Festung Europa
Festung Europa
Festung Europa
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Nahrungsmittelhilfe<br />
– „die nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung<br />
der Entwicklungsländer, insbes. der am<br />
meisten benachteiligten Entwicklungsländer;<br />
– die harmonische, schrittweise Eingliederung der<br />
Entwicklungsländer in die Weltwirtschaft;<br />
– die Bekämpfung der Armut in den Entwicklungsländern“.<br />
Damit sind Nahrungsmittel- und Katastrophenhilfe<br />
eindeutig Bestandteile der Entwicklungspolitik.<br />
Während die Nahrungsmittelhilfe der EG ursprünglich<br />
der Agrar- und Handelspolitik zugeordnet war,<br />
ist die Katastrophenhilfe als humanitäre Verpflichtung<br />
ein besonderes Instrument, das sich nicht in herkömmliche<br />
Politikbereiche einordnen lässt. Mit dem<br />
Nahrungsmittelhilfe-Abkommen von 1967 im Rahmen<br />
der UN, dem die Gemeinschaft und die Mitgliedstaaten<br />
beitraten, gründet sich die NahrungsmittelhilfeaußerdemaufinternationaleVertragsverpflichtungen.<br />
2. Nahrungsmittel- und Katastrophenhilfe der EG.<br />
Ähnlich wie in den USA war auch für die EG die<br />
Überschussproduktion von Getreide, später auch<br />
von anderen Produkten (Milcherzeugnisse, Magermilchpulver,Butterfett)derAnstoßfürihreAktivitäten<br />
auf dem Gebiet der Nahrungsmittelhilfe. Bis<br />
1972 wurden alle Hilfsmaßnahmen mit Milcherzeugnissen<br />
aus dem Europäischen Ausrichtungsund<br />
Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL,<br />
�Fonds der EU) finanziert.<br />
Unter maßgeblicher Beteiligung des Europäischen<br />
Parlamentshatsichinden1970erJahrendieKonzeptionundDurchführungderNahrungsmittelhilfekontinuierlich<br />
zu einem Bestandteil der Entwicklungspolitik<br />
weiterentwickelt. Während die Hilfe mit<br />
Milcherzeugnissen usw. autonom von der Gemeinschaft<br />
durchgeführt wird, bestehen bei der Getreidehilfe<br />
geteilte Zuständigkeiten zwischen Gemeinschaft<br />
und Mitgliedstaaten.<br />
Am 1. 3. 1992 wurde ein Europäisches Amt für humanitäre<br />
Hilfe (�ECHO) eingerichtet. Es ist zuständig<br />
für den Bereich der Nahrungsmittelhilfe, für reguläre<br />
Soforthilfe, Nahrungsmittelsoforthilfe,<br />
Flüchtlingshilfe für Entwicklungsländer, für osteuropäische<br />
Länder und für andere Staaten. Das Amt<br />
soll über einen Lagervorrat verfügen, um in Katastrophenfällen<br />
sofort handeln zu können. Damit<br />
Haushaltsmittelschnellverfügbarsind,solleinespezielle<br />
Reserve im Haushalt der Gemeinschaft<br />
eingerichtet werden. Damit ist ein Instrument ge-<br />
550<br />
schaffen worden, das entsprechende Hilfsprogramme<br />
effizienter macht.<br />
3. Entwicklungspolitische Aspekte der Nahrungsmittelhilfe.<br />
Obwohl Nahrungsmittelhilfe zur Bekämpfung<br />
des Hungers in der Welt eingesetzt wird,<br />
ist sie nicht unumstritten. Mit Ratsbeschluss vom<br />
Dezember 1986 wurde sie in einen entwicklungspolitischen<br />
Gesamtrahmen gestellt und der Bezug zur<br />
�Gemeinsamen Agrarpolitik gestrichen. Angesichts<br />
der geteilten Zuständigkeit zwischen Gemeinschaft<br />
und Mitgliedstaaten besteht die latente Gefahr, dass<br />
Nahrungsmittelhilfe zum Abbau von Agrarüberschüssen<br />
verwendet wird. Größer sind jedoch andere<br />
Risiken:<br />
– Im Übermaß und als Dauerhilfe angewendet, wirkt<br />
sie sich nachteilig auf die eigene Agrarproduktion im<br />
Empfängerland aus, weil sie die dortigen Erzeugerpreise<br />
drückt und damit Anreize für eine Intensivierung<br />
und Steigerung der landwirtschaftlichen Eigenerzeugung<br />
nimmt.<br />
– Nahrungsmittelhilfe kann ohne Berücksichtigung<br />
der Ernährungsweise der Empfänger Verbrauchergewohnheiten<br />
ändern und zu Abhängigkeiten führen,<br />
die sich nicht beheben lassen, sofern natürliche<br />
Schranken, Kapitalmangel usw. eine entsprechende<br />
Anpassung der eigenen Landwirtschaft nicht zulassen.<br />
– Langfristig kann Nahrungsmittelhilfe zu einer<br />
Nehmermentalität führen, die jede Motivation zur<br />
Produktivitätssteigerung der Eigenproduktion im<br />
Nehmerland erstickt.<br />
– Ein aktuell diskutiertes Problem im Zusammenhang<br />
mit Nahrungsmittelhilfe ist die Lieferung von<br />
genetisch modifizierten Produkten. Die Kontroverse<br />
um die US-Lieferung von gentechnisch verändertem<br />
Mais ins südliche Afrika im Jahr 2002 hat deutlich<br />
gezeigt, welche politischen Empfindlichkeiten und<br />
Probleme dadurch entstehen können.<br />
Deshalb hat die EU ihre Politik der Nahrungsmittelhilfe<br />
geändert. Die Hilfe wird in langfristige Strategien<br />
zur Armutsbekämpfung und Stärkung der landwirtschaftlichen<br />
Produktion eingebunden, um die<br />
selbständige Versorgung der betroffenen Regionen<br />
zu fördern. Wo Nahrungsmittelhilfe notwendig ist,<br />
werden die Lebensmittel möglichst in benachbarten<br />
Regionen eingekauft, um die dortige Agrarwirtschaft<br />
und die Märkte zu stärken. Zudem wird ein<br />
Frühwarnsystem eingerichtet, um Hungersnöte im<br />
Vorfeld erkennen und bekämpfen zu können. Die