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Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion – Konzeption ...

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290 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Raum h<strong>in</strong>reichend gewürdigt wird. Als weitere problematische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen gelangen<br />

h<strong>in</strong>zu die prekäre öffentliche F<strong>in</strong>anzlage und <strong>der</strong> unübersehbare demographische<br />

Wandel. Vor dieser Situation sieht sich auch die kulturelle K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendarbeit mehr<br />

denn je umfassenden Legitimationsanfor<strong>der</strong>ungen ausgesetzt. Dabei ist ke<strong>in</strong>eswegs zu verschweigen,<br />

dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendarbeit <strong>in</strong> den letzten 50 Jahren <strong>–</strong> statistisch gesehen<br />

<strong>–</strong> als anhaltende Wachstums- und Erfolgsgeschichte bezeichnet werden muss, die von Zuwächsen<br />

und stetigen Ausdifferenzierungen geprägt war. 2 Gegenwärtig ist kaum zu verhehlen,<br />

dass diese Erfolgsgeschichte <strong>in</strong>s Stocken geraten, möglicherweise sogar an ihr Ende<br />

gelangt ist. Was nun ansteht, könnte e<strong>in</strong>e „Wende zum Weniger“ se<strong>in</strong>. Und es könnte<br />

durchaus se<strong>in</strong>, dass es e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> zentralen Aufgaben auch <strong>der</strong> kulturellen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbildung<br />

se<strong>in</strong> könnte, „Schrumpfungen“ zu bewältigen und sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rückwärtsbewegung<br />

zu re-organisieren.<br />

2. <strong>Bildung</strong> als Retter und als Chance?<br />

Neben solchen, eher bedenklichen Tendenzen s<strong>in</strong>d jedoch auch die ermutigenden Entwicklungen<br />

nicht zu verschweigen; und diese liegen zweifellos <strong>in</strong> <strong>der</strong> seit PISA an Gewicht<br />

gew<strong>in</strong>nenden <strong>Bildung</strong>sdebatte. Hier hat gerade die kulturelle K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendarbeit<br />

zum<strong>in</strong>dest konzeptionelle Vorteile, weil sie sich sehr viel länger und sehr viel präziser als<br />

<strong>Bildung</strong>sangebot verstanden hat, als die allgeme<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendarbeit. Die allgeme<strong>in</strong>e<br />

Jugendarbeit hat <strong>–</strong> das ist lei<strong>der</strong> festzustellen <strong>–</strong> ihren <strong>Bildung</strong>sauftrag <strong>in</strong> den Jahren<br />

vor PISA viel zu lange unbeachtet gelassen. Und ohne PISA würde auch die Jugendhilfe<br />

nicht über <strong>Bildung</strong> diskutieren <strong>–</strong> und die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendarbeit erst recht nicht, obwohl<br />

doch <strong>Bildung</strong> eigentlich ihr Kerngeschäft ist; und nicht irgende<strong>in</strong> Son<strong>der</strong>-, Zusatzo<strong>der</strong><br />

Spezialauftrag wie etwa Integration, Prävention o<strong>der</strong> Lebensbewältigung. Im <strong>der</strong>zeit<br />

noch aktuellen Handbuch <strong>der</strong> Offenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendarbeit jedenfalls wird <strong>der</strong> Begriff<br />

„<strong>Bildung</strong>“ nicht e<strong>in</strong>mal erwähnt.<br />

Nun aber steht die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendarbeit völlig überraschend und unerwartet im Lichte<br />

<strong>der</strong> Diskussion, die sich an den Ergebnissen <strong>der</strong> PISA-Studie mit ihren für die Bundesrepublik<br />

katastrophalen und von vielen als bedrohlich empfundenen Befunden entzündet<br />

hat. Aber das <strong>der</strong>zeitige „<strong>Bildung</strong>sfieber“ verläuft anhand nur punktueller Aufmerksamkeiten<br />

(K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten, Ganztagsschulen) bei gleichzeitiger Bl<strong>in</strong>dheit für an<strong>der</strong>e Faktoren.<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendarbeit sche<strong>in</strong>t bislang immer noch e<strong>in</strong>er dieser bl<strong>in</strong>den Flecken zu<br />

se<strong>in</strong>; weit davon, <strong>in</strong> ihrer Bedeutung und ihren <strong>Bildung</strong>spotenzialen h<strong>in</strong>reichend anerkannt<br />

zu werden.<br />

Die kulturelle K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendarbeit h<strong>in</strong>gegen hat, was die Orientierung auf <strong>Bildung</strong><br />

angeht, strategische und konzeptionelle Vorteile auch schon weit vor PISA erarbeitet, denn<br />

ihre Bezeichnung lautete ja schon sehr viel früher: kulturelle K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbildung.<br />

Die allgeme<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendarbeit h<strong>in</strong>gegen hat ihren <strong>Bildung</strong>sauftrag bis zu diesem<br />

2 vgl. Pothmann, J./ Thole, W. (2001): Wachstum <strong>in</strong>s Ungewisse. Jugendarbeit im Spannungsfeld von öffentlicher<br />

Wahrnehmung und Empirie. In: Rauschenbach, Th./ Schill<strong>in</strong>g, M. (Hrsg.): K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfereport.<br />

Band I. Analysen, Befunde und Perspektiven. Münster, S. 73-96

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