong>in</strong>zwischen Resolutionen und Papiere veröffentlicht,<br />

die die Ganztagsschule begrüßen. Gleichzeitig <strong>–</strong> so behaupte ich <strong>–</strong> ist we<strong>der</strong> bei den Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

und Lehrern, noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugend- und Kulturarbeit die Befürwortung so groß, wie<br />

es den Ansche<strong>in</strong> hat. Möglicherweise muss man hier von e<strong>in</strong>em resignativen Opportunismus<br />

sprechen, bei dem die Fachkräfte versuchen, das Beste aus e<strong>in</strong>er Situation zu machen,<br />

die ohneh<strong>in</strong> nicht mehr abzuwenden ist.<br />

E<strong>in</strong>iges an Verwirrung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion über kulturelle <strong>Bildung</strong> entsteht dabei dadurch,<br />

dass Diskussionsebenen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verwechselt werden. So ist immer wie<strong>der</strong> davon die<br />

Rede, dass bestimmte D<strong>in</strong>ge o<strong>der</strong> Prozesse „eigentlich“ zusammengehören: Kognition und

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