Festung Europa
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Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE)<br />
dern ist die OSZE die größte Sicherheitsorganisation<br />
in <strong>Europa</strong>, die operative Aufgaben im Bereich von<br />
Krisenfrühwarnung und -prävention, Konfliktregulierung<br />
und -nachsorge erfüllt.<br />
2. Historische Entwicklung: Die KSZE, eine Folge<br />
unregelmäßiger Konferenzen von 35 Staaten (alle<br />
europäischen Staaten außer Albanien sowie die USA<br />
und Kanada), diente in der Zeit der Ost-West-<br />
Konfrontation als wichtiges Forum für den Dialog<br />
zwischen Ost und West und damit als wesentliches<br />
politisches Instrument zur Einhegung und Risikominderung<br />
dieses strategischen Konflikts. Die am<br />
1. 8. 1975 in Helsinki unterzeichnete „Schlussakte“<br />
hat, obgleich kein völkerrechtlicher Vertrag, mit ihrem<br />
Regelwerk politisch verbindlicher Verpflichtungen<br />
normativ-politische Maßstäbe für den weiteren<br />
Prozess der Entspannung, Annäherung und Zusammenarbeit<br />
in <strong>Europa</strong> gesetzt.<br />
Die zehn Prinzipien der Schlussakte von Helsinki<br />
lauten:souveräneGleichheitderStaaten,Enthaltung<br />
der Androhung oder Anwendung von Gewalt, UnverletzlichkeitderGrenzen,territorialeIntegritätder<br />
Staaten, friedliche Regelung von Streitfällen, Nichteinmischung<br />
in innere Angelegenheiten, Achtung<br />
der Menschenrechte und Grundfreiheiten, Gleichberechtigung<br />
und Selbstbestimmungsrecht der Völker,<br />
Zusammenarbeit zwischen den Staaten, Erfüllung<br />
völkerrechtlicher Verpflichtungen nach Treu und<br />
Glauben.<br />
Von diesen Prinzipien erlangten diejenigen, die aus<br />
westlicher Sicht auf die Transformation des Ost-<br />
West-Konflikts zielten, größere Bedeutung als die,<br />
welche aus östlicher Perspektive den politischen und<br />
territorialen Status quo sichern sollten. Insbesondere<br />
das Prinzip der Menschenrechte und Grundfreiheiten<br />
diente Bürgerrechtlern und Dissidenten in den<br />
Ostblockstaaten als Berufungsgrundlage und führte<br />
dazu, dass die Einforderung der Menschenrechte im<br />
KSZE-Rahmen nicht mehr als bloße Einmischung in<br />
innere Angelegenheiten abgewehrt werden konnte.<br />
Das Ende des Sowjetsystems Ende der 1980er, Anfangder1990erJahreführtezueinemgrundlegenden<br />
FunktionswandelderKSZE.Inder„ChartavonParis<br />
für ein Neues <strong>Europa</strong>“ von 1990 bekannten sich alle<br />
Teilnehmerstaaten zu westlichen Werten und Zielvorstellungen<br />
wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit,<br />
Marktwirtschaft und sozialer Gerechtigkeit.<br />
Auf der Grundlage dieser Wertegemeinschaft konnte<br />
die KSZE, ab 1995 die OSZE zu einem regionalen<br />
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Instrument der Krisenfrühwarnung und -prävention,<br />
Konfliktregulierung und -nachsorge ausgebaut werden.<br />
Seit Helsinki 1992 versteht sich die OSZE als<br />
„regionale Abmachung“ im Sinne von Kapitel VIII<br />
der VN-Charta. Der Sicherheitsbegriff der OSZE<br />
schließt die politisch-militärische, die menschliche<br />
sowie die wirtschaftliche und Umweltdimension ein<br />
und entspricht damit einem modernen multidimensionalen<br />
Sicherheitsverständnis, das die flexible BearbeitungderKonfliktpotentialein<strong>Europa</strong>erlaubt.<br />
3. Aktueller Stand: Die derzeitige Lage der OSZE<br />
wird durch drei grundlegende, teils widersprüchliche<br />
Trends geprägt: Erstens hat sie sich zu einer hoch<br />
operativen Organisation für Krisenprävention und<br />
-regulierung sowie für die Einhaltung von Demokratie-<br />
und Menschenrechtsstandards entwickelt. Zweitens<br />
hat die OSZE durch die Erweiterung der EU auf<br />
25 Mitgliedstaaten und die Entwicklung eigener Instrumente<br />
ziviler Krisenbearbeitung durch die Europäische<br />
Union ihr vormaliges Monopol in diesem<br />
Bereich verloren. Drittens stoßen die Aktivitäten der<br />
OSZE auf wachsende Kritik durch Russland und andere<br />
GUS-Staaten.<br />
3.1 Krisenfrühwarnung und -prävention, Konfliktregulierung<br />
und -nachsorge: Wichtigstes operatives<br />
InstrumentderOSZEsindseit1992ihregegenwärtig<br />
17Feldoperationen,diezuZweckenvonKrisenfrühwarnung<br />
und -prävention, Konfliktlösung und<br />
-nachsorge mit Zustimmung der betreffenden Staaten<br />
eingerichtet wurden. Alle Feldaktivitäten der<br />
OSZE sind in Folgestaaten der Sowjetunion (Armenien,<br />
Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Kasachstan,Kirgisistan,Moldau,Tadschikistan,Turkmenistan,<br />
Ukraine, Usbekistan), in Albanien sowie in Folgestaaten<br />
Jugoslawiens bzw. Teilgliederungen desselben<br />
(Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Kroatien,<br />
Mazedonien, Serbien und Montenegro) tätig. Dabei<br />
variieren die Bezeichnungen dieser Feldoperationen<br />
(Mission, Büro, Zentrum etc.) ebenso wie ihr Personalumfang<br />
(von vier bis zu mehreren hundert internationalen<br />
Mitarbeitern). Die Mandate sind der jeweiligen<br />
politischen Situation angepasst und schließen<br />
u. a. Menschenrechtsfragen, Vermittlung zwischen<br />
Konfliktparteien, Integration von Minderheiten,<br />
Aufbau demokratischer Organisationen, Polizeireformen<br />
und Grenzüberwachung ein. Die derzeit<br />
größte OSZE-Mission ist diejenige im Kosovo<br />
(OMIK), die einen der drei Pfeiler der übergreifenden<br />
UN Interim Administration Mission in Kosovo