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Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion – Konzeption ...

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MATERIALIEN 401<br />

So genannte E<strong>in</strong>-Euro-Jobs dürfen nicht dazu führen, dass Künstler<strong>in</strong>nen und Künstler<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Berufsgruppen, die bisher im Rahmen von Honorarverträgen Aufgaben <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> kulturellen <strong>Bildung</strong>sarbeit o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bereichen des kulturellen Lebens übernommen<br />

haben, durch „E<strong>in</strong>-Euro-Jobs“ verdrängt werden. Zumal für Künstler<strong>in</strong>nen und<br />

Künstler s<strong>in</strong>d diese Honorartätigkeiten oft e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil ihres E<strong>in</strong>kommens.<br />

Ebenso wenig dürfen bestehende Instrumente <strong>der</strong> aktiven Arbeitsmarktpolitik <strong>–</strong> wie etwa<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen <strong>–</strong> verdrängt werden. Auf Grund <strong>der</strong> längeren Dauer und<br />

<strong>der</strong> auch arbeitsrechtlichen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>in</strong> den Betrieb ermöglichen<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen <strong>in</strong> weitaus stärkerem Maße e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Berufsleben<br />

als es bei kurzfristigen Maßnahmen wie „E<strong>in</strong>-Euro-Jobs“ <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong> kann.<br />

E<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>richtungen und Institutionen des Kulturbereiches bilden junge Menschen <strong>in</strong><br />

anerkannten Ausbildungsberufen aus. Diese Ausbildungsleistung darf durch die Zurverfügungstellung<br />

von „E<strong>in</strong>-Euro-Jobs“ nicht e<strong>in</strong>geschränkt werden. Vielmehr ist auch <strong>der</strong> Kulturbereich<br />

gefor<strong>der</strong>t, jungen Menschen, sofern es möglich ist, Chancen für e<strong>in</strong>e Berufsausbildung<br />

zu bieten.<br />

Das kulturelle Leben beruht zu e<strong>in</strong>em erheblichen Teil auf Bürgerschaftlichem Engagement.<br />

In vielen E<strong>in</strong>richtungen wie z.B. soziokulturellen Zentren und Museen, <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>en<br />

des Laienmusizierens, den Kunstvere<strong>in</strong>en, den Literarischen Gesellschaften, den kirchlichen<br />

Büchereien und an<strong>der</strong>en Institutionen übernehmen bürgerschaftlich Engagierte<br />

wesentliche Teile o<strong>der</strong> gar die gesamte Arbeit. Dieses Bürgerschaftliche Engagement darf<br />

durch „E<strong>in</strong>-Euro-Jobs“ nicht ersetzt, abgewertet und damit gefährdet werden.<br />

Die vielleicht wichtigste bildungspolitische Reform ist die zur Zeit diskutierte und bereits<br />

begonnene E<strong>in</strong>führung von Ganztagsschulen. E<strong>in</strong>e solche Schule kann nur dann gel<strong>in</strong>gen,<br />

wenn sie Kooperationen mit Künstler<strong>in</strong>nen und Künstlern, mit Kultur- und kulturpädagogischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>geht. Es geht nicht um die Aufbewahrung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen und um Freizeitangebote, son<strong>der</strong>n um <strong>Bildung</strong>. E<strong>in</strong> qualifiziertes <strong>Bildung</strong>sangebot<br />

außerhalb des Unterrichts braucht qualifizierte Fachkräfte, braucht eigene Standards.<br />

Es muss daher vermieden werden, den Ganztagsbetrieb von Schulen auf <strong>der</strong> Basis<br />

von „E<strong>in</strong>-Euro-Jobs“ e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Voraussetzung für die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es „E<strong>in</strong>-Euro-Jobs“ im Kulturbereich ist die Freiwilligkeit.<br />

Dieses gilt sowohl für die Institutionen, die nicht gezwungen werden dürfen, „E<strong>in</strong>-<br />

Euro-Jobs“ e<strong>in</strong>zurichten, als auch für die Übernahme des so genannten E<strong>in</strong>-Euro-Jobs durch<br />

die betreffende Person. Im Kulturbereich werden „E<strong>in</strong>-Euro-Jobs“ teilweise auch <strong>in</strong> solchen<br />

Bereichen angeboten werden, <strong>in</strong> denen die Betreffenden mit Publikum und <strong>in</strong> pädagogischen<br />

Zusammenhängen arbeiten. Dieses kann nur bei e<strong>in</strong>er freiwilligen Übernahme <strong>der</strong><br />

Arbeit gedeihlich gel<strong>in</strong>gen.<br />

Der Deutsche Kulturrat for<strong>der</strong>t die Kulture<strong>in</strong>richtungen vor Ort auf, sich ähnlich den<br />

Wohlfahrtsverbänden aktiv an den Beiräten <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften bzw. <strong>der</strong> optierenden<br />

Kommunen zu beteiligen und damit e<strong>in</strong>en Beitrag zur regionalen Gestaltung <strong>der</strong> „E<strong>in</strong>-<br />

Euro-Jobs“ zu leisten.<br />

Da „E<strong>in</strong>-Euro-Jobs“ zur Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen dienen sollen, regt <strong>der</strong><br />

Deutsche Kulturrat an, dass vor Ort das Gespräch mit Anbietern solcher Qualifizierungsmaßnahmen<br />

über die praktische Tätigkeit <strong>in</strong> dem Job h<strong>in</strong>aus gesucht wird, um Synergien<br />

zwischen verschiedenen Trägern zu entwickeln. Zudem ist an die Verantwortung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzorte<br />

für entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen zu er<strong>in</strong>nern.

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