Festung Europa
Festung Europa
Festung Europa
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
lanz (Fünfjahresbilanz) der Lissabonstrategie durch<br />
eineHochrangigeGruppeunterdemehemaligenniederländischen<br />
Ministerpräsidenten Wim Kok ausarbeiten<br />
zu lassen (Ziff 48 der Schlussfolgerungen des<br />
Vorsitzes). Der Bericht „Die Herausforderung annehmen<br />
– Die Lissabon-Strategie für Wachstum und<br />
Beschäftigung“wurdeam3.11.2004derKommission<br />
und dem Europäischen Rat (für seine Sitzung am<br />
4./5. 11. 2004 in Brüssel) abgeliefert (vgl. �Lissabon-Strategie<br />
Ziff. 4).<br />
Der Kok-Bericht nahm zum bisherigen Ergebnis der<br />
Lissabon-Strategie eine kritische Position ein<br />
(„mangelnde Schwungkraft“), kritisierte ihre Überfrachtung<br />
mit 28 Haupt- und 120 untergeordneten<br />
Zielen und 117 verschiedenen Indikatoren und<br />
schlugdieFestlegungeinesbegrenztenRahmensaus<br />
14 Zielen und Indikatoren vor (S. 49). Außerdem<br />
habe die offene Koordinierungsmethode die in sie<br />
gesetzten Erwartungen „bei weitem nicht erfüllt“;<br />
auch die Gemeinschaftsmethode habe nicht das geleistet,<br />
was von ihr erwartet wurde (S. 48). Zu dem<br />
die Bildung betreffenden Bereich nahm der Bildungsministerrat<br />
am 21. 2. 2005 in Schlussfolgerungen<br />
Stellung. Darin wird erneut die Notwendigkeit<br />
von Investitionen in das Bildungssystem, die Förderung<br />
des lebenslangen Lernens, die Schaffung eines<br />
Europäischen Raums der Bildung und Ausbildung<br />
und die verstärkte Zusammenarbeit im Rahmen der<br />
offenen Koordinierungsmethode angemahnt. Zu der<br />
PositionderBundesregierungzumKok-Berichtvom<br />
18. 11. 2004 beschloss der Bundesrat am 18. 2. 2005<br />
eine Stellungnahme (BR.Drs. 917/04).<br />
In ihrer Stellungnahme zur Halbzeitbilanz nahm die<br />
Kommission (KOM 2005/24 endg.) die Kritik auf<br />
und schlug eine Straffung der Strategie vor. Die Lissabon-Strategie<br />
sei auf die zentralen Aufgaben<br />
Wachstum und Arbeitsplätze zu konzentrieren. Für<br />
den Bildungsbereich wird empfohlen:<br />
– mehr Investitionen in die allgemeine und berufliche<br />
Bildung und Forschung,<br />
– Vollendung des Europäischen Hochschulraums<br />
(�Bologna-Prozess),<br />
– nationale Strategien für lebenslanges Lernen zu<br />
entwickeln,<br />
– vereinfachte gegenseitige Anerkennung beruflicher<br />
Qualifikationen.<br />
MitBezugaufdieFrühjahrsorientierungendesEuropäischen<br />
Rates sollten nationale Aktionsprogramme<br />
(mitnationalenKoordinatoren)entwickeltwerden.<br />
Lissabon-Strategie im Bildungsbereich<br />
Der Frühjahrsgipfel 2005 des Europäischen Rates:<br />
Der Europäische Rat begrüßte auf seiner Frühjahrstagung<br />
am 22./23. 3. 2005 in Brüssel den Halbzeitbericht<br />
und bat die Kommission, den Rat und die Mitgliedstaaten,<br />
„die Strategie neu zu beleben“; im Einzelnen:<br />
– Forschung, Bildung und Innovation in all ihren<br />
Formen zu intensivieren,<br />
– Einsetzung eines Europäischen Forschungsrates,<br />
der Spitzen- und Grundlagenforschung unterstützen<br />
soll,<br />
– Verringerung der Zahl der Schulabbrecher,<br />
– Lebenslanges Lernen für alle in Schulen, Unternehmen<br />
und Haushalten,<br />
– Weiterentwicklung des europäischen Bildungsraums<br />
durch Förderung der geografischen und beruflichen<br />
Mobilität, Einführung des �<strong>Europa</strong>sses, Annahme<br />
der Richtlinien über die Anerkennung der Berufsqualifikationen<br />
im Jahr 2005 und des europäischen<br />
Qualifikationsrahmens im Jahre 2006,<br />
– Zusammenfassung der bisherigen nationalen Berichte<br />
über die Umsetzung der Lissabonner Strategie<br />
in einem einzigen Dokument.<br />
Für den Fortgang der Lissabon-Strategie im Bildungsbereich<br />
und mit Hinblick auf den nächsten<br />
ZwischenberichtimJahr2006wurdefürdieBundesrepublik<br />
vereinbart, künftig einen gemeinsamen<br />
Bund/Länder-Bildungsbericht für Deutschland herauszugeben,<br />
der das gesamte Feld der Bildung vom<br />
Elementarbereich bis zur Erwachsenenbildung umfasst.<br />
Hierfür wurde eine Steuerungsgruppe auf<br />
Staatssekretärsebene (Vertretung von Bund und<br />
Ländern unter Beteiligung des Generalsekretärs der<br />
KMK) gebildet, die durch einen wissenschaftlichen<br />
Beirat beraten wird.<br />
Die Lissabon-Strategie ist alljährlich Gegenstand<br />
der Frühjahrsberichte der Kommission und das einzige<br />
Dokument auf der Tagesordnung der Frühjahrstagungen<br />
des Europäischen Rates.<br />
Rechtliche Würdigung: Die Lissabon-Strategie<br />
deckt mit ihren ehrgeizigen Zielen auch Bereiche ab,<br />
für die nicht die EU, sondern ausschließlich die Mitgliedstaaten<br />
zuständig sind. Die herkömmliche, auf<br />
dem Vorschlagsmonopol der Kommission beruhende„Gemeinschaftsmethode“wirdinsoferndurchdie<br />
offene Methode der Koordinierung „ergänzt“, die<br />
die freiwillige Zusammenarbeit und Selbstkoordinierung<br />
der Mitgliedstaaten voraussetzt. Hieraus ergeben<br />
sich zahlreiche Probleme für die Substanz und<br />
511