Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Migration in der Geographischen Entwicklungsforschung<br />
– Inwieweit üben Entwicklungs- und Migrationspolitiken einen Einfluss auf<br />
die Art der Migrationsbewegungen und auf den Nexus Migration und Regionalentwicklung<br />
aus?<br />
– Welche Faktoren und Prozesse können einen Wandel vom brain drain zum<br />
brain gain vor allem mit Blick auf betroffene Entwicklungsländer bewirken,<br />
und welche lassen eventuell tatsächlich für Herkunfts- und Zielländer<br />
eine win-win-Situation entstehen?<br />
In der modernen Migrationsforschung werden inhaltlich zunehmend die<br />
Entwicklungsprozesse thematisiert, die durch Wissens- und Technologietransfer<br />
angestoßen werden. In diesem Kontext stehen nicht nur die durch<br />
Remigranten induzierten Entwicklungsimpulse im Blickfeld; vielmehr geht<br />
es um die Formen des Transfers und der Zusammenarbeit, die von Migranten<br />
oder Diasporagemeinden von den Aufnahmeländern aus auf den Weg<br />
gebracht werden. Eine von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />
(GTZ, heute GIZ) in Auftrag gegebene Studie50 entschlüsselte vielfältige Unterstützungsleistungen<br />
für die Herkunftsländer der Immigranten, die von<br />
Engagements im wirtschaftlichen Bereich und der Investition in soziale Infrastruktur<br />
bis zu gemeinnützigen Tätigkeiten und bis zur Unterstützung der<br />
politischen Entwicklung im Heimatland reichten. Als ein wichtiges Detailergebnis<br />
arbeitet die Studie heraus, dass »ein hoher Integrationsgrad sowie<br />
eine gute soziale Stellung« der Migranten sich positiv auf ihre transnationalen<br />
Transfer- und Entwicklungsaktivitäten auswirken. 51<br />
4 Ausblick: zur Praxisrelevanz der Kooperation von geographischer<br />
Entwicklungs- und Migrationsforschung<br />
Im politischen Raum gibt es wenige konkrete Versuche, aber umso mehr allgemeine<br />
Überlegungen, das Potenzial von Migranten so auszuschöpfen, dass<br />
es allen daran beteiligten Akteuren und Ländern bzw. Staatengemeinschaften<br />
zugutekommen kann: einmal den Migranten selbst, dann dem aufnehmenden<br />
Land und schließlich dem Herkunftsland. Über die möglichen Bedingungen<br />
einer solchen triple-win-Situation gibt es bisher weder genügend<br />
wissenschaftliche Forschungen noch entwicklungspraktische Implementierungsversuche.<br />
Es existiert offensichtlich ein großer Nachholbedarf in der<br />
wissenschaftlichen Bearbeitung des Nexus zwischen Migration und Entwicklung<br />
gerade auch unter dem Gesichtspunkt entwicklungspolitischer<br />
Umsetzungsfragen. Häufig werden zwar anspruchsvolle entwicklungspoliti-<br />
50 Tatjana Baraulina u.a., Ägyptische, afghanische und serbische Diasporagemeinden<br />
und ihre Beiträge zur Entwicklung ihrer Heimatländer, hg.v.d. Deutschen Gesellschaft<br />
für Technische Zusammenarbeit (GTZ), Eschborn 2006.<br />
51 Ebd., S. 6.<br />
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