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Festung Europa

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zung der Agrarflächen aufgrund erhöhten Düngemittel-<br />

und Pestizideinsatzes;<br />

– die Lagerbestände der EU;<br />

– das Interventionspreissystem, da sich die Landwirtschaft<br />

kaum um Absatzmöglichkeiten für ihre<br />

Produkte kümmern muss.<br />

7. Entwicklung des GAP-Reformprozesses: Zahlreiche<br />

Reformen wurden begonnen, um vor allem der<br />

Überschussproduktion entgegenzuwirken. Der Reformprozess<br />

begann 1979 mit ersten Maßnahmen<br />

zur Reduzierung der Überschüsse an Molkereiprodukten<br />

(Mitveranwortungsabgabe der Landwirte für<br />

Lagerung und Absatz von Überschüssen). 1984 wurden<br />

Produktionsquoten für Milch eingeführt und<br />

1988 auf die meisten anderen Bereiche übertragen.<br />

EinAnwachsenderÜberschussproduktionenkonnte<br />

mit diesen Reformansätzen nicht entscheidend verhindert<br />

werden. Deshalb beschloss der Rat im Juni<br />

1992 eine grundlegende Reform, die bis 1997 stufenweise<br />

realisiert wurde. Das veränderte System der<br />

Förderung bestraft die Überproduktion und rückt andere<br />

Leistungen stärker in den Vordergrund. Sie bildet<br />

damit auch den Kern einer Strategie zur Entwicklung<br />

des ländlichen Raumes. Grundprinzipien sind<br />

u. a.<br />

– die stärkere Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte<br />

in der Agrarproduktion;<br />

– derSchutzderUmwelt,derLandwirtschaftundder<br />

natürlichen Ressourcen;<br />

– das Marktgleichgewicht und der Abbau der Exportaktivitäten<br />

durch Produktionsverringerung und<br />

– die Umwandlung der Marktordnungsausgaben in<br />

direkte Beihilfen.<br />

Die Reform betraf vor allem Getreide, Ölsaaten, Eiweißpflanzen<br />

und die Rindfleischerzeugung. Sie beinhaltet<br />

im Wesentlichen Preissenkungen und Flächenstilllegungen.<br />

Als Entschädigungen für ihre<br />

Einkommensverluste erhalten die Landwirte Direktbeihilfen.<br />

Die Reform war für den Welthandelsprozess 1993<br />

erforderlich und veränderte entscheidend die Rahmenbedingungen<br />

für Landwirte in der Union:<br />

– Direkttransfers bestimmen die Einkommenshöhe<br />

der Betriebe; sie sind an die Fläche gekoppelt; damit<br />

bestimmt die Ausstattung mit dem Produktionsfaktor<br />

Boden das Einkommenspotenzial usw.<br />

– Durch die Reform wird für die Landwirte der Anbau<br />

nachwachsender Rohstoffe attraktiver, da auf<br />

stillgelegten Flächen (bei voller Stilllegungsprämie)<br />

Gemeinsame Agrarpolitik<br />

Erzeugnisse angebaut werden können, die nicht in<br />

derNahrungsmittelproduktionVerwendungfinden.<br />

Mit der �Agenda 2000 kam es zu weiteren Reformansätzen.<br />

Ziele des Reformprozesses im Rahmen der<br />

Agenda 2000 (vorgelegt 1997) waren die Erweiterungsfähigkeit<br />

der Union und die Fortentwicklung<br />

der weltweiten Märkte im Rahmen der �WTO-Verhandlungen<br />

(1999).<br />

Die Kommission vertrat die grundlegende Position,<br />

dass die Union den Weg zu einer mehr marktorientierten<br />

Landwirtschaft einschlagen sollte: wettbewerbsfähig,<br />

marktorientiert und umweltfreundlich.<br />

Gleichzeitig gab die Kommission den Mitgliedsländern<br />

Gelegenheit, ihre regionalen Besonderheiten<br />

stärker zu berücksichtigen (Dezentralisierung in einemgemeinschaftlichenRahmen).DieKommission<br />

wollte vor allem weg von den Preisstützungsmaßnahmen<br />

und hin zu direkten Einkommenshilfen.<br />

Gleichzeitig wurden die Stützpreise deutlich gesenkt:fürGetreideum20%,fürRindfleischum30%<br />

und für Milch um 10 %. Die Preissenkungen wurden<br />

durchdirekteAusgleichszahlungenandieLandwirte<br />

abgemildert.<br />

Neben den veränderten Stützpreisen stellte die<br />

Strukturpolitik in der Agenda 2000 den zweiten inhaltlichen<br />

Schwerpunkt dar. Zur Förderung der<br />

nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raumes<br />

wurden insbes. Instrumente zur Förderung des Umweltschutzes<br />

in der Landwirtschaft entwickelt. Von<br />

Bedeutung sind dabei Dienstleistungen, die Landwirten<br />

besondere Anstrengungen abverlangen, z. B.<br />

ökologischer Landbau und die Erhaltung naturnaher<br />

Lebensräume. Die Agenda 2000 war eine wichtige<br />

Vorstufe zur „Agrarwende“, der Reformbemühungen<br />

ab 2003, die mit den Jahren 2005/2006 Kernstück<br />

der GAP ist.<br />

8. Die Reform 2003 („Agrarwende“): Die „Agrarwende“<br />

ist als Eingeständnis der Union zu werten,<br />

dass die GAP des alten Stils versagt hat. Hergebrachte<br />

Instrumente wie Stützungspreise, Exporterstattungen<br />

und produktionsbezogene Prämien führten<br />

weder zu einem Gleichgewicht der Märkte noch zu<br />

einer gerechten Einkommensverteilung.<br />

Nahrungsmittelskandale wie BSE oder hormonverseuchte<br />

Tiernahrung machten deutlich, dass die<br />

Union bei der Lebensmittelherstellung statt auf<br />

Quantität auf Qualität setzen muss. Die Landwirte<br />

erhalten mit der Reform ihre Zahlungen nicht ohne<br />

Gegenleistung. Voraussetzung ist die Erfüllung ho-<br />

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