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Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion – Konzeption ...

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238 KULTURELLE BILDUNG UND BILDUNGSREFORM<br />

Doch wie sollen Kooperationsformen aussehen, die die Eigenständigkeit und den Eigenwert<br />

dieser <strong>Bildung</strong>sangebote aufrechterhalten, die nunmehr aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Konzept<br />

von Schule <strong>in</strong>tegriert werden müssen?<br />

E<strong>in</strong>e Vision macht dabei seit e<strong>in</strong>iger Zeit die Runde: Der Wunsch nach gleicher Augenhöhe<br />

von Schule und Jugendarbeit. Tatsächlich ist dies e<strong>in</strong> frommer Wunsch, denn zunächst<br />

e<strong>in</strong>mal liegen alle Vorteile bei e<strong>in</strong>er solchen Zusammenarbeit bei <strong>der</strong> Schule: Als <strong>Bildung</strong>sort<br />

zwar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kritik, aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Notwenigkeit von niemandem ernsthaft bezweifelt;<br />

gesetzliche Absicherung; staatliche Verantwortlichkeit; starke Professionalisierung und <strong>–</strong><br />

bei aller Kritik <strong>–</strong> e<strong>in</strong> stark ausgeprägtes Selbstbewusstse<strong>in</strong>, <strong>in</strong> <strong>Bildung</strong>sfragen im Mittelpunkt<br />

des Interesses stehen zu sollen.<br />

E<strong>in</strong> weiter <strong>Bildung</strong>sbegriff, <strong>der</strong> neben dem Kognitiven das Soziale und Emotionale berücksichtigt,<br />

<strong>der</strong> für Selbstbildungsprozesse Raum und Zeit lässt, <strong>der</strong> neben gesellschaftlichen<br />

Funktionserwartungen auch die Selbststeuerung des eigenen Lernens be<strong>in</strong>haltet und <strong>der</strong><br />

daher womöglich nur von e<strong>in</strong>em außerschulischen <strong>Bildung</strong>sort verantwortet werden kann:<br />

E<strong>in</strong> solch weiter <strong>Bildung</strong>sbegriff liegt bislang nur <strong>in</strong> seltenen Fällen <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>spolitik<br />

zugrunde. E<strong>in</strong>e Ursache hierfür liegt u.a. dar<strong>in</strong>, dass öffentliche Politik weniger von den<br />

betroffenen Menschen ausgeht, son<strong>der</strong>n von Ressortzuständigkeiten, so dass i.d.R. getrennt<br />

vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugend-, Schul- und Kulturpolitik über „<strong>Bildung</strong>“ verhandelt wird,<br />

aber je<strong>der</strong> Bereich nur se<strong>in</strong>e eigene begrenzte Zuständigkeit im Blick hat. Politisch ist also<br />

an <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung festzuhalten:<br />

· Es ist nur e<strong>in</strong> weiter <strong>Bildung</strong>sbegriff zukunftsfähig.<br />

· Dieser braucht zu se<strong>in</strong>er Realisierung e<strong>in</strong>e Vielzahl vernetzter <strong>Bildung</strong>sorte.<br />

· Man benötigt zudem e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Jugend-, Kultur- und <strong>Bildung</strong>spolitik auf kommunaler,<br />

Landes- und Bundesebene, die geme<strong>in</strong>sam von den verschiedenen Akteuren (Staat,<br />

Politik, Zivilgesellschaft, Eltern, Schülern) entwickelt wird.<br />

Nun kann man nicht solange warten, bis sich e<strong>in</strong> solches Verständnis von Politik entwickelt hat,<br />

zumal die Verän<strong>der</strong>ung von Schule durch die Schulverwaltungen ohneh<strong>in</strong> ständig vorangetrieben<br />

wird, ohne auf Diskurse außerhalb des adm<strong>in</strong>istrativen Systems Schule son<strong>der</strong>lich zu achten.<br />

Es ersche<strong>in</strong>t bei dem <strong>der</strong>zeitigen Kenntnisstand s<strong>in</strong>nvoll zu se<strong>in</strong>, quasi als e<strong>in</strong>e Orientierungsmöglichkeit<br />

für die vielerorts geplanten und auch schon stattf<strong>in</strong>denden Kooperationen<br />

zwischen Schule und Kulturarbeit zwei Prozesse voranzutreiben und aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu beziehen:<br />

· die Entwicklung von Leitl<strong>in</strong>ien o<strong>der</strong> Standards für e<strong>in</strong>e „optimale“ Kooperation,<br />

· die Entwicklung unterschiedlicher Szenarien <strong>der</strong> Reform von (Ganztags-)Schule.<br />

Denn man wird davon ausgehen müssen, dass nach wie vor die fö<strong>der</strong>ale Struktur unseres<br />

<strong>Bildung</strong>swesens (und <strong>der</strong> Jugend- und Kulturpolitik!) für sehr unterschiedliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

sorgen wird. Zum an<strong>der</strong>en hat sich auch schon bisher unter durchaus vergleichbaren<br />

o<strong>der</strong> sogar denselben Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>e große Vielfalt sehr unterschiedlicher<br />

Schulen entwickelt: Abhängig von Ressourcen, Engagement <strong>der</strong> Leitung, Mitwirkung <strong>der</strong><br />

Eltern, Lage, Engagement <strong>der</strong> Lehrer, Ausrichtung <strong>der</strong> Schulaufsicht etc. Das Bild jetzt<br />

schon arbeiten<strong>der</strong> Schulen ist denkbar bunt und vielseitig, was sich mit <strong>der</strong> (flächendeckenden)<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Ganztagsschule sicher nicht än<strong>der</strong>n wird.<br />

Zur Ausformulierung von allgeme<strong>in</strong>en Qualitätsstandards greife ich auf erste Ergebnisse des<br />

Projektes „Kultur macht Schule“ (Vera Timmerberg, Ina Bielenberg) <strong>der</strong> Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kulturelle</strong> Jugendbildung zurück (Stand: November 2004), die Qualitätsbereiche (Konzept,<br />

Infrastruktur, Zeit, Methoden/Inhalte, Fachkräfte, Organisation und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen)<br />

unterscheiden und für jeden Bereich „Merkmale“ def<strong>in</strong>ieren.

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