Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Boris Michel<br />
gleiche – Migration würde sich folglich selbst überflüssig machen. 13 Eine<br />
zeitlich entgrenzte und politisch signifikante Rolle für staatliches Handeln<br />
und die gesellschaftlichen Verhältnisse des Landes in den kommenden Jahrzehnten<br />
wurde Arbeitsmigration zu diesem Zeitpunkt nicht zugesprochen.<br />
Seit dem Sturz von Marcos 1986 und der anschließenden Phase der<br />
Demokratisierung hat sich dies drastisch geändert. Jede folgende Regierung<br />
sah sich mit einer wachsenden ökonomischen, sozialen und politischen Bedeutung<br />
von Arbeitsmigration konfrontiert, die sich nicht nur auf die direkt<br />
Betroffenen und deren Familien bezieht, sondern auf das gesamte politische<br />
und gesellschaftliche Leben des Landes (wenn auch regional und sozial differenziert<br />
und mit der Tendenz, regionale und soziale Ungleichheiten zu verschärfen).<br />
Regierungen und ihre Legitimität werden seither zu einem nicht<br />
unerheblichen Teil an ihrer Fähigkeit bemessen, Migration zu managen, neue<br />
Felder der Migration zu erschließen und für das Wohlergehen und die Anerkennung<br />
der im Ausland lebenden Staatsangehörigen zu sorgen. Ursprünglich<br />
als kurzfristige Maßnahmen der Krisenbewältigung angelegte Programme<br />
zur Organisation von Arbeitsmigration entwickelten sich im Laufe der<br />
Zeit zu einem ausgeklügelten System staatlichen und nicht-staatlichen Migrationsmanagements.<br />
Dieses zielt neben der konkreten Organisierung von<br />
Migration sowie bestimmten Formen von Beratung und Unterstützung zunehmend<br />
auf eine Optimierung der Verwertungschancen von philippinischer<br />
Arbeitskraft im internationalen Wettbewerb. So wurden zahlreiche Programme<br />
aufgelegt, welche die Qualifikation und Ausbildung von potentiellen<br />
ArbeitsmigrantInnen auf spezifische Bedürfnisse der internationalen Arbeitsmärkte<br />
zuschnitten (beispielsweise im Gesundheitssektor). Während die<br />
Empfängerstaaten und suprastaatliche Institutionen wie die EU oder IOM<br />
zunehmend versierte Formen von Migrationsmanagement entwickeln, um<br />
eine Regulation von Migrationsdynamiken quasi von den Interessen der<br />
Nachfrageseite her zu organisieren – wenngleich Advokaten des Migrationsmanagement<br />
dieses als eine umfassende Strategie begreifen, die zum<br />
Nutzen und im Interesse aller Beteiligter sei – ließe sich dies als ein Migrationsmanagement<br />
im Sinne und im Interesse der Angebotsseite beschreiben. 14<br />
13 Tyner, The Philippines, S. 57; siehe auch Samers, Migration.<br />
14 Martin Geiger/Antoine Pécoud, The Politics of International Migration Management,<br />
in: dies. (Hg.), The Politics of International Migration Management, S. 1–20;<br />
Bimal Gosh, Managing Migration. Time for a New International Regime?, Oxford<br />
2000; Fabian Georgi, Migrationsmanagement in Europa. Eine kritische Studie am<br />
Beispiel des International Centre for Migration Policy Development (ICMPD), Saarbrücken<br />
2007; ähnlich argumentiert Kalm aus einer stärker gouvernementalitätstheoretischen<br />
Perspektive: Sara Kalm, Governing Global Migration, Diss., Department<br />
of Political Sciences, Lund University 2008; dies., Liberalizing Movements?<br />
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