Festung Europa
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heits- und militärpolitischen Zusammenarbeit, die<br />
ASEAN-Erweiterung und die in der ASEAN-plus-<br />
Drei quasi-institutionalisierten Zusammenarbeit mit<br />
China, Südkorea und Japan dieser Regionalorganisation<br />
trotz ihrer inneren Widersprüche neues Gewicht.<br />
Zweitens verstärken sich mit der Gründung<br />
(1989) und den nachfolgenden Aktivitäten des<br />
Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC), dem<br />
neuen militärischen Beistandsabkommen zwischen<br />
USA und Japan und den politischen Aktivitäten der<br />
USA in Südostasien, gegenüber China und in Bezug<br />
auf die Nordkoreaproblematik die Bemühungen der<br />
USA, ihre traditionelle Rolle im asiatisch-pazifischen<br />
Raum gegenüber dem Konkurrenten EU –<br />
und EWU – zu verteidigen bzw. dies auch institutionell<br />
abzusichern. Wie in den EU-China-Beziehungen<br />
verbinden sich wirtschafts-, ordnungs- und<br />
bündnispolitische Interessen; im Gegensatz zu den<br />
EU-China- bzw. EU-Japan-Beziehungen handelt es<br />
sich trotz des nur multilateralen Charakters von<br />
ASEAN und ASEAN+3 hierbei aber um einen Biregionalismus,<br />
der sowohl dem grundsätzlichen Charakter<br />
der EU entgegenkommt als auch durch die Zusammenarbeit<br />
vor allem mit China und Japan als regionalen<br />
„Groß“-Mächten ein zusätzliches strategisches<br />
Gewicht für die Globalstrategie der EU erhält.<br />
Ob und wie diese Zusammenarbeit zwischen<br />
ASEAN auf der einen Seite und China und Japan auf<br />
der anderen Seite sich weiter gestalten wird, bleibt<br />
offen. China und Japan sind in der Anlage ihrer Regionalpolitik<br />
noch weniger zu einem fortgeschrittenen<br />
Multilateralismus als die ASEAN-Mitgliedsländer<br />
bereit und fähig. Dem Einbezug von China<br />
und Japan in einen ausgeweiteten und sich vertiefenden<br />
Regionalisierungsprozess stehen sowohl die<br />
Konkurrenzkonflikte zwischen China und Japan als<br />
auch die Befürchtungen der ASEAN-Länder vor einer<br />
chinesischen oder japanischen Dominanz entgegen.<br />
ASEANs Erfahrungen mit der Finanz- und<br />
Währungskrise, dem Nordkorea-Problem und den<br />
Schwierigkeiten zwischen China und Taiwan machen<br />
darüber hinaus auch eine Vertiefung bzw. eine<br />
qualitative Verbesserung der Handlungsfähigkeit<br />
von ASEAN für die absehbare Zukunft nur wenig<br />
wahrscheinlich.<br />
4. Die EU-Ostasienpolitik weist allerdings eine Reihe<br />
von Defiziten bzw. Widersprüchen auf, die auch<br />
noch auf absehbare Zeit sowohl den politischen<br />
Handlungswillen der EU als auch ihre Handlungsfä-<br />
Ostasienpolitik<br />
higkeit in bzw. gegenüber der Region begrenzen<br />
wird. Dabei sind es weniger das Fehlen einer konsistenten<br />
globalen „grand strategy“, die Widersprüche<br />
zwischen interregionalistischem und bilateralistischem<br />
Ansatz oder die mangelnde Harmonisierung<br />
der verschiedenen Sach- und Regionalpolitiken. Es<br />
sind vielmehr die strukturellen Probleme der EU, die<br />
eine gleichberechtigte Partnerschaft oder eine erfolgreiche<br />
Konkurrenz mit Ländern wie den USA<br />
bzw. Japan und China als den „Großmächten“ der<br />
Region erschweren.<br />
Erstens muss hier der klassische Macht- und Interessenkonflikt<br />
zwischen der EU auf der einen Seite und<br />
ihren Mitgliedstaaten auf der anderen Seite genannt<br />
werden, der sich auch im Widerspruch zwischen integrativem<br />
und intergouvernementalem Verständnis<br />
von GASP niederschlägt. Dieser wird auch dann gerade<br />
wegen der involvierten ökonomischen Interessen<br />
an und in Ostasien weiterbestehen, wenn die zur<br />
Zeit noch bestehende institutionelle Konkurrenz<br />
zwischen Europäischer Kommission und ihren<br />
Kompetenzen im Bereich der AußenwirtschaftspolitikunddemHohenRepräsentantendesMinisterrates<br />
und seinen Kompetenzen im außen- und sicherheitspolitischen<br />
Bereich im Rahmen des neuen EU-Verfassungsvertrags<br />
2004 relativiert wird.<br />
Zweitens ist es der unausgewogene Instrumentenkatalog<br />
der EU, der ihrem Einfluss gerade in Ostasien<br />
Grenzen setzt. Im Zusammenhang mit der asiatischen<br />
Finanz- und Währungskrise wurde bereits darauf<br />
hingewiesen, dass der Einfluss der EU als Akteur<br />
im Weltwirtschafts-, Weltwährungs- und Weltfinanzsystem<br />
dort endet, wenn Finanzkrisen gerade<br />
eine aktive Hilfe bzw. einen Steuerungseingriff erfordern.<br />
Darüber hinaus wird gerade im Vergleich<br />
mit den Fähigkeiten der USA zur globalen militärischen<br />
Machtprojektion und ihrer traditionellen Dominanz<br />
im politischen agenda-setting deutlich, dass<br />
die militärischen Machtpotentiale der EU wie auch<br />
ihr außen- bzw. diplomatiepolitisches Gewicht zur<br />
Zeit und gerade gegenüber Ostasien nur als marginal<br />
zu bewerten sind. Worst-case-Szenarien, wie ein<br />
eskalierender Nuklearkonflikt in Nordostasien oder<br />
eine Wiederholung der asiatischen Finanzkrise unter<br />
anderen Vorzeichen und unter Einschluss von Ländern<br />
wie China, machen die Grenzen des Einflusses<br />
der EU in Ostasien und auch ihres Bündniswertes sowohl<br />
gegenüber den ostasiatischen Ländern wie<br />
ASEAN deutlich.<br />
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