Festung Europa
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wettbewerbfähigsten und dynamischsten wissensbasierten<br />
Wirtschaftsraum der Welt werden – einem<br />
Wirtschaftsraum, der fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum<br />
mit mehr und besseren Arbeitsplätzen<br />
und einem größeren sozialen Zusammenhalt<br />
zu erzielen“. Das Ziel umfasste Vollbeschäftigung<br />
und eine durchschnittliche wirtschaftliche Wachstumsratevon3%.DieSchwerpunktewarendabei:<br />
– Der Übergang zu einer wissensbasierten Wirtschaft<br />
und Gesellschaft. Das bedeutete vermehrte<br />
politische Anstrengungen für das Entstehen der Informationsgesellschaft,<br />
die Stärkung von Forschung<br />
und Entwicklung, die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Innovation sowie die Vollendung<br />
des Binnenmarktes.<br />
– Eine Modernisierung des europäischen Sozialmodells.<br />
Das bedeutete Investitionen in die Humanressourcen,<br />
eine aktive Arbeitsmarktpolitik, die Reform<br />
des Sozialschutzes und die Bekämpfung von<br />
sozialer Ausgrenzung.<br />
Um diese übergreifende Zielsetzung zu erreichen,<br />
wurden ganz konkrete einzelne Zielvorgaben und<br />
Maßnahmen festgesetzt, die zum Teil mit Zeitplänen<br />
zu ihrer Umsetzung verbunden waren. Dies galt vor<br />
allem für folgende Bereiche:<br />
–eEurope – eine Informationsgesellschaft für alle<br />
– Forschung und Innovation<br />
– Schaffung eines günstigen Umfelds für Unternehmen<br />
(vor allem für die kleinen und mittleren<br />
Unternehmen, �KMU)<br />
– Wirtschaftsreformen für einen vollendeten und<br />
einwandfrei funktionierenden Binnenmarkt<br />
– Investition in Bildung und Ausbildung<br />
– Aktive Beschäftigungspolitik<br />
– Modernisierung des Sozialschutzes<br />
– Förderung der sozialen Integration.<br />
In den folgenden Europäischen Räten in Feira vom<br />
19./ 20. 6. 2000 und in Stockholm vom 23./24. 3.<br />
2001 wurde diese Strategie in der sozialen Komponente<br />
vertieft und durch eine Umweltdimension für<br />
eine nachhaltige Entwicklung erweitert.<br />
Durch diesen neuen Ansatz sollte mit der Wirtschaft<br />
der USA Schritt gehalten werden. Diese stützte sich<br />
damals vor allem auf ihre Spitzenposition in den Informations-<br />
und Kommunikationstechnologien und<br />
nahm dadurch einen starken Aufschwung. Ferner<br />
ging von Asien ein zunehmender Wettbewerbsdruck<br />
aus. Hinzu kam das niedrige europäische Bevölkerungswachstum.<br />
Die geplante neue wirtschaftliche<br />
Lissabon-Strategie<br />
Dynamik sollte aber mit den traditionellen europäischen<br />
Anliegen, wie dem sozialen Zusammenhalt,<br />
der sozialen Gerechtigkeit und dem Umweltschutz,<br />
in Einklang gebracht werden. Dies konnte nach Auffassung<br />
des Europäischen Rates nur mit einer gemeinsamen<br />
Anstrengung der Union sowie der Mitgliedstaaten<br />
verwirklicht werden. Der Europäische<br />
Rat ging davon aus, dass die Maßnahmen eines Mitgliedstaates<br />
nur dann ihre volle Wirkung entfalten<br />
könnten, wenn sie mit den anderen Mitgliedstaaten<br />
und der Unionspolitik abgestimmt wurden. Die einzelnen<br />
Reformen der Mitgliedstaaten sollten sich gegenseitig<br />
beeinflussen und verstärken. Aus diesen<br />
Zielen, der damit verbundenen Dynamik und gegenseitigen<br />
Wechselwirkung, erwuchs bald der Begriff<br />
„Lissabon-Strategie“.<br />
2. Die Instrumentarien zum Erreichen der Ziele. Zur<br />
Verwirklichung dieser Zielvorgaben wurden zwei<br />
Wege festgelegt:<br />
Zum einen sollten die bereits bestehenden Instrumente,<br />
wie die Koordinierung der Wirtschaftspolitik<br />
(Art. 99 EGV) und der Beschäftigungspolitik (Art.<br />
128 EGV), d. h. des �Luxemburg-, �Cardiff- und<br />
�Köln-Prozesses, vereinfacht und besser miteinanderverzahntsowieandenneuenZielenvonLissabon<br />
ausgerichtet werden. Dies bedeutete eine gezielte<br />
EU-Gesetzgebung zur Förderung des BinnenmarktpotentialsundEU-Aktionspläne,z.B.zurFörderung<br />
neuer Produkte und Dienstleistungen vor allem im<br />
Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien.DasumfassteaberauchverstärkteFolgenabschätzungen<br />
aller Vorhaben, um sicherzustellen,<br />
dass den Geboten der Wirtschaftlichkeit und der<br />
sozialen sowie ökologischen Nachhaltigkeit Rechnung<br />
getragen wurde. Gefordert waren auch die<br />
EU-�Strukturfonds und die Tätigkeit der �Europäischen<br />
Investitionsbank, z. B. im Rahmen der europäischen<br />
Wachstumsinitiative.<br />
Zum anderen sollte eine neue �„offene Koordinierungsmethode“<br />
eingeführt werden. Diese Methode<br />
baute auf mehreren Stufen auf:<br />
– Die Festlegung von Leitlinien für die Union mit jeweilsgenauenZeitplänenfürdieVerwirklichungder<br />
gesetzten Ziele.<br />
– Die Festlegung quantitativer und qualitativer Indikatoren<br />
und �Benchmarks als Mittel für den Vergleich<br />
der bewährten Praktiken.<br />
– Eine Umsetzung dieser europäischen �Leitlinien<br />
in die nationale und regionale Politik durch Vorgabe<br />
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