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Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion – Konzeption ...

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302 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Auch wenn dem so ist, möchte ich daraus ke<strong>in</strong>e Vorwürfe an die PISA-Propagandisten<br />

ableiten. Denn <strong>der</strong> Befund gibt die schwache Lage <strong>der</strong> kulturellen <strong>Bildung</strong> wi<strong>der</strong>. An wen<br />

man erst <strong>in</strong> zweiter o<strong>der</strong> dritter L<strong>in</strong>ie denkt, <strong>der</strong> steht eben dort <strong>–</strong> nicht ganz ohne eigene<br />

Schuld. Die Musenfreunde mögen sich zu sehr auf die Wirkung von Qualität verlassen und<br />

mo<strong>der</strong>ne Formen des Sich-Bekanntmachens scheuen. Sie mögen so sehr <strong>in</strong> ihren Formen<br />

<strong>der</strong> Kultur leben, dass sie nicht bemerken, wie sich die Welt wandelt. Es fehlt manchem<br />

auch an Selbstbewusstse<strong>in</strong>. Wo immer die Ursache für die Nichtbeachtung liegen, die Flucht<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Voluntarismus alle<strong>in</strong> hilft auch nicht weiter.<br />

Worauf käme es an?<br />

Die kulturelle <strong>Bildung</strong> muss fest <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule verankert se<strong>in</strong>. Das ist nicht nur e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong><br />

Stundentafel, die e<strong>in</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterium vorgibt. Allerd<strong>in</strong>gs: auch da bleibt manches zu tun.<br />

Es sollte ke<strong>in</strong>e Lehrerorganisation geben, die nicht ‚gezwungen’ ist, musische <strong>Bildung</strong> e<strong>in</strong>e<br />

hohe Priorität zu geben. Wie oft sprechen Sie mit GEW, VBE o<strong>der</strong> Philologenverband?<br />

Es muss für Schulen ‚Standards’ <strong>der</strong> kulturellen <strong>Bildung</strong> geben, an die sich Schulen halten.<br />

Sie können nicht vorgeschrieben werden, aber sie müssen gesellschaftlich Geltung haben.<br />

Ich illustriere das mal plakativ:<br />

Jede Schule hat e<strong>in</strong> Orchester o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Band. Die jährliche Kunstausstellung ist selbstverständlich.<br />

Die Wände <strong>in</strong> Gängen und Unterrichtsräumen s<strong>in</strong>d mit schülereigenen Arbeiten,<br />

gemischt mit denen von Künstlern aus <strong>der</strong> Region, geschmückt.<br />

Die Wirklichkeit <strong>der</strong> Schule sieht an<strong>der</strong>s aus, wie Sie wissen. Da gibt es hervorragende<br />

Schulen, da gibt es tristen Durchschnitt. Meistens kümmert man sich um die erste Gruppe<br />

<strong>–</strong> die Sorge muss aber <strong>der</strong> zweiten gelten. Die erste braucht die öffentliche Anerkennung,<br />

die zweite Ermutigung und Hilfe. Das Musische braucht mehr Unterstützung als an<strong>der</strong>e<br />

Fächer. Mathematik versteht sich von selbst, ‚Kultur’ nicht. Daher s<strong>in</strong>d Preise, Auszeichnungen,<br />

öffentliche Darstellungen enorm wichtig. Positive Bil<strong>der</strong> von Schule s<strong>in</strong>d zu zeichnen,<br />

für die das Musische <strong>in</strong>tegraler Bestandteil ist. Man muss auf Gewohnheiten des<br />

Umgangs mit den Musen wie auf festliche Höhepunkte setzen.<br />

Damit kulturelle <strong>Bildung</strong> besser dasteht, müssen Sie sich auch aktiv <strong>in</strong> die PISA- und <strong>Bildung</strong>sstandard-Diskussion<br />

e<strong>in</strong>schalten. Dass Ihre Fächer außen vor bleiben, dürfen Sie sich<br />

nicht gefallen lassen. Denn damit stimmen Sie <strong>der</strong> Abwertung des Ihnen Wichtigen zu.<br />

Selbst wenn Sie Zweifel haben, ob diese E<strong>in</strong>beziehung wirklich handhabbar möglich ist,<br />

darf Sie dies nicht abhalten, sich <strong>in</strong> die Diskussion aktiv e<strong>in</strong>zumischen. Indem Sie Ihre<br />

Wünsche artikulieren, <strong>in</strong>dem evtl. die Fachleute die Schwierigkeiten, wenn nicht Unmöglichkeit<br />

e<strong>in</strong>es solchen Vorhabens aufzeigen <strong>–</strong> die musischen Fächer kommen <strong>in</strong>s Gespräch<br />

und s<strong>in</strong>d dabei; sie werden zu Akteuren e<strong>in</strong>er Diskussion, bei <strong>der</strong> sie momentan außen vor<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Ich mache Ihnen noch e<strong>in</strong>en Vorschlag: Appellieren Sie an die KMK, e<strong>in</strong>e empirische Bestandsaufnahme<br />

<strong>der</strong> musischen Fächer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule zu erwirken, am besten durch das<br />

Max-Planck-Institut für <strong>Bildung</strong>sforschung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Sie würden sozusagen den Stier bei<br />

den Hörner packen <strong>–</strong> das Institut, das Ihnen zur Zeit Schwierigkeiten zu bereiten sche<strong>in</strong>t,<br />

wird Ihr Vorkämpfer.<br />

Das vorherrschende Nützlichkeitsdenken wird von den dom<strong>in</strong>ierenden Trends <strong>der</strong> PISAund<br />

<strong>Bildung</strong>sstandard-Diskussion begünstigt, es ist e<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>d <strong>der</strong> musischen <strong>Bildung</strong>. Denn<br />

wichtig s<strong>in</strong>d die ‚Hauptfächer’, sie sichern Berufsfähigkeit, nicht umsonst haben sie viele

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