Festung Europa
Festung Europa
Festung Europa
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Lateinamerikapolitik<br />
bis Feuerland offiziell vorgeschlagen, die für 2005<br />
vorgesehen war, sich aber bis dato im Verhandlungsstadium<br />
befindet, 2004 kamen Abkommen mit Chile<br />
und Zentralamerika zustande. Um der Expansion der<br />
US-Ökonomie entgegen zu halten, initiierte auch die<br />
EU verschiedene Abkommen, die aber nicht nur<br />
Freihandel, sondern auch politischen Dialog sowie<br />
Menschenrechts- und soziale Fragen erfassten.<br />
2000 wurde ein Freihandelsabkommen mit Mexiko<br />
geschlossen, das 95 Prozent des Warenverkehrs erfasste<br />
und für 2007 die vollständige Zollfreiheit für<br />
alle Waren vorsieht. Mit Chile wurde 2002 der weitreichendste<br />
Assoziationsvertrag unterzeichnet, den<br />
die EU je vereinbart hat. Kernbestandteil des �Assoziationsabkommens<br />
ist die Errichtung einer Freihandelszone<br />
EU-Chile innerhalb von 10 Jahren nach Inkrafttreten<br />
des Abkommens. Seit 2003 sind bereits<br />
85 Prozent aller chilenischen Exporte in die EU zollfrei.<br />
Die Andengemeinschaft und Zentralamerika<br />
sind durch �Kooperationsabkommen erfasst. Seit<br />
1999 verhandelt die EU mit dem Mercosur über einen<br />
Assoziationsvertrag, der auch eine Freihandelszone<br />
umfassen soll. Bereits 1993 hatte die EU Freihandelsabkommen<br />
mit Mexiko, Chile und dem Mercosur<br />
angeregt. Die Tatsache, dass noch immer ohne<br />
konkretes Ergebnis mit dem Mercosur verhandelt<br />
wird, dagegen mit Mexiko und Chile abgeschlossen<br />
wurde, ist auf den ersten Blick paradox, ist doch der<br />
Mercosur der wichtigste EU-Partner in Lateinamerika.<br />
Allerdings gibt es große Probleme im sensiblen<br />
Agrarbereich, der fast 50 Prozent der Mercosur-<br />
Exporte nach <strong>Europa</strong> ausmacht.<br />
5. Ausblick. Fünf Faktoren dürften für das künftige<br />
Verhältnis eine Rolle spielen:<br />
– Wichtig wird sein, wie sich Lateinamerika, nachdemsichdemokratischeRegimetrotzallerProbleme<br />
etabliert haben, ökonomisch entwickelt. Die Überwindung<br />
der Argentinienkrise, die auch zu einer Belebung<br />
des Mercosur geführt hat, bietet Anlass zur<br />
Hoffnung, ebenso die am 8. Dezember 2004 im peruanischen<br />
Cuzco beschlossene südamerikanische<br />
Staatengemeinschaft, die den Mercosur mit der Andengemeinschaft<br />
zusammenführen soll. Interessant<br />
wird auch sein, welche Rolle die asiatischen Ökonomien<br />
in Lateinamerika spielen werden. Der Beginn<br />
von Verhandlungen zwischen Chile und China über<br />
ein Freihandelsabkommen ist in diesem Zusammenhang<br />
besonders erwähnenswert. Der ökonomische<br />
Aufschwung Lateinamerikas in den letzten beiden<br />
494<br />
Jahren ist wesentlich auf die asiatische, vor allem<br />
chinesische, Nachfrage nach Rohstoffen zurückzuführen.<br />
Dass eine rohstoffbasierte Weltmarktintegration<br />
in der Regel nicht zu einem nachhaltigen,<br />
selbsttragenden Wirtschaftswachstum führt, sollte<br />
allerdings als Warnsignal angesehen werden.<br />
– Ebenfalls bleibt abzuwarten, wie sich die EU-Osterweiterung<br />
auf die europäisch-lateinamerikanischen<br />
Beziehungen auswirken wird. Einerseits gibt<br />
es Befürchtungen, dass sich der europäische HandelsaustauschnochstärkerinnerhalbderEUkonzentriert.<br />
Die osteuropäischen Länder gelten auch als direkte<br />
Konkurrenten um Direktinvestitionen. Andererseits<br />
liegt in der EU-Osterweiterung auch eine<br />
Chance, wickelten die zehn neuen Mitgliedsländer<br />
2002 doch lediglich 1 Prozent ihres Außenhandels<br />
mit Lateinamerika ab.<br />
– Im Kontext der Erweiterung ist möglicherweise<br />
der Umstand problematisch, dass Spanien mehr und<br />
mehr als zentraler Brückenkopf zwischen Lateinamerika<br />
und <strong>Europa</strong> fungiert. Die seit 1991 stattfindenden<br />
iberoamerikanischen Gipfeltreffen, eine<br />
Konzentration spanischer Entwicklungshilfe sowie<br />
ein verstärktes Engagement im Rahmen von Direktinvestitionen<br />
führen zu einer Verstärkung der spanisch-lateinamerikanischen<br />
Beziehungen, allerdings<br />
auf Kosten anderer europäischer Länder, vor<br />
allem Deutschlands.<br />
– Die europäisch-lateinamerikanischen Beziehungen<br />
stehen im Schatten des regionalen Hegemons,<br />
der Vereinigten Staaten von Amerika. Die EU-Lateinamerikapolitik<br />
kann nicht als KonkurrenzunternehmenzudenUSAgesehenwerden.Faktischfindet<br />
eine immer stärker werdende Dominanz der Vereinigten<br />
Staaten statt, vor allem im ökonomischen Bereich.<br />
Das Bestreben der USA, eine hemisphärische<br />
Freihandelszone zu errichten, ist Ausdruck dieser<br />
Dominanz. Bestenfalls kann eine doppelte informelle<br />
Arbeitsteilung konstatiert werden: zum einen ist<br />
<strong>Europa</strong> eher zuständig für politischen Dialog und<br />
Entwicklungshilfe,dieUSAdagegensindderbedeutendste<br />
Handelspartner, zum anderen ist die USamerikanische<br />
Dominanz überragend im nördlichen<br />
Lateinamerika, während der Mercosur noch immer<br />
eine europäische Domäne ist. Es mehren sich Stimmen,<br />
die von einer zukünftigen transatlantischen trilateralen<br />
Partnerschaft sprechen.<br />
– Eine „special relationship“ lässt sich derzeit auf<br />
dem internationalen Parkett feststellen. Die gemein-