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Festung Europa

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Lomé-Abkommen<br />

Lomé -Verträgen I bis III grundgelegten und weiterentwickelten<br />

Politik packte Lomé IV neue Aufgaben<br />

an und setzte neue Schwerpunkte. In allen wichtigen<br />

Bereichen wurden im Vergleich zu seinen VorgängernbeachtlicheVerbesserungenerreicht.Dieschon<br />

inLoméIIIinFormeiner„GemeinsamenErklärung“<br />

enthaltenen Übereinkommen zum Schutz der Menschenrechte,<br />

zur demokratischen Kontrolle und zur<br />

Teilhabe der Bevölkerung an Entwicklungsprozessen<br />

wurden konkretisiert und in den Vertragstext<br />

übernommen;beiHandelundRohstoffen–zentralen<br />

BereichenfürdieAKP-Länder–konntennurgeringe<br />

Fortschritteverbuchtwerden,z.B.Verbesserungder<br />

STABEX- und SYSMIN-Systeme, Erhöhung der<br />

Mittel dafür und Lockerung der Ursprungsregeln für<br />

Handelsgüter aus den AKP-Staaten. Neue Schwerpunkte<br />

des Lomé IV-Abkommens waren:<br />

– die Ausweitung und Intensivierung der Zusammenarbeit<br />

im kulturellen und sozialen Bereich;<br />

– die Erhaltung und Verbesserung der Umwelt;<br />

– die dezentralisierte Entwicklung durch stärkere<br />

BeteiligungvonBasisgruppen(z.B.Genossenschaften,<br />

Dorfgemeinschaften, einheimischen und europäischen<br />

Nichtregierungsorganisationen an der Entwicklungszusammenarbeit);<br />

– die regionale Zusammenarbeit;<br />

– die Förderung der Privatinitiative;<br />

– die Finanzhilfe für Strukturanpassungsmaßnahmen;<br />

– der Beitrag zur Verminderung der Verschuldung<br />

der AKP-Staaten.<br />

5. Würdigung: Nach 25 Jahren Lomé-Abkommen<br />

(1975–2000)isteineentwicklungspolitischeEpoche<br />

zu Ende gegangen. Sie wurde in der ersten Phase (bis<br />

1990) durch den Kalten Krieg, in der zweiten Phase<br />

durch die Auflösung des globalen Blockdenkens geprägt.<br />

Die daraus resultierenden Veränderungen haben<br />

sich in der konzeptionellen Fortentwicklung des<br />

Vertragswerkes niedergeschlagen. Konzentrierte<br />

sich im Rahmen der Abkommen von Jaunde (1964–<br />

69,1970–75) die entwicklungspolitische Kooperation<br />

der EWG auf damals 19 unabhängig gewordene<br />

Staaten des französischsprachigen Schwarzafrika,<br />

so führte der Beitritt Großbritanniens zur EG 1975<br />

zum ersten Lomé-Abkommen, durch das die Gruppe<br />

derPartnerländerauf46AKP-Staaten erweitertwurde.<br />

Leitgedanken schon dieser ersten Kooperationsabkommen<br />

waren<br />

– das Prinzip der Partnerschaft,<br />

514<br />

– die vertragliche Vereinbarung gegenseitiger<br />

Rechte und Pflichten,<br />

– der Kooperationsansatz und<br />

– die Vorhersehbarkeit automatisch bereit gestellter<br />

Finanzmittel.<br />

DiesesgrundlegendeKonzeptdermultilateralenKooperation<br />

als Rahmen der AKP-EG/EU-Entwicklungszusammenarbeit<br />

hatte als leitendes Prinzip 25<br />

JahreBestand.JedochsinddieeinzelnenHandlungsinstrumente<br />

kontinuierlich weiterentwickelt worden.<br />

Ab 1990 wurden Strukturanpassungsmaßnahmen<br />

vereinbart. Zeitgleich mit dem Ende des<br />

Ost-West-KonfliktserhieltdasVertragswerkmitder<br />

Aufnahme von Menschenrechtsbestimmungen eine<br />

politische Dimension. Diese wurde durch die Aufnahme<br />

demokratischer und rechtsstaatlicher Grundsätze<br />

in den Vertragstext von Lomé IV weiter ausgebaut.<br />

Zugleich wurde die Möglichkeit eröffnet, die<br />

Verletzung dieser Grundsätze des Abkommens mit<br />

der teilweisen oder vollständigen Aussetzung des<br />

Abkommens zu ahnden (Art. 366a).<br />

Die Lomé-Abkommen verfolgten ehrgeizige Ziele,<br />

sie scheiterten aber häufig an der Realität. Insbesondere<br />

wurde die Leistungsfähigkeit der institutionellen<br />

und politischen Strukturen vieler AKP-Staaten<br />

überschätzt. Pauschale Mittelzuweisungen an die<br />

AKP-Staaten förderten deren Anspruchsdenken.<br />

Daraus resultierte, dass bei Neuverhandlungen immer<br />

wieder zusätzliche Sonderfonds, Fazilitäten<br />

usw. das Vertragswerk zunehmend komplexer, damit<br />

unübersichtlicher und schwieriger handhabbar<br />

machten und die Mittelabflüsse verzögerten. Auch<br />

die den AKP-Staaten eingeräumten Handelspräferenzen<br />

haben, wenn auch von Land zu Land unterschiedlich,<br />

aufgrund der Globalisierung der Wirtschaft<br />

und neuer Regelwerke des �GATT an Wirksamkeit<br />

verloren. Der Handel der EG/EU mit den<br />

AKP-Staaten ist auf eine marginale Größe zurückgefallen:<br />

Nur ca. 3 % der EU-Exporte gehen in die<br />

AKP-Staaten, die umgekehrt nur noch 4 % ihrer Ausfuhren<br />

auf den europäischen Markt schicken. Die<br />

Rohstoffabhängigkeit der westlichen Industrieländer<br />

von den Entwicklungsländern hat sich seit Öffnung<br />

des Ostens und der Globalisierung der Märkte<br />

wesentlich verringert. Außenwirtschaftlich haben<br />

die Entwicklungsländer immer mehr an Bedeutung<br />

für die EU verloren. Zwar hat Lomé IV manchen dieser<br />

Kritikpunkte Rechnung getragen, doch die<br />

grundlegend veränderten Rahmenbedingungen er-

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