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Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion – Konzeption ...

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RAHMENBEDINGUNGEN EINFÜHRUNG IN KULTURELLER DIE FRAGESTELLUNG<br />

BILDUNG 13<br />

Anspruch auf Gestaltung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>spolitik zu unterstreichen. Es wird zudem das Bild<br />

des kle<strong>in</strong>staatlichen Wettbewerbs weitergesponnen, so dass es also nicht darum geht, ob<br />

Deutschland künftig mit an<strong>der</strong>en Staaten wie F<strong>in</strong>nland, Kanada, Schweden konkurrieren<br />

kann, son<strong>der</strong>n ob Baden-Württemberg, Bayern, Berl<strong>in</strong>, Brandenburg, Bremen, Hamburg,<br />

Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nie<strong>der</strong>sachsen, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz,<br />

Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holste<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>ternational mithalten<br />

können. Auch wenn dieses Bild e<strong>in</strong> wenig grob gezeichnet ersche<strong>in</strong>t, darf nicht verkannt<br />

werden, dass angesichts des zunehmenden E<strong>in</strong>flusses <strong>in</strong>ternationaler Organisationen<br />

und europäischer Prozesse auf die gesamtstaatliche Politik das strikte Beharren auf <strong>der</strong> Hoheit<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>in</strong> Fragen <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>s- aber auch Kulturpolitik veraltet ersche<strong>in</strong>t. Mit<br />

Blick auf aktuelle Debatten wie die GATS-Verhandlungen, die Erarbeitung <strong>der</strong> Konvention<br />

zum Schutz <strong>der</strong> kulturellen Vielfalt, die Erstellung e<strong>in</strong>er EU-Dienstleistungsrichtl<strong>in</strong>ie,<br />

die Def<strong>in</strong>ition von Dienstleistungen im allgeme<strong>in</strong>en Interesse und von Dienstleistungen<br />

im wirtschaftlichen Interesse ist statt Abgrenzung eher die Zusammenarbeit <strong>der</strong> verschiedenen<br />

staatlichen Ebenen <strong>–</strong> also Bund und Län<strong>der</strong> <strong>–</strong> <strong>der</strong> Kommunen sowie <strong>der</strong> zivilgesellschaftlichen<br />

Akteure gefragt.<br />

Die teilweise etwas vorschnelle Reduktion <strong>der</strong> PISA-Debatte auf den Wettbewerbsgedanken<br />

hat zwei Aspekte <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund gedrängt, die bei e<strong>in</strong>er <strong>Bildung</strong>sreform mit e<strong>in</strong>em<br />

gesellschaftspolitischen Impetus <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund gehörten. Die Forscher des deutschen<br />

PISA-Konsortiums hatten den Verantwortlichen <strong>in</strong>s Stammbuch geschrieben, dass das deutsche<br />

Schulsystem hochselektiv ist und <strong>in</strong> Folge dessen Migranten sowie Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler aus sozial schwachen Familien es beson<strong>der</strong>s schwer haben und <strong>–</strong> was noch e<strong>in</strong> noch<br />

viel ungeheuerlicher Vorwurf ist <strong>–</strong> dass das deutsche Schulsystem durch „strukturelle Demütigung“<br />

gekennzeichnet ist. E<strong>in</strong> schlechteres Zeugnis für das deutsche Schulwesen ist<br />

kaum denkbar.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist es bedauerlich, dass sich die <strong>Bildung</strong>sreformdiskussion zu sehr<br />

auf die Erarbeitung von <strong>Bildung</strong>sstandards sowie die Ausweitung von Ganztagsschulangeboten<br />

verengt hat. Das von Bund und Län<strong>der</strong>n geme<strong>in</strong>sam getragene Forum <strong>Bildung</strong>,<br />

das zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 14. Legislaturperiode e<strong>in</strong>gerichtet worden war, war hier schon weiter.<br />

Hier wurden von Bund und Län<strong>der</strong>n geme<strong>in</strong>same Vorschläge zur Verän<strong>der</strong>ung des <strong>Bildung</strong>swesens<br />

von <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Erziehung bis h<strong>in</strong> zum lebensbegleitenden Lernen<br />

vorgelegt.<br />

Die Diskussion um die Ganztagsschule hat <strong>in</strong> den Bundeskulturverbänden unterschiedliche<br />

Reaktionen hervorgerufen, die mit e<strong>in</strong>er Wellenbewegung beschrieben werden können.<br />

In Deutschland gibt es nicht zuletzt auf Grund e<strong>in</strong>er Schule, die auf den Vormittag<br />

konzentriert ist, e<strong>in</strong> ausdifferenziertes Angebot <strong>der</strong> außerschulischen kulturellen K<strong>in</strong><strong>der</strong>und<br />

Jugendbildung, das teilweise <strong>in</strong>stitutionalisiert <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen wie Musikschulen<br />

o<strong>der</strong> Jugendkunstschulen aber auch <strong>in</strong> Projekten, die an ke<strong>in</strong>e Institution und ke<strong>in</strong>en Ort<br />

gebunden s<strong>in</strong>d, stattf<strong>in</strong>det. Die Anbieter außerschulischer kultureller K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbildung<br />

waren daher zunächst skeptisch gegenüber <strong>der</strong> Ausweitung des Ganztagsschulangebotes,<br />

da sie befürchteten, dass künftig weniger K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche ihre Angebote<br />

wahrnehmen könnten. Nach dieser ersten Welle <strong>der</strong> Skepsis folgte e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Euphorie. Die<br />

Kooperation mit <strong>der</strong> Schule, die Übernahme <strong>der</strong> Ganztagsbetreuung durch Träger <strong>der</strong> außerschulischen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbildung schien nun die Devise zu se<strong>in</strong>, wobei viele Träger<br />

<strong>der</strong> außerschulischen Kulturarbeit und <strong>der</strong> Jugendarbeit generell darauf bestanden, nicht<br />

bloß als „Betreuungs-“ son<strong>der</strong>n vielmehr als <strong>Bildung</strong>sangebot ernst genommen zu werden.

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