Festung Europa
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tem nach dem Ende des Ost-West-Konflikts. München 1991<br />
Deutsche Bundesbank (Hg.): Weltweite Organisationen und<br />
Gremien im Bereich von Währung und Wirtschaft.<br />
Frankfurt/M. 1997<br />
OECD (Hg.): Activities of OECD. Paris (jährlich)<br />
Ostasienpolitik der EU<br />
1. Die Ostasienpolitik der EU wird hier als die Beziehungen<br />
der EU mit den Staaten des Asiatisch-<br />
Pazifischen Raums, der sich zunehmend als regionale<br />
Einheit versteht, definiert. Dieser Politikbereich<br />
umfasst vier Komponenten:<br />
– bilaterale Beziehungen, wie insbes. EU – Japan sowie<br />
EU – Volksrepublik China,<br />
– biregionale Beziehungen, wie in erster Linie zwischen<br />
EU und ASEAN,<br />
– Mitarbeit in gemeinsamen Organisationen der Region,<br />
wie z. B. ASEM<br />
– Mitarbeit in multilateralen Initiativen, wie z. B. in<br />
Bezug auf die Kontrolle des Nuklearpotentials von<br />
Nordkorea.<br />
Die EU-Ostasien-Beziehungen gehören neben den<br />
EU-USA- und den EU-Lateinamerika-Beziehungen<br />
zu den politisch wichtigsten und ökonomisch attraktivsten<br />
„far-abroad“-Politiken der EU und haben für<br />
den Ausbau einer globalen Machtposition der EU<br />
zentrale Bedeutung. Wie in allen derartigen Beziehungen<br />
bzw. im Grundmuster von �GASP und<br />
�ESVP angelegt, ist auch die Ostasienpolitik der EU<br />
durch eine doppelte kooperative Konkurrenz, institutionelle<br />
Widersprüche und Interessen- wie Machtkonflikte<br />
zwischen EU und Mitgliedstaaten auf der<br />
einen Seite und Europäischer Kommission und außenpolitischen<br />
Repräsentanten des Ministerrates<br />
bzw. des zukünftigen Außenministers der EU gekennzeichnet.<br />
Wie auch in der EU-�Lateinamerikapolitik<br />
handelt es sich bei der EU-Ostasienpolitik in<br />
erster Linie um eine von politisch und ökonomischen<br />
Interessen geprägte „weiche“ Machtpolitik unter<br />
Verzicht auf militärische Mittel (mit Ausnahme einer<br />
sehr begrenzten Beteiligung der EU-Mitgliedstaaten<br />
bei peace-keeping-Aktionen im Asiatisch-<br />
Pazifischen Raum), die sowohl aufgrund der Interessenlage<br />
als auch der globalen Positionierung der EU<br />
mit der Politik der USA kooperiert, konkurriert und<br />
konfligiert. Und ähnlich wie bei der Lateinamerikapolitik<br />
der EU sind die Ostasienbeziehungen der Europäischen<br />
Union nicht nur eine Frage gemeinsamer<br />
oder kompatibler Interessen, sondern auch von globalen<br />
Strukturen und der inneren institutionellen wie<br />
Ostasienpolitik<br />
politisch-inhaltlichen Entwicklung der Europäischen<br />
Union.<br />
Die Wahrnehmung Ostasiens in den politischen Eliten<br />
und der Öffentlichkeit <strong>Europa</strong>s und damit auch<br />
die Akzeptanz und Legitimation der EU-Ostasienpolitik<br />
ist wie bei vielen „exotischen“ Themen sowohl<br />
durch positive Mythenbildung als auch durch<br />
Projektion von Ängsten gekennzeichnet. Dies gilt<br />
insbes. für China, das aus kulturellen, ökonomischen<br />
und politischen Gründen häufig im Mittelpunkt des<br />
europäischen Ostasienbildes steht. Die Mythologisierung<br />
Chinas hat eine lange Tradition. Sie reicht<br />
von Marco Polos Bericht über China als fernes wundersames<br />
Land, die Chinoiserie- und Porzellansammelmoden<br />
an den europäischen Höfen bis zur<br />
Mao-Tse-Tung-Begeisterung und Bewunderung der<br />
chinesischen Kulturrevolution unter europäischen<br />
Linksintellektuellen in den 1970er und 1980er Jahren.<br />
Zu den durch negative Projektionen geprägten Vorstellungen<br />
gehören z. B. der Rassismus der Kolonialzeit,<br />
die Beschwörung einer „gelben Gefahr“, die<br />
auch in der heutigen Debatte über die Entwicklung<br />
des chinesischen Militär- und Wirtschaftspotentials<br />
mitschwingt, sowie die in Politik und Publizistik<br />
nach wie vor gepflegten Prognosen eines bevorstehenden<br />
Untergangs des chinesischen Regimes. Die<br />
Wiedervereinigung Hongkongs mit dem chinesischen<br />
Mutterland stellte einen klassischen Fall solcher<br />
Untergangsprognosen dar; der Vergleich der<br />
westlichen Wahrnehmung der inneren Reformpolitik<br />
Gorbatschows und Deng Xiao Pings in der europäischen<br />
Öffentlichkeit ist ein weiteres Beispiel.<br />
Diese Gemengelage aus mangelnder Sachkenntnis,<br />
Projektionen und Eurozentrismus erschweren die<br />
Weiterentwicklung der der EU-Ostasienpolitik zugrundeliegenden<br />
Strategie des konstruktiven Engagements,<br />
eine sinnvolle Verbindung von EU-Interessen<br />
und Wertvorstellungen bei ihrer Umsetzung<br />
sowiedemZieleinerlangfristigenbiregionalenKoalitionsbildung<br />
(ein Ansatz, europäische und chinesische<br />
Menschenrechts- und good-governance-TraditionenmiteinanderinBezugzusetzen,findetsichbei<br />
Roetz, 1992).<br />
2. In der Geschichte der Beziehungen zwischen <strong>Europa</strong><br />
und Ostasien finden sich völlig unterschiedlicheMuster,StrukturenundDynamiken,diesichteils<br />
überlagern und teils miteinander konkurrieren. Der<br />
europäische Kolonialismus vor allem zwischen dem<br />
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