Festung Europa
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er in Kraft tritt, die Aufteilung des Vertragsgefüges<br />
in die drei Säulen durch einen einheitlichen rechtlichen<br />
Rahmen ersetzt. Grundsätzlich hat der Verfassungsvertrag<br />
eine durchgängige Rechtsbasis, die<br />
durch die Verleihung der Rechtspersönlichkeit (Art.<br />
I-7 VVE) dokumentiert wird.<br />
Der Verfassungsvertrag unterscheidet ausschließliche<br />
Zuständigkeiten der Union von Bereichen mit<br />
geteilter Zuständigkeit und spezielle Zuständigkeitsregelungen<br />
für einzelne Politikbereiche. Im<br />
EinzelnenwerdendiePolitikbereichewiefolgtzugeordnet:<br />
a) Ausschließliche Zuständigkeiten (Art. I-13) hat<br />
die Union für<br />
– die Wettbewerbspolitik des Binnenmarktes;<br />
– die Währungspolitik der Mitgliedstaaten, die den<br />
Euro eingeführt haben;<br />
– die Zollunion;<br />
– die Erhaltung der biologischen Meeresschätze im<br />
Rahmen der Fischereipolitik;<br />
– ausgewählte Abschlüsse internationaler Übereinkommen.<br />
b) Hauptbereiche für die geteilte Zuständigkeiten<br />
sind (Art. I-14):<br />
– Binnenmarkt;<br />
– RaumderFreiheit,derSicherheitunddesRechts;<br />
– Landwirtschaft und Fischerei;<br />
– Verkehr und transeuropäische Netze;<br />
– Energie;<br />
– Aspekte der Sozialpolitik;<br />
– wirtschaftlicher, sozialer und territorialer Zusammenhalt;<br />
– Umwelt;<br />
– Verbraucherschutz;<br />
– gemeinsame Sicherheitsanliegen im Bereich des<br />
Gesundheitswesens;<br />
– Forschung, technologische Entwicklung und<br />
Raumfahrt;<br />
– Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre<br />
Hilfe.<br />
c) Maßnahmen der Union zur Koordinierung der<br />
Wirtschafts-undBeschäftigungspolitik(Art.I-15).<br />
d) Zuständigkeiten der Union im Bereich der Gemeinsamen<br />
Außen- und Sicherheitspolitik (Art.<br />
I-16).<br />
e) Bereiche in den die Union Unterstützungs-, Koordinierungs-<br />
und Ergänzungsmaßnahmen<br />
treffen kann (Art. I-17):<br />
– Industrie;<br />
Politik des „leeren Stuhls“<br />
– Schutz und Verbesserung der menschlichen Gesundheit;<br />
– allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und<br />
Sport;<br />
– Katastrophen;<br />
– Kultur;<br />
– Tourismus;<br />
– Verwaltungszusammenarbeit.<br />
Nach Art. I-11 VVE gilt für die Abgrenzung der Zuständigkeiten<br />
der Union der Grundsatz der begrenzten<br />
Einzelermächtigung. Für die Ausübung der Zuständigkeiten<br />
der Union gelten die Grundsätze der<br />
Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit.<br />
Mit der Flexibilitätsklausel (Art. I-18) kann der Ministerrat<br />
jedoch einstimmig auf Vorschlag der<br />
Kommission und nach Zustimmung des EP sowie einer<br />
Vorabinformation der nationalen Parlamente<br />
bisher nicht vorgesehene Befugnisse zur Erreichung<br />
von Verfassungszielen beschließen. Damit kann die<br />
Union über die Einzelermächtigungen hinaus handeln,<br />
um auf gegenwärtig nicht gesehene Herausforderungen<br />
reagieren (Ergänzungskompetenz). Die<br />
Flexibilitätsklausel ist die Fortentwicklung der „Generalermächtigung“<br />
des Art. 308 EG-Vertrag.<br />
L. U.<br />
Literatur:<br />
Bogdandy, A. u.a.: Die vertikale Kompetenzzuordnung im<br />
Entwurf des Verfassungsvertrages. In: Integration 4/2003.<br />
S. 414 – 423<br />
Götz, V. u.a. (Hg.): Kompetenzverteilung zwischen der Europäischen<br />
Union und der Mitgliedsstaaten. Baden-Baden 2002<br />
Läufer, Th. (Hg.): Vertrag von Amsterdam. Bonn 1998<br />
Ohr, R. (Hg.): Europäische Integration. Stuttgart 1996<br />
Scheuning, D.-H. (Hg.): Europäische Verfassungsordnung.<br />
Baden-Baden 2003<br />
Vedder, C. (Hg.): EU-Verfassung. Baden-Baden 2005<br />
Politik des „leeren Stuhls“. Frankreich brach am<br />
1. 7. 1965 (Beginn seiner Präsidentschaft im Rat) die<br />
Verhandlungen des Agrarministerrats in Brüssel ab,<br />
dem ein Vorschlag der EWG-Kommission zugrunde<br />
lag, die Finanzierung der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />
teilweise aus EWG-Mitteln zu bestreiten, die aus<br />
den Abschöpfungen stammten (Abschöpfungsgelder<br />
flossen bis dahin in die Kassen der Mitgliedsländer<br />
und sollten nun in eine Gemeinschaftskasse umgelenktwerden).ZudiesemZweckehättendieHaushaltsbefugnisse<br />
des Europäischen Parlaments (EP)<br />
erweitert werden müssen. Damit hätte das EP Etatrechteerhalten.DanachdemEWG-VertragbeiRatsbeschlüssen<br />
in der Agrar- und der Handelspolitik<br />
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