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Festung Europa

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Package deal<br />

Package deal.MethodederEntscheidungsfindung,<br />

speziell in politischen Gremien durch „Paketlösungen“<br />

verschiedene, ursprünglich getrennte Fragen<br />

miteinander zu verknüpfen und durch gegenseitige<br />

Konzessionen – ggf. auch durch Überwälzung des<br />

Problems auf Dritte – einen Kompromiss zu erreichen.<br />

Durch dieses Schnüren von Verhandlungspaketen<br />

(„Gesamteinigungen“) konnte in der EU wiederholt<br />

eine drohende Stagnation überwunden werden.<br />

Langfristig können sich aber die im Rahmen des<br />

„package deals“ gegenseitig in Kauf genommenen<br />

Nachteile auch als Sprengsätze der Integration erweisen.<br />

B. K. S.<br />

Padoa-Schioppa-Bericht. 1986 beauftragte die<br />

Kommission eine Arbeitsgruppe unabhängiger<br />

Wirtschaftswissenschaftler unter der Leitung des<br />

Italieners Tommaso Padoa-Schioppa, einen Bericht<br />

zu erstellen, der die wirtschaftlichen Perspektiven<br />

der europäischen Integration im Hinblick auf die<br />

1986 vollzogene Süderweiterung um Spanien und<br />

Portugal sowie auf den angestrebten �Binnenmarkt<br />

1992 untersucht.<br />

Die 1987 erschienene „Entwicklungsstrategie“ steht<br />

unter dem Motto „Effizienz, Stabilität und Verteilungsgerechtigkeit“.<br />

Effizienz und Stabilität werden<br />

laut Padoa-Schioppa-Bericht durch die stärkere Koordinierung<br />

der makroökonomischen Politik der einzelnen<br />

Mitgliedstaaten, konkret durch die unbedingteRealisierungdesBinnenmarktsunddieSteigerung<br />

der Produktion mittels einer kooperativen Wachstumsstrategie<br />

sowie durch die Weiterentwicklung<br />

des �Europäischen Währungssystems erreicht. Auf<br />

Verteilungsgerechtigkeit zielt die Forderung nach<br />

dem Ausbau der EG-�Strukturfonds und anderer<br />

Darlehensinstrumente ab.<br />

Der Bericht hat Bedeutung erfahren durch seine Entwicklungsprognosen,<br />

voran die Einschätzung eines<br />

jährlichen realen Wirtschaftswachstums von 0,5 %<br />

über einige Jahre hinweg. Die enthaltenen Reformanstöße<br />

wurden in dieser Form allerdings nicht<br />

verwirklicht, da die Kommission ihrerseits 1987 ein<br />

Reformprogramm vorlegte, das als �„Delors-Paket“<br />

1988inBrüsselverabschiedetwurde. B. K. S.<br />

598<br />

P<br />

Dokumente:<br />

Padoa-Schioppa, T. et al.: Effizienz, Stabilität und<br />

Verteilungsgerechtigkeit. Eine Entwicklungsstrategie für das<br />

Wirtschaftssystem der Europäischen Gemeinschaft.<br />

Wiesbaden 1988.<br />

Literatur:<br />

Ziltener, P.: Hat der EU-Binnenmarkt Wachstum und Beschäftigung<br />

gebracht? In: WSI Mitteilungen, 4/2003, S. 221–227<br />

Paneuropa-Union. Nach den leidvollen Erfahrungen<br />

des Ersten Weltkrieges, des Kampfes der europäischen<br />

Nationalstaaten gegeneinander und des<br />

Versäumnisses der Siegermächte, eine europäische<br />

Versöhnung zu schaffen, publizierte der Österreicher<br />

Richard N. Graf �Coudenhove-Kalergi (1894 –<br />

1972) erstmals 1922 aufsehenerregende Zeitungsartikel<br />

(„Paneuropa – ein Vorschlag“, als Alternative<br />

zum Völkerbund ohne die USA, am 17. 11. 1922 in<br />

der Neuen Freien Presse, Wien) über seine Vorstellungen<br />

einer Paneuropäischen (Völker-)Gemeinschaft<br />

„von Portugal bis Polen“. Ihnen folgte 1923<br />

das Buch „Pan-<strong>Europa</strong>“ (Grundgedanke: ein politisch<br />

geeintes <strong>Europa</strong> auf der Grundlage einer<br />

deutsch-französischen Aussöhnung; sonst drohe ein<br />

ZweiterWeltkriegalsgrausamer„Zukunftskrieg“).<br />

Die Paneuropa-Union wurde in demselben Jahr als<br />

erste europäische Einigungsbewegung gegründet.<br />

Ihr traten führende Politiker, Wirtschaftsführer,<br />

(Links-)Intellektuelle aus ganz <strong>Europa</strong> bei. Allerdings<br />

wurde sie nicht zur Massenbewegung. Am ersten<br />

Paneuropa-Kongress 1926 in Wien nahmen ca.<br />

2 000 Teilnehmer aus 24 Nationen teil. Der französische<br />

Außenminister Aristide Briand übernahm das<br />

Ehrenpräsidium (vgl. sein föderal-europapolitisches<br />

Plädoyer auf der Völkerbundstagung 1929, zusammen<br />

mit dem deutschen Außenminister Gustav Stresemann).<br />

Die nach Stresemanns frühem Tod erfolgte<br />

Briand-Initiative zur Schaffung von „einer Art föderativem<br />

Band“ zwischen den europäischen Nationen<br />

scheiterte u. a. an England und den wirtschaftlichen<br />

Verhältnissen (1929: Börsenkrach).<br />

Die deutsche Paneuropa-Union wurde 1933 von Hitler<br />

aufgelöst (der in demselben Jahr aus dem Völkerbundaustrat),dessen–ebensowieStalins–aggressives<br />

Großmachtstreben von Coudenhove frühzeitig

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