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Festung Europa

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Interkulturelles Lernen<br />

tionen vor der Vorlage von Vorschlägen und Angabe<br />

von geplanten Vorschlägen im Legislativprogramm,<br />

zu denen weiterer Diskussionsbedarf bestehen könnte.<br />

Darüber hinaus wurde ein Notifizierungsverfahren<br />

eingeführt. Es beinhaltet die zusammenfassende<br />

Veröffentlichung von Initiativen der Kommission<br />

und nennt eine Antwortfrist für die interessierten<br />

Parteien.<br />

2.DieVereinbarungüberdie„VerfahrenzurAnwendung<br />

des Subsidiaritätsprinzips“ sieht vor, dass jeder<br />

Vorschlag der Kommission eine Rechtfertigung im<br />

Hinblick auf das Subsidiaritätsprinzip enthält. Entsprechend<br />

hat die Kommission alle Rechtsvorschriften<br />

überprüft und in ihrem Bericht an den Europäischen<br />

Rat vom 10./11. 12. 1993 erstmals Vorschläge<br />

zur Überarbeitung der Rechtsvorschriften entwickelt,<br />

um deren hohe Komplexität zu beseitigen. Sie<br />

schlug zudem vor, eine �Normenhierarchie einzuführen.<br />

3. Außerdem wurden in den interinstitutionellen<br />

Verhandlungen der Beschluss des EP über die Regelung<br />

der Aufgaben des �Bürgerbeauftragten von Rat<br />

und Kommission gebilligt und die Modalitäten für<br />

deninArt.251EGVvorgesehenenVermittlungsausschuss<br />

zwischen den Organen vereinbart.<br />

Vorschläge zur Regelung der interinstitutionellen<br />

Vereinbarungen, die im Verfassungsentwurf des EP<br />

undauchimZusammenhangmitderRegierungskonferenz<br />

1996 angesprochen wurden, fanden keinen<br />

Niederschlag im Amsterdamer Vertrag. In der dem<br />

Vertrag von Nizza beigefügten „Erklärung für die<br />

Schlussakte der Konferenz zu Art. 10 EGV“ wird lediglich<br />

darauf verwiesen, dass das EP, der Rat und<br />

die Kommission interinstitutionelle Vereinbarungen<br />

schließen können, wenn dadurch die Anwendung<br />

der Bestimmungen des EG-Vertrages erleichtert<br />

werde. Artikel IV-438 VVE 2004 bestimmt, dass<br />

Interinstitutionelle Vereinbarungen nach Inkrafttreten<br />

des �Verfassungsvertrags als „weitere Teile des<br />

�Besitzstandes der EG und der EU“ weiter Bestand<br />

habenwerden. U. M.<br />

Literatur<br />

Jopp, M./Maurer, A./Schmuck, O. (Hg.): Die Europäische<br />

Union nach Amsterdam. Analysen und Stellungnahmen zum<br />

neuen EU-Vertrag, Bonn 1998<br />

Weidenfeld, W. (Hg.): Nizza in der Analyse, Gütersloh 2001<br />

Interkulturelles Lernen<br />

1. Der Begriff: Unter Verzicht auf mannigfaltige Implikationen<br />

und Probleme kann man interkulturelles<br />

450<br />

Lernen folgendermaßen zusammenfassen: Die Jugendlichen<br />

erwerben Einstellungen und Fähigkeiten,<br />

welche ihnen einen vernünftigen und offenen<br />

Umgang mit Menschen anderer Sprache, Kultur und<br />

Nationalität in einer multikulturellen Gesellschaft<br />

ermöglichen und zu möglichst konfliktfreien Kulturbegegnungen<br />

im Zeitalter der Europäisierung und<br />

Globalisierung beitragen. Interkulturelles Lernen<br />

stellt eine Herausforderung dar, welche sich gleichzeitig<br />

an die einheimischen wie an die zugewanderten<br />

Mitglieder der Gesellschaft richtet. „Interkulturelles<br />

Lernen ist eine Form des sozialen Lernens, das<br />

durch die Erfahrung kultureller Unterschiede und in<br />

Form kultureller Vergleiche sowohl zu einer genauen<br />

Analyse und Relativierung der eigenen Normen<br />

und Sozialsysteme als auch zum Abbau kultureller<br />

(nationaler)Vorurteileführt“(Bundeszentrale1998,<br />

S. 356). In einer multikulturellen Gesellschaft wird<br />

interkulturelles Lernen zu einem unverzichtbaren<br />

Element der Persönlichkeitsbildung und Identitätsfindung<br />

jedes Einzelnen.<br />

2. Von der „Ausländerpädagogik“ zur InterkulturellenPädagogik:Spätestensseitden1970erJahrenhaben<br />

die Begriffe interkulturelles Lernen, interkulturelle<br />

Erziehung und interkulturelle Bildung einen<br />

nachhaltigen Eingang in die pädagogische Literatur,<br />

aber auch in offizielle bildungspolitische Stellungnahmen<br />

und Empfehlungen gefunden und sind rasch<br />

zu einem Schwerpunktthema der Pädagogik geworden.<br />

Als Konsequenz der starken Zuwanderung ausländischer<br />

Arbeitskräfte mit ihren Familien ging es<br />

zunächst vor allem darum, die Integration der Migrantenkinder<br />

zu erleichtern und deren Schwierigkeiten<br />

bei der Eingliederung in die deutschen Schulen<br />

abzubauen sowie ihre Anpassung an die dominante<br />

deutsche Kultur zu fördern.<br />

Diese „Sonderpädagogik für Ausländerkinder“ sah<br />

sich jedoch bald heftiger Kritik ausgesetzt, weil sie<br />

die Migranten ausgrenzte, indem deren Sonderstellung<br />

betont wurde (Defizithypothese), und zugleich<br />

bei den ausländischen Kindern und Jugendlichen<br />

durch massive Assimilations- und Integrationsversuche<br />

zu Identitätsproblemen führte. Deshalb wurde<br />

interkulturelles Lernen in den 1980er Jahren dahingehend<br />

erweitert, dass man nun auch die soziale und<br />

kulturelle Eigenständigkeit der jugendlichen Migranten<br />

förderte. Die Beschäftigung mit Religion,<br />

Brauchtum und Sprache der Herkunftsländer wurde<br />

in die pädagogischen Maßnahmen einbezogen. Das

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