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Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion – Konzeption ...

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KULTURPÄDAGOGIK UND SCHULE 209<br />

oretisch, <strong>in</strong>teraktivistisch etc.) beschreiben und erfassen.<br />

· Das Fach beschäftigt sich dabei sehr gerne mit sich selbst: Geschichte <strong>der</strong> Pädagogik,<br />

Wissenschaftstheorie, Abgrenzungsstreitigkeiten, Kämpfe um den Vorrang bestimmter<br />

Methoden und Ansätze.<br />

· Dabei geht es durchaus auch um Ressourcen und Stellen (Wissenschaftssoziologie, Professionspolitik<br />

etc.).<br />

· Es gibt e<strong>in</strong>e große Anzahl von Büchern, Buchreihen und Zeitschriften von <strong>der</strong> Grundlagenforschung<br />

bis zur Praxishilfe.<br />

· Erziehungswissenschaft ist e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl human- und sozialwissenschaftlicher<br />

Diszipl<strong>in</strong>en, die aus ihrer Sicht Bezugsdiszipl<strong>in</strong>en werden, wobei sich die Relevanz<br />

bestimmter Diszipl<strong>in</strong>en (z. B. Philosophie, Psychologie, Soziologie, Ökonomie) durchaus<br />

im Zeitlauf verän<strong>der</strong>n kann.<br />

· Die pädagogischen Teildiszipl<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d unterschiedlich etabliert und entwickelt. Schulpädagogik<br />

(und damit die Theorie <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>, des Lehrens und Lernens, die Fachdidaktiken)<br />

ist die weitaus größte Bereichsdiszipl<strong>in</strong>, weil die zahlreichen Schulen (ca. 40.000) mit Fachpersonal<br />

(fast 700.000 LehrerInnen) versorgt werden müssen. Ungleich weniger Anerkennung,<br />

obwohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> dar<strong>in</strong> Beschäftigten durchaus vergleichbar, erhält die Sozialpädagogik,<br />

die sehr stark an Fachhochschulen, bzw. <strong>–</strong> bei ErzieherInnen <strong>–</strong> an Fachschulen<br />

verankert ist. Daneben fallen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Institutionalisierung und die Beschäftigtenzahlen<br />

an<strong>der</strong>e Bereiche wie Erwachsenenbildung o<strong>der</strong> Medienpädagogik erheblich ab.<br />

· Kulturpädagogik f<strong>in</strong>det an Hochschulen nur marg<strong>in</strong>al statt, am ehesten <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf<br />

künstlerische Schulfächer (dort dann aber eher als Teil e<strong>in</strong>er schulbezogenen Pädagogik).<br />

Kulturpädagogik <strong>in</strong> Theorie und Praxis<br />

Es gibt zur Zeit zwei E<strong>in</strong>führungen <strong>in</strong> die Allgeme<strong>in</strong>e Kulturpädagogik, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitabstand<br />

von sieben Jahren vorgelegt wurden (Fuchs 1994, Zacharias 2002). Das Arbeitsund<br />

Reflexionsfeld (Neue) Kulturpädagogik hat sehr verschiedene historische Wurzeln: e<strong>in</strong><br />

pädagogisch-politischer Gebrauch <strong>der</strong> Künste, so wie ihn Schiller im Rahmen e<strong>in</strong>es politischen<br />

Reformprojektes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Briefen zur ästhetischen Erziehung vorgelegt hat, die E<strong>in</strong>richtung<br />

künstlerischer Schulfächer, die Entwicklung von Kunste<strong>in</strong>richtungen im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t,<br />

fast immer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Perspektive e<strong>in</strong>es „<strong>Bildung</strong>sauftrages“ diskutiert, die Jugendbewegung<br />

(als Teilbereich verschiedener Reformbewegungen) am Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />

die entstehende Geisteswissenschaftliche Pädagogik, die sich schon von Dilthey an um die<br />

beson<strong>der</strong>en Erkenntnis- und <strong>Bildung</strong>swirkungen <strong>der</strong> Künste kümmerte und die von <strong>der</strong><br />

folgenden Pädagogen-Generation (v.a. Nohl, aber auch Spranger, Litt u.a.) weiter ausgearbeitet<br />

wurde, bis h<strong>in</strong> zu dem bereits oben häufiger angesprochenen Vorschlag, Pädagogik<br />

<strong>in</strong>sgesamt als „Kulturpädagogik“ unter deutlichem Bezug auf die Kulturphilosophien rund<br />

um die Jahrhun<strong>der</strong>twende zu konstituieren. Dies alles zusammen mit <strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong><br />

„Musischen <strong>Bildung</strong>“ gehört zur Tradition <strong>der</strong> heutigen Kulturpädagogik, die auch dann<br />

wirksam wird, wenn man sie glaubt ignorieren zu können. Doch liegt <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n dessen,<br />

was sich heute Kulturpädagogik nennt (<strong>in</strong> Abweichung von dem Gebrauch dieses Begriffs<br />

bei Jürgen Oelkers 1989), <strong>in</strong> den siebziger Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Diese (Neue) Kulturpädagogik<br />

ist sehr deutlich <strong>in</strong> Absetzung vom schulischen Kunstunterricht <strong>in</strong> Anschluss<br />

an die gesellschaftspolitische Aufbruchbewegung dieser Zeit geprägt, wobei e<strong>in</strong>ige Jahre

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