Festung Europa
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ein nicht zu unterschätzender Beitrag jeglicher Konfliktbearbeitung.<br />
Herausforderungen der EMP. Zwei Faktoren determinieren<br />
die künftige Entwicklung der EMP. Zum<br />
einen die vollzogene EU-Erweiterung um zehn neue<br />
Mitgliedstaaten im Mai 2004, zu denen auch die beiden<br />
Mittelmeerpartner Zypern und Malta gehören.<br />
Und zum anderen das veränderte Koordinatensystem<br />
westlicher Regionalpolitik nach den Terroranschlägen<br />
auf die USA vom 11. 9. 2001.<br />
Mit der EU Erweiterung ist zumindest zahlenmäßig<br />
eine Schieflage in der EMP entstanden: 25 EU-<br />
Mitgliedstaaten stehen nur mehr neun Mittelmeerpartnerngegenüber,vondenensicheiner,dieTürkei,<br />
heute schon eher der europäischen Seite zugehörig<br />
fühlt. Die EU reagierte auf diese Veränderung, indem<br />
sie die Mittelmeerpartner zusätzlich zur EMP in<br />
ihre �NeueNachbarschaftspolitikintegrierte.Dieser<br />
regionalpolitische Ansatz dient der Stabilisierung<br />
derjenigen Länder, die nach der Osterweiterung direkte<br />
Nachbarn der EU geworden sind. Die Neue<br />
Nachbarschaftspolitik enthält starke Anreize zur politischen<br />
und ökonomischen Reform, indem es den<br />
Partnerländern eine weitgehende Annäherung an die<br />
EU anbietet, die allerdings unterhalb der Beitrittsperspektive<br />
liegt. Des Weiteren initiierte die EU<br />
eine „Strategische Partnerschaft mit dem Mittelmeer<br />
und dem Mittleren Osten“, mit der auch die Staaten<br />
des Golfkooperationsrates, der Iran, Jemen und der<br />
Irak in die inter-regionale Zusammenarbeit integriert<br />
werden sollen. Fraglich ist, ob sich daraus eine<br />
„EMP+“ entwickeln wird, oder ob ein inhaltlicher<br />
Paradigmenwechsel in Anlehnung an die amerikanische<br />
Regionalpolitik ansteht.<br />
Allen Divergenzen mit der Bush-Administration<br />
zum Trotz herrscht ein transatlantischer Konsens darüber,<br />
dass Frieden und Stabilität in der Region nur<br />
zu erreichen sind, wenn sich die autoritären Regime<br />
liberalisieren und demokratisieren. Über die Frage,<br />
wieeinesolcheEntwicklungvonaußenzubeeinflussen<br />
sei, besteht jedoch Uneinigkeit. Ankündigungen<br />
der USA, Regimewechsel gegebenenfalls gewaltsam<br />
herbeizuführen, erteilte die EU nach dem Irak-<br />
Debakel eine eindeutige Absage. Dessen ungeachtet<br />
stellt aber auch die EU ihre Mittelmeerpolitik zunehmend<br />
unter den Primat des Kampfes gegen den internationalen<br />
Terrorismus. Das Ursprungskonzepts der<br />
EMP, das auf einen langfristigen und nachhaltigen<br />
Wandel in der Region zielt, gerät zunehmend in Wi-<br />
Mitwirkungsrechte der deutschen Länder<br />
derspruch zu einer regionalen Außen- und Sicherheitspolitik,<br />
die angesichts der Herausforderungen<br />
durch den internationalen Terrorismus auf kurzfristige<br />
Strategien zurückgreift, die der Komplexität der<br />
regionalen Problemfelder nicht gerecht werden und<br />
vor allem deren Ursachen aus den Blick verlieren. So<br />
bleibt es wünschenswert, dass die EU – auch und gerade<br />
in der regionalpolitischen Kooperation mit den<br />
USA–amzivilenGeistderEMPfesthält. A. J.<br />
Literatur:<br />
Schlusserklärung der <strong>Europa</strong>-Mittelmeer-Konferenz von<br />
Barcelona (27./28. 11. 1995). In: Agence Europe,<br />
6. 12. 1995, S. 1–6<br />
Schumacher, T.: Die Europäische Union als internationaler<br />
Akteur im südl. Mittelmeerraum. Zum Verhältnis von „Actor<br />
Capability“ und EU-Mittelmeerpolitik. Baden-Baden 2005<br />
Jünemann, A. (Ed.): Euro-Mediterranean Relations after<br />
September 11. International, Regional and Domestic<br />
Dynamics. Franc Cass, London, Portland, Or 2003. Auch erschienen<br />
als Special Issue of Mediterranean Politics, Vol. 8<br />
(November 2003) No 2/3<br />
Harders, C./ Jünemann, A. (Hg.): 10 Jahre Euro-Mediterrane<br />
Partnerschaft – Bilanz und Perspektiven. Sonderheft in: Orient,<br />
Herbst 2005 (im Erscheinen)<br />
Mittel- und osteuropäische Staaten, mittelosteuropäische<br />
Staaten (MOE-Länder, MOEL). Darunter<br />
versteht man die Staaten östlich der EU-15, die sich<br />
nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion als<br />
�Transformationsländer dem Westen <strong>Europa</strong>s zugewandt<br />
haben („Rückkehr nach <strong>Europa</strong>“), im weitesten<br />
Sinne einschl. Russlands. Im engeren Sinne sind<br />
darunter die zehn MOEL bzw. südosteuropäischen<br />
Länder (SOEL) gemeint, die als Beitrittskandidaten<br />
mit der EU <strong>Europa</strong>abkommen (erste 1991, letzte<br />
1996) abgeschlossen haben: die drei Baltenstaaten<br />
Estland, Lettland und Litauen, Polen und die Tschechoslowakei<br />
(ab 1993: Tschechische Republik und<br />
Slowakei), Bulgarien, Rumänien und Ungarn sowie<br />
Slowenien. Sie verhandelten ab 1998 bzw. 2000 über<br />
den Beitritt zur EU. Acht dieser MOE-Staaten sind<br />
am 1. 5. 2004 der EU beigetreten, zwei weitere<br />
(Bulgarien und Rumänien) werden ihr 2007 bzw.<br />
2008 beitreten.<br />
Mittelstand in der EU �KMU (Kleine und mittlere<br />
Unternehmen)<br />
Mitwirkungsrechte der deutschen Länder in<br />
EU-Angelegenheiten<br />
1. Begriff: Das Fortschreiten des europäischen Integrationsprozesses<br />
hat in wachsendem Maße dazu ge-<br />
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