Festung Europa
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Präsidentschaft des Rates<br />
Spanien, Belgien, Ungarn (2010 – 2011),<br />
Polen, Dänemark, Zypern (2011 – 2012),<br />
Irland, Litauen, Griechenland (2013 – 2014),<br />
Italien, Lettland, Luxemburg (2013 – 2015)<br />
Niederlande, Slowakei, Malta (2016 – 2017),<br />
Großbritannien,Estland, Bulgarien(2017 – 2018),<br />
Österreich, Rumänien, Finnland (2019 – 2020).<br />
2. Arbeitsweise: Bis zum Inkrafttreten des Verfassungsvertrags<br />
wird das bisherige System beibehalten.<br />
Demzufolge ist während der Ratspräsidentschaft<br />
das Vorsitzland für Einberufung, Vorbereitung<br />
und Leitung aller Sitzungen der EU zuständig.<br />
EsunterzeichnetindieserZeitdieRechtsaktedesRates,<br />
vertritt diesen vor dem Europäischen Parlament<br />
(EP) und nach außen. Höhepunkt und zumeist auch<br />
Abschluss der Ratspräsidentschaft ist die Einberufung<br />
des �Europäischen Rates (ER). Dabei treten die<br />
Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten<br />
zusammen und beraten in der Regel besonders<br />
wichtige EU-Vorlagen bzw. Themen von allgemeiner<br />
politischer Bedeutung für die EU. Der Mitgliedstaat,<br />
der den Vorsitz im Rat innehat, ist gehalten,<br />
während der Zeit der Ratspräsidentschaft bei der<br />
Verfolgung eigener Interessen Zurückhaltung zu<br />
üben und sich statt dessen unparteiisch für Fortschritte<br />
der Gemeinschaftspolitik einzusetzen.<br />
Der Ratsvorsitz bietet die Chance, europapolitische<br />
Akzente zu setzen und für wichtig erachtete Vorhaben<br />
voranzutreiben. Aus diesem Grund ist jedem<br />
Mitgliedstaat daran gelegen, die Zeit seiner Ratspräsidentschaft<br />
zur Durchsetzung bestimmter Prioritäten<br />
zu nutzen. So ist es üblich geworden, dass der<br />
RatsvorsitzseinepolitischenSchwerpunkteineinem<br />
Arbeitsprogramm zusammenfasst, das Ziele und oftmals<br />
auch Termine vorgibt. In den letzten Jahren hat<br />
es sich eingespielt, dass zwei aufeinander folgende<br />
Präsidentschaften jeweils ihr Arbeitsprogramm abstimmen.<br />
Die Ratspräsidentschaft wird von den jeweiligen Regierungen<br />
gezielt genutzt, eine größere Sichtbarkeit<br />
der europäischen Politik im eigenen Land zu erzeugen<br />
und umgekehrt den Bekanntheitsgrad bei den<br />
EU-Partnern zu steigern. So finden zahlreiche Fachministerräte,<br />
Konferenzen und Ausschusssitzungen<br />
im jeweiligen Vorsitzland statt. Die Praxis, die halbjährlichen<br />
Gipfeltreffen der europäischen Staatsund<br />
Regierungschefs im Vorsitzland abzuhalten, ist<br />
eingestellt worden. In einer Erklärung zum Nizza-<br />
Vertrag wurde festgelegt, dass ab dem Jahr 2002 pro<br />
614<br />
Ratspräsidentschaft jeweils eine Tagung des Europäischen<br />
Rates in Brüssel abzuhalten ist. Sobald die<br />
Union achtzehn Mitglieder zählt, sollen alle Tagungen<br />
des Europäischen Rates in Brüssel stattfinden.<br />
Dies ist seit der Erweiterung vom 1. 5. 2004 der Fall,<br />
ausschlaggebend für diese Neuregelungen waren<br />
praktisch-organisatorische Erwägungen sowie Sicherheitskriterien.<br />
Von der guten Vorbereitung der Beratungsvorlagen,<br />
vom Geschick der Verhandlungsführung und der Fähigkeit,<br />
für alle Mitgliedstaaten akzeptable Kompromisslinien<br />
zu entwickeln, hängt in hohem Maße der<br />
Erfolg einer Ratspräsidentschaft ab. Die Arbeitsbelastung<br />
während der Präsidentschaft ist erheblich, da<br />
das Vorsitzland nicht nur auf Ratsebene, sondern<br />
auch im Ausschuss der Ständigen Vertreter und in<br />
den Ratsarbeitsgruppen sowie in der �Gemeinsamen<br />
Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) den Vorsitz<br />
führt.DieserleichtertzwardieVorbereitungundKoordination<br />
der Ratstagungen, da die Verhandlungsführung<br />
bei den Beratungsvorlagen auf allen Arbeitsebenen<br />
in einer Hand liegt, bindet auf der anderen<br />
Seite aber in hohem Maße personelle Kapazitäten.<br />
Aus diesem Grunde erhält das jeweilige Vorsitzland<br />
nicht nur technische Unterstützung vom GeneralsekretariatdesRates,sondernauchinhaltlicheBeratung<br />
durch die sog. �Troika. Sie hat sich zu einer<br />
wichtigen funktionellen Klammer entwickelt, da sie<br />
über die wechselnden Ratsvorsitze hinweg für die<br />
Kontinuität der Arbeit und die optimale Vorbereitung<br />
des Ratsvorsitzes sorgt. Dies gilt in besondere<br />
Weise für die Beratungsvorlagen, die unter den Mitgliedstaaten<br />
kontrovers sind und auf den Tagesordnungen<br />
mehrerer Ratspräsidentschaften stehen, bevor<br />
sie abgeschlossen werden.<br />
3. Perspektiven. Die im Verfassungsvertrag 2004<br />
vorgesehenen Neuerungen für die Ratspräsidentschaft<br />
stehen für den Versuch, die Arbeitsweise der<br />
EU-Institutionen an geänderte Rahmenbedingungen<br />
anzupassen.DieErweiterunghatdieNotwendigkeit,<br />
effiziente und handlungsfähige Strukturen und Verfahren<br />
zu entwickeln, weiter erhöht. Die stetig gewachsenen<br />
Zuständigkeiten in der Außen- und Sicherheitspolitik<br />
haben den Bedarf nach Sichtbarkeit<br />
und personeller Kontinuität steigen lassen.<br />
Der Verfassungsvertrag 2004 sieht eine neue Arbeitsteilung<br />
zwischen dem auf zweieinhalb Jahre gewähltenEU-Präsidentenunddenanderthalbjährigen<br />
Teampräsidentenschaften vor. Während der Präsi-