Festung Europa
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Naturschutz<br />
beobachtet wurden, musste zwischen 1980 und 2002<br />
ein Rückgang von 71 Prozent festgestellt werden. Zu<br />
den hoch bedrohten Arten in der EU gehört u. a. der<br />
Iberische Luchs. Von der einst in Spanien und Portugal<br />
weit verbreiteten Großkatze gibt es nur noch einige<br />
hundert Exemplare in wenigen isolierten Gebieten<br />
in Spanien. Damit gehört der Iberische Luchs zu<br />
den weltweit am stärksten gefährdeten Großkatzen.<br />
Das Beispiel zeigt deutlich, dass nicht nur in sog.<br />
Dritte-Welt-Ländern Natur bedroht ist und die wirtschaftlich<br />
starke EU ihre „Hausaufgaben“ beim Naturschutz<br />
noch lange nicht erledigt hat. Dies gilt auch<br />
für andere Großsäuger wie Braunbär, Wolf, Europäischer<br />
Luchs und Wildkatze. Noch immer sterben<br />
Wildtiere und alte, an die jeweiligen Landschaftsformen<br />
angepasste Haustierrassen aus.<br />
Die Ursachen für die Bedrohung der Fauna und Flora<br />
in <strong>Europa</strong> sind vielfältig, die Hauptursache liegt aber<br />
eindeutigimrapidenVerlustderLebensräume.Dazu<br />
gehört sowohl die immer weitere Zurückdrängung<br />
unberührter Naturlandschaften wie auch die Veränderung<br />
besonders der landwirtschaftlichen Praktiken<br />
in genutzten Kulturlandschaften. So wurden<br />
zahlreiche Feuchtgebiete – etwa in Griechenland,<br />
Italien, Spanien, Portugal oder in Südfrankreich –<br />
durchEntwässerung,AuffüllungundandereFormen<br />
der Urbarmachung ganz oder teilweise zerstört. Damit<br />
fehlen wichtige Brutgebiete für Vogelarten, die<br />
auf Feuchtlebensräume angewiesen sind. Zugleich<br />
fehlen Rast- Nahrungs- und Überwinterungsflächen<br />
für Watvögel, Enten, Gänse, Taucher, Reiher, Störche,<br />
Kraniche und andere Arten. In vielen ursprünglichen,<br />
noch wenig vom Menschen veränderten Gebirgslagen<br />
erfolgte vor allem in den 1970er und<br />
1980er Jahren die Erschließung mit Wegen und Straßen<br />
sowie die Anlage touristischer Einrichtungen<br />
wie etwa Skilifte und dergleichen. Viele naturnahe<br />
Waldbereiche gingen in den vergangenen Jahrzehnten<br />
durch die Anlage von Wohn- und Gewerbegebieten,<br />
Brandstiftung und anschließende Überweidung,<br />
Rodung und spätere Umwandlung in forstliche Intensivkulturen<br />
verloren. In der spanischen Extremadura<br />
wurden in den 1980er Jahren mediterrane Hartlaubwälder<br />
in monotone und – in <strong>Europa</strong> lebensfeindliche<br />
– Eukalyptuskulturen umgewandelt. Solche<br />
finden sich großflächig auch in Asturien und Galizien<br />
im Norden Spaniens, wo urwüchsige Bergwälder<br />
den schnellwachsenden Baumarten weichen<br />
mussten. In der Folge verloren viele Tierarten – unter<br />
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ihnen der Iberische Braunbär – einen Teil ihrer angestammten<br />
Lebensräume. Viele Tierarten sind auch<br />
durch direkte Verfolgung – etwa im Rahmen illegaler<br />
Jagd und Wilderei – gefährdet. Ein Beispiel ist die<br />
heute noch viel zu wenig kontrollierte Tötung von<br />
Zugvögeln durch Abschuss und den Fang mit Netzen<br />
und Leimruten, z. B. auf Malta oder in Süditalien.<br />
Viele Tier- und Pflanzenarten verlieren ihre Lebensgrundlage<br />
durch die immer stärkere Fragmentierung<br />
und Zerschneidung von Lebensräumen, den Bau von<br />
Straßen und andere Verkehrswege. Die Bedrohung<br />
des Naturerbes erfolgt jedoch auch durch die Vernichtung<br />
von Lebensräumen der Kulturlandschaft.<br />
Hauptursache ist der Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />
und deren stetige Intensivierung durch<br />
großflächigen Ackerbau, den Einsatz von Pestiziden<br />
und die damit verbundene Beeinträchtigung bzw.<br />
Vernichtung vieler Biotopelemente wie Hecken,<br />
Feldgehölze, Raine bzw. die Aufgabe traditioneller<br />
Nutzungen. Dazu hat zum Großteil die EU durch ihre<br />
Förderpolitik im Rahmen der �Gemeinsamen Agrarpolitik(GAP)sowieder<br />
�Strukturfondsbeigetragen.<br />
Umweltverbände kritisierten jahrelang, dass viele<br />
Milliarden Subventionsgelder Natur und Landschaft<br />
sowie die Lebens- und Umweltqualität der Bürger<br />
vernichten. Auch der Europäische Rechnungshof<br />
wies mit verschiedenen Sonderberichten auf Fehlsubventionen<br />
bzw. Subventionsmissbrauch zu Lasten<br />
der natürlichen Lebensgrundlagen hin. Nicht<br />
besser steht es um die Meeresbiotope der EU. Durch<br />
Schadstoffeinleitungen, Überfischung, Zerstörung<br />
von Laichgebieten u. a. Einflüsse stehen nach Angaben<br />
der EU 80 Prozent der Fischbestände der EU vor<br />
dem Zusammenbruch oder es ist ihr Zustand unbekannt.<br />
40 Prozent der Fischfänge in der EU wurden<br />
(2001) aus Beständen erzielt, welche die sichere biologische<br />
Grenze bereits unterschritten hatten. Und<br />
für verschiedene Fischarten – vor allem bei Kabeljau,<br />
Schellfisch, Seehecht und andere Rundfische,<br />
sowie für Lachs und Meeresforelle – lag der Anteil<br />
schon bei 60 Prozent (�Fischereipolitik). Ein zunehmendes<br />
Problem für den Naturschutz ist auch das<br />
Vordringen invasiver – also ursprünglich nicht heimischer–Arten,welcheandereArtenundLebensgemeinschaften<br />
gefährden können. Dazu gehört u. a.<br />
der Amerikanische Ochsenfrosch, welcher z. B. für<br />
heimische Amphibien eine große Gefahr darstellt,<br />
weil er deren Bestände vernichtet.<br />
3. Geschichte, Entwicklung. Eine der ersten umfas-